"Erste Sitzung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche" - Holzstich, koloriert, um 1890, nach zeitgen. Zeichnung von Vantadour

Am 18. Mai 1848 versammelten sich in der Frankfurter Paulskirche die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Es ist die Initialzündung für die Demokratie in Deutschland. Seither gilt die Paulskirche als Wiege der deutschen Demokratie. Was geschah genau?

Im Jahr 1848 ist Frankfurt die Hauptstadt von Deutschland – genauer des Deutschen Bundes, denn das Deutsche Reich wird erst 1871 gegründet, sagt Dorothee Linnemann vom Historischen Museum in Frankfurt: "Das ist oft nicht so im Blick, aber Frankfurt war der diplomatische Sitz des Deutschen Bundes. Nach 1815 mit der Gründung des Deutschen Bundes bekam Frankfurt mit dem Palais Thurn und Taxis, was heute ja an der Zeil steht, auch einen Hauptstadt Charakter durch diese diplomatische Vertretung."

In Frankfurt tagen 1848 die Vertreter der sehr absolutistischen deutschen Fürsten verabschieden hier Gesetze für ihre Mitgliedstaaten. Im Februar des gleichen Jahres brodelt es auf der anderen Rheinseite. In Paris veranstalten die Franzosen eine Revolution – zum dritten Mal schon – diesmal wird ihr König aber nicht guillotiniert, Louis Philippe gelingt die Flucht nach England.

"War nicht mehr rückgängig zu machen"

Paris ist 1848 übrigens die drittgrößte deutsche Stadt. Rund 65.000 Deutsche leben dort – so viele wir in ganz Frankfurt. Die meisten von ihnen im Exil, so wie Heinrich Heine oder Karl Marx, die übrigens eng befreundet waren und sich ein demokratisches, soziales Deutschland wünschen. Sie tragen den revolutionären Funken nach Frankfurt. Im März 1848 gehen die Frankfurter auf die Straße, sagt Professor Wolfgang Bunzel. Leiter der Romantikforschung am Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt: "Es gibt dann Barrikaden, es gibt Volksaufstände und plötzlich muss dann etwa der preußische König den Hut ziehen vor dem Volk und Rechte nun zugestehen, die vorher immer verweigert wurden. Also es ist eine einmalige Konstellation in der deutschen Geschichte."

Showdown - zwischen dem Drang nach Freiheit und dem Zeitalter der Unfreiheit. In den 34 deutsche Staaten und vier freien Reichsstädten verlangen die Menschen mehr Rechte. Im Großherzogtum Baden geht die Revolution los. Zwischen März 1848 und Juli 1849 erheben sich die Menschen überall und erkämpfen zum ersten Mal individuelle Rechte. "Also die Märzrevolution war im Grunde so etwas wie die Initialzündung einer Bewegung, die nicht mehr rückgängig zu machen war"

Vorläufer des heutigen Grundgesetzes

Am 18. Mai 1848 kommt in der Frankfurter Paulskirche zum ersten Mal eine frei gewählte Nationalversammlung zusammen- Es ist das vorläufige Parlament des entstehenden Deutschen Reiches. Und zum allersten Mal in der deutschen Geschichte wird eine Verfassung verabschiedet. Für den Historiker Wolfgang Bunzel, der Vorläufer des heutigen Grundgesetzes: "Das ist das Markante dieses Datums, dass es eine Wasserscheide ist, die das Vorher von einem Nachher trennt und die uns deswegen im Rückblick stark mit diesem Ereignis verbindet, weil wir unsere bestehende Gesellschaftsform und unsere politische Ordnung direkt zurückführen können auf die Paulskirche."

Und die damit zurecht als die Wiege der deutschen Demokratie bezeichnet werden kann. Der Mai 1848 ist der Beginn eines modernen deutschen Staates.

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