Lkw Elefantenrennen

Das Image von Lkw-Fahrern könnte besser sein. Die Arbeitsbedingungen für die Fahrer ebenfalls. Die Folge: Knapp 80.000 fehlen in Deutschland. Das könnte Auswirkungen für die gesamte Gesellschaft haben. Aber ist der Job wirklich so schlimm wie sein Ruf? Unser Reporter hat sich umgehört.

Für Rüdiger Konrad geht es um sechs Uhr morgens los, fast jeden Tag. Er fährt für eine Spedition im mittelhessischen Langgöns. Was und wohin, das weiß er vorher nicht. Kein Tag ist wie der andere, Konrad gefällt das. Heute geht es nach Worms, mit Retouren aus Supermärkten. Er sei aber auch fast 30 Jahre Fernverkehr gefahren, viel ins Ausland. "Man ist auch irgendwie in so einer Mühle drin. Die nächste Tour und am besten noch weiter und gleich eine Anschlusstour, die noch weiter geht. Ich weiß auch nicht, das ist wie so ein Zwang manchmal."

So wie Konrad das sagt, klingt es auch nach Leidenschaft. Lkw-Fahrer, das ist für ihn ein Traumjob. Mit seinen 66 Jahren könnte er eigentlich gemütlich die Rente genießen. Macht er aber nicht. Und die Spedition ist heilfroh darüber.

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7 Tage ... im Lkw - Traumjob Trucker?

Der Artikel basiert auf einem Selbsversuch von hr-Reporter Simon Rustler - zu sehen in der ARD-Mediathek: [mehr]

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Schlechtes Image der Fahrer

Denn es gibt zu wenige Fahrer, sagt Disponent Kurt Metz - auch schon im Rentenalter: "Es weiß doch gar keiner, was die für die Gesellschaft leisten. Was die für die Industrie leisten, was die für uns alle leisten. Dass der Joghurt pünktlich da ist, dass die Wurst pünktlich da ist, dass die Kartoffeln pünktlich da sind, dass man einkaufen kann. Wer macht denn das? Die Leute hier, die man auf der anderen Seite dann verdammt, verflucht und ihnen dann alles mögliche nachsagt, dass sie die Umwelt verschmutzen, dass sie die Verkehre behindern, dass sie Staus verursachen. Da will ich doch keiner mehr Lkw-Fahrer werden."

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"Das Thema" als Podcast: Überfrachtet? Lkw-Wahn auf deutschen Autobahnen

Lkw stehen auf dem Parkplatz der Raststätte Eichelborn-Nord an der BAB 4 zwischen Weimar und Erfurt (dpa)
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Einer, der gerade den Führerschein macht, ist der 35-jährige Ahmed. Er hat früher für eine Elektromarkt-Kette gearbeitet. Dort sei er auch täglich draußen gewesen und habe Auslieferungen gemacht. Und dabei habe er schnell festgestellt: "Hey, das macht doch Spaß. Mindestens 50.000 Fahrer fehlen in Deutschland, um wirklich alles abdecken zu können. Deswegen hat man, denke ich, sehr, sehr gute Chancen."

Der Bundesverband Spedition und Logistik geht sogar davon aus, dass inzwischen knapp 80.000 Fahrerinnen und Fahrer fehlen. Manche Unternehmen zahlen Einsteigern deshalb sogar den Führerschein. Der kann schon mal 10.000 Euro kosten.

"Jeden Tag was anderes"

Apropos Fahrerinnen: Auf dem Bock sitzen bis heute fast immer Männer - nur etwa fünf Prozent sind Fahrerinnen. Helena ist eine davon. "Bei meiner vorherigen Arbeit habe ich mit Weibern gearbeitet", sagt sie. "Jetzt ist es halt anders, aber es ist gut. Ich war Zahnarzthelferin." Von der Zahnarztpraxis auf die Baustelle, mit dem Riesen-Kipplaster - was ist da passiert? "Das war mein Traum, große Maschinen. Weil es eine Herausforderung ist, jeden Tag was anderes. Jede Baustelle ist eine Herausforderung."

In modernen Lkw ist es leiser als früher, die Schlafkojen im Fernverkehr komfortabler. Arbeitgeber verjüngen deshalb nach Möglichkeit ihre Flotten. Trotzdem: Im Fernverkehr die ganze Woche nicht nach Hause zu kommen, sondern auf Achse zu sein - man gewöhne sich irgendwann daran, aber es sei schon manchmal schwierig, sagt Magnus, 45 Jahre alt und seit 15 Jahren dabei: "Manchmal gibt es Situation, da möchte man schon gern zu Hause sein oder jemanden dabei haben. Aber dann telefoniert man eben, dann geht das schon wieder. Ist dann halt einfach so."

Und trotzdem - Magnus gehört zu den rund 90 Prozent der Berufskraftfahrer, die sagen, sie wollen gerne weiterfahren. "Ja, also ich mach’s gern. Mir macht es Spaß, wirklich Spaß!"

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