Boris Rhein (CDU, l), Ministerpräsident von Hessen, und Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender, trinken beim Hessenfest in der Hessischen Landesvertretung beim Bund Wein.

Die hessische CDU steckt mitten im Wahlkampf. Da wäre Unterstützung aus Berlin hilfreich, doch Parteichef Merz hat mit seinen Aussagen zur AfD eher das Gegenteil geliefert. Offene Gegenstimmen gibt es kaum. Doch hinter vorgehaltener Hand mehrt sich die Kritik.

Ist der CDU-Chef plötzlich sowas wie Lord Voldemort geworden? Also der, dessen Name nicht genannt werden darf? Ob Generalsekretär, Junge Union oder CDU-Bürgermeister - kaum jemand ist bereit, vor einem Mikrofon über den Bundesvorsitzenden zu sprechen. Nur um diese einfache Frage zu beantworten: Ist Friedrich Merz im Wahlkampf ein Klotz am Bein?

Die Fraktionschefin der CDU im Landtag, Ines Claus, sieht jedenfalls noch Steigerungspotenzial beim Rückenwind aus Berlin. Das mit dem Rückenwind funktioniere immer, wenn man sich den Themen zuwende. "Wenn man sich drum kümmert, dass die Unsicherheit der Menschen nicht größer, sondern kleiner wird." Von der Bundes-CDU wünscht sie sich, dass dieser Fokus auch immer vor Augen ist: "Dass wir an einem Strang ziehen und keine Nebenthemen aufmachen. Sondern darauf fokusiert sind, was die Menschen bewegt."

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"Das Thema" als Podcast: Zwischen AfD und Ampel – Union sucht Oppositionsrolle

Boris Rhein (CDU, l), Ministerpräsident von Hessen, und Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender, trinken beim Hessenfest in der Hessischen Landesvertretung beim Bund Wein.
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Deutliche Kritik hinter vorgehaltener Hand

Insgesamt lobt Ines Claus Friedrich Merz. Nach 1,5 Jahren im Amt habe er eine gute Bilanz und dank ihm sei die CDU inzwischen wieder vorne in allen Umfragen. Am besten sei ihre Partei allerdings, wenn sie auf sich selbst und nicht auf andere schaue. "Das ist wie beim Sport: Am besten läuft man selbst durch die Ziellinie."

Andere in der CDU werden hinter vorgehaltener Hand deutlicher: Es sei doch offensichtlich, dass Merz mit seinen AfD-Äußerungen dem Wahlkampf geschadet habe. Der amtierende Ministerpräsident und Spitzenkandidat der CDU, Boris Rhein, schlägt die Tür zur AfD jedenfalls am lautesten von allen zu: "Die AfD passt nicht zu christlich-demokratischen Werten. Das hat sie erst wieder am Wochenende auf ihrem Parteitag mit teilweise widerwärtigen Aussagen unter Beweis gestellt. Deshalb gibt es nicht nur eine Brandmauer. Es gibt einen tiefen Graben. Christdemokraten arbeiten nicht mit solchen Leuten zusammen."

Medienwirksamer Spaziergang mit Merz' größtem Konkurrenten

Rumms. Mehr Abgrenzung zur Merz-Aussage geht nicht. Und auch, wenn Rhein sich mit direkter Kritik an seinem Parteivorsitzenden zurückhält - indirekt lassen sich zumindest Absetzbewegungen erkennen. Am vergangenen Montag ist Boris Rhein medienwirksam wandern gegangen. Von Willingen in den Hochsauerlandkreis. Das ist zufällig auch noch der Wahlkreis von Friedrich Merz. Der Parteivorsitzende war allerdings nicht dabei. Stattdessen sein wohl größter parteiinterner Widersacher um eine mögliche Kanzlerkandidatur: Hendrik Wüst.

Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen pocht während der Wanderung auf eine ausreichende Mitsprache der Landesverbände in der Kanzler-Frage. Auch, um sich selbst im Spiel zu halten. Boris Rhein gibt Schützenhilfe: "Es ist völlig verfrüht, die Diskussion zu führen, das wird nach der Europawahl nächstes Jahr entschieden." Hendrik Wüst habe aber recht, fügt Rhein an. Die CDU sei ja eine sehr föderal aufgestellte Partei. Und deswegen hätten Ministerpräsidenten und Landesvorsitzende durchaus ein Interesse an der Mitsprache. "Und so werden wir's auch halten."

Boris Rhein und seine Hessen-CDU wollen sich im Wahlkampf als junge, moderne Partei geben. Es bleibt spannend, welche Rolle Friedrich Merz in ihrem Wahlkampf spielen wird. Ein Mann, den viele eher mit dem Gegenteil verbinden. 

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