Model Angelina Kirsch auf der Berlin Fashion Week

Body-Positivity - ein Schlagwort, das in den sozialen Medien und in der Werbung immer häufiger auftaucht. Aber worum geht es da überhaupt? Und was bedeutet die Bewegung für Betroffene?

Wenn Chris Fandrey die ersten Tanzschritte macht, ist er mit seinem Körper im Einklang. Obwohl er weiß, dass viele nach wie vor irritiert sind, wenn sie ihn sehen. Denn: Fandrey ist Tänzer - und dick. "Ich habe einen anderen Körper als das Idealbild oder die Vorstellung, die man von einem Tänzerkörper hat."

In der hr-Fernsehreihe "Close-Up" erzählt Chris Fandrey, wie es für ihn ist, trotzdem zu tanzen: sich und seinen Körper zu zeigen, ihn zu bewegen, einfach weil sich das für ihn positiv anfühlt. "Man ist so ein bisschen das Phänomen. Ich möchte aber gar nicht das Phänomen sein. Es soll eigentlich normal sein."

"Etwas stimmt mit deinem Körper nicht"

Mit seiner Geschichte steht Chris Fandrey für Body Positivity. Diese Bewegung entstand als Reaktion auf die vorherrschenden Schönheitsstandards, die durch Medien und Modeindustrie verbreitet werden. Körperbilder, die nicht nur unrealistisch sind, sondern oft auch ungesund für Körper und Psyche. Dagegen setzt Body Positivity den Anspruch, jeden Körper wertzuschätzen - unabhängig von Form, Größe und Aussehen: "Ich darf als Person niemals über einen anderen Körper werten. Ich finde eher, dass wir da hinkommen müssen: Ja, da ist ein kleines Röllchen, oder auch ein großes Röllchen, und das ist okay."

Jeder solle sich in seiner Haut wohl und selbstbewusst fühlen dürfen, unabhängig vom gesellschaftlichen Druck, einer bestimmten Schönheitsschablone entsprechen zu müssen. Wie stark dieser Druck sein kann, hat Chris Fandrey schon in seiner Kindheit erlebt: "Ich war halt schon immer derjenige, der keine normalen Hosen bekommen hat, ich brauchte immer Gummibundhosen." Er habe beim Einkaufen dann gemerkt, dass irgendwas komisch sei. "Wir müssen immer in eine andere Abteilung und du lernst da, dass mit deinem Körper was nicht stimmt."

"Du bist so richtig"

Ein Druck, der schnell zur Entfremdung von sich selbst führen kann. Dieser "hässliche" Körper, das bin doch nicht ich - das will, das darf ich nicht sein. Dem setzt Body Positivity entgegen: Doch, das - und nur das - bist du, und so bist du richtig. Und noch etwas gehört wesentlich dazu: bereit zu sein, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Ermunterung zur Selbstliebe und Selbstfürsorge. Menschen soll Mut gemacht werden, ihr körperliches und emotionales Wohlbefinden über ihr äußeres Erscheinungsbild zu stellen.

Zentral ist auch die Forderung, dass niemand wegen seines Aussehens diskriminiert werden darf, denn alle Körper haben ihre Würde und verdienen Respekt. Body Positivity wendet sich gegen negative Zuschreibungen, die manchen Körpertypen nach wie vor anhaften. Dabei geht es nicht nur um dicke Menschen, sondern beispielsweise auch um Menschen mit körperlichen Behinderungen.

Body Positivity in der Werbung

Die Body Positivity-Bewegung hat für mehr Inklusion in der Mode und mehr Vielfalt in der Darstellung von Körpern gesorgt. Gleichzeitig ist Body Positivity inzwischen aber auch zum Verkaufsargument geworden, zum Etikett, das auf alle möglichen Produkte geklebt wird. Die großen Modefirmen haben das Schlagwort längst für sich entdeckt und nutzen Formeln wie "du bist schön, so wie du bist" oder "liebe dich selbst" munter als Werbeslogan.

Chris Fandrey jedenfalls lebt beim Tanzen weiter seine Body Positivity. Und als Tanzcoach gibt er diese positive Energie auch weiter.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen