Einkaufen, Wäsche waschen, staubsaugen, Kinder wecken, kochen: All das übernehmen in Deutschland noch immer mehr Frauen als Männer. Unbezahlt. Daraus entsteht oft ein Teufelskreis.

"Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann." So heißt es in einem Lied von Johanna von Koczian aus dem Jahr 1977. Das bisschen Haushalt – oder auch: Einkaufen, Kochen, Wäsche waschen, Staubsaugen, Aufräumen, Kinder wecken, Kinder anziehen, Spülmaschine ausräumen, Bad putzen, wieder kochen, wieder aufräumen, Kinder abholen, Wäsche aufhängen, Wäsche bügeln, ah, die Blumen gießen ...

87 Minuten mehr Care-Arbeit täglich

Das alles ist Care-Arbeit, auf Deutsch: Sorge-Arbeit. Und die übernehmen zum großen Teil Frauen. In Deutschland leisten Frauen pro Tag 4:13 Stunden Care-Arbeit, Männer nur 2:46 Stunden. Ein Unterschied von 87 Minuten, jeden Tag: der Gender Care Gap. Und der Unterschied wird größer, wenn man Kinder hat: Da leisten Frauen pro Tag im Schnitt zweieinhalb Stunden mehr Sorgearbeit als Männer. Und die ist unbezahlt und wurde lange - und wird es heute vielleicht auch noch - nicht gesehen.  

Den Wert, das Preisschild dieser Arbeit sieht man oft erst, wenn man sie "outsourct": Das bisschen Wäsche in die Wäscherei geben kostet. Die Pizza zu bestellen statt zu kochen kostet. Die Putzkraft kostet. Die Tagesmutter kostet. Das Pflegeheim der Oma kostet. Zu Hause hat die Care-Arbeit kein Preisschild – und kommt Frauen oft später sogar noch teurer zu stehen: Zum Beispiel wenn sie nur in Teilzeit arbeiten, weil der Haushalt oder die Kinder eben noch dazu kommen, dann ist am Ende auch die Rente dünner.  

Ein Teufelskreis

Da entsteht ein Teufelskreis: Denn Männer verdienen im Schnitt mehr Geld als Frauen, es ist also für Familien sinnvoll, dass eher die Männer in Vollzeit arbeiten, dann bleibt der Haushalt eher an den Frauen in Teilzeit hängen, die dadurch weniger Geld verdienen und so wird am Ende der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen wieder manifestiert. Uff. 

Aber wenn man sie sich fair aufteilt, die Care-Arbeit? Selbst dann hängt oft noch die Verantwortung dafür bei der Frau. "Mental Load" heißt das und meint im Prinzip das Mikromanagement der Familie. Wann muss das Kind zum Sport? Wie heißen die Schulfreunde, wie die Lehrerin? Wer hat wann Geburtstag? Was muss eingekauft werden? Braucht das Kind eine neue Jacke – und in welcher Größe? Wann war noch mal der Arzttermin, wann der Elternabend? Und so weiter und so fort.  

Unbezahlt, aber nicht mehr ganz unsichtbar

Heike Kleen kennt dieses Problem und auch die Tücken, wenn man es versucht zu lösen. Sie schreibt in ihrem Buch "Geständnisse einer Teilzeitfeministin" darüber. "Natürlich müssten Männer sich da mehr einbringen", sagt sie. "Aber dafür müsste man 'Mental Load' erst mal ganz lange erklären und dann auch wirklich abgeben und nicht im Hinterkopf noch denken: 'Na, ob er jetzt wirklich dran denkt, dass das Kind jetzt zum Turnverein muss?' oder doch nochmal kurz anruft und gegencheckt. Ich habe mich bei sowas auch schon ertappt, dass ich dann doch nochmal gegenchecke, ob das auch wirklich läuft, wenn ich das vorher alles delegiert habe. Allein das Delegieren ist ja auch Arbeit."

Alles Arbeit, alles Care Arbeit, alles unbezahlt. Aber: So langsam immerhin nicht mehr ganz so unsichtbar.  

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