Eine Chinesische 100 Yuan-Banknote (vorne), ein 1 US-Dollar Geldschein (M) und eine 50-Euro-Banknote (l) liegen auf einem Tisch

Wenn die Bundesregierung die Delegation aus China zu Regierungskonsultationen trifft, schaut auch die hessische Wirtschaft gespannt nach Berlin und erhofft sich Ruhe und Gelassenheit bei den Gesprächen. Immerhin ist China längst der wichtigste ausländische Handelspartner.

Von Biedenkopf in Mittelhessen geht es nach Tai Zhang, nordwestlich von Shanghai. Hier hat die Elkamet Kunststofftechnik GmbH seit einiger Zeit ein Werk. Zum Beispiel mit Bauteilen für Windschutzscheiben sei man in Fernost erfolgreich, so Geschäftsführer Eberhard Flammer. Von den Regierungskonsultationen in Berlin erhofft er sich vor allem: Ruhe und Gelassenheit: "Ich hoffe, dass man das Verbindende sucht und nicht das Trennende in solchen Gesprächen. Das ist für uns ganz wichtig.“ Weil man in ruhigen Zeiten auch in Ruhe Geschäfte machen könne. Geschäftsleute seien da erstmal unpolitisch, sagt Flammer.

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„Ich hoffe, dass man das Verbindende sucht und nicht das Trennende in solchen Gesprächen.“ Eberhard Flammer, Geschäftsführer der Elkamet Kunststofftechnik GmbH Eberhard Flammer, Geschäftsführer der Elkamet Kunststofftechnik GmbH
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Und bei China müsse man das vermutlich auch sein. Als "systemischen Rivalen“ hat Außenministerin Baerbock das Land mit seinen rund 1,4 Milliarden Einwohnern unlängst bezeichnet. Für viele Unternehmer ist es in erster Linie aber immer noch ein riesiger Absatzmarkt, so Flammer: "Das muss man bei der Betrachtung immer im Kopf haben, dass es dabei auch um ein großes Maß an Beschäftigung in Deutschland geht und natürlich auch in Hessen und in Industriebetrieben, um die sich da hauptsächlich handelt.“

Der Preisdruck im lokalen Markt habe massiv zugenommen

Auch der Mobilitäts-Systemanbieter Hübner aus Kassel hat schon seit 20 Jahren ein Werk in Shanghai. Unter anderem werden hier Teile für Busse und Bahnen produziert. China sei wichtig, so der Geschäftsführer Kai Mentel: "Der chinesische Infrastrukturbedarf und das öffentliche Personenverkehrsnetz ist eines der größten weltweit. Und wir haben dort insbesondere mit den lokalen Kunden, die sich ja rund um den chinesischen Zughersteller CRRC bewegen, den weltweit größten Zughersteller als einen unserer Hauptkunden zu beliefern.“

Aber auch bei Hübner spürt man das wachsende Selbstbewusstsein der chinesischen Wirtschaft. Es sei noch nicht so schlimm wie bei den deutschen Autobauern, denen nach jahrelangem Wissenstransfer jetzt die Marktanteile in China vor allem bei den E-Autos wegbrechen. "Aber auch in unserem Busgeschäft realisieren wir, dass wir zwar auf der einen Seite eine sehr hohe Nachfrage haben. Aber auch hier ist spürbar, dass lokale Anbieter versuchen, einen Teil dieses Volumens für sich zu gewinnen und dementsprechend insgesamt der Preisdruck im lokalen Markt in den letzten Jahren massiv zugenommen hat“, sagt Mentel.

Der große Absatzmarkt sei für viele Unternehmen fast unverzichtbar


Und das ist das Dilemma für viele deutsche und hessische Firmen in China. Der Konkurrenzdruck wächst, die politischen Risiken werden auch nicht kleiner, aber trotzdem ist der riesige Absatzmarkt für viele fast unverzichtbar. Das deutsch-chinesische Handelsvolumen lag im vergangenen Jahr bei 299 Milliarden Euro. Weit danach kommen erst die USA mit 250 Milliarden. Trotzdem, so Eberhard Flammer von Elkamet, wisse auch die hessische Wirtschaft, wo sie stehe, wenn es hart auf hart komme: "Man muss auch wissen, dass wir der westlichen Hemisphäre zugehören. Die Frage ist, wann und wie die Frage auf uns zukommt und in welcher Schärfe, wie man sich da dann positionieren wird oder sich positionieren muss. Im Moment glaube ich, dass das ein einigermaßen in weiter Ferne ist.“

Und damit das so bleibt, seien verbindende Regierungskonsultationen aus Sicht der Wirtschaft nicht verkehrt.