Tag des Grundgesetzes Wo uns Grundrechte im Alltag begegnen

Haben Sie sich mal gefragt, warum das Grundgesetz so wichtig ist - und was es Ihnen alles ermöglicht? Unsere Autorin hat einen Tag lang beobachtet, wo ihr unsere Grundrechte im Alltag begegnen.
Wenn morgens der Wecker klingelt, frage ich mich: Warum gibt’s eigentlich kein Grundrecht aufs Ausschlafen? Na gut, ich hab das Recht auf körperliche Unversehrtheit:
„Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“Zitat Ende
Aber das gilt in diesem Falle vermutlich eher nicht und umgebracht hat mich der Wecker dann doch nicht. Also gut, dann aufstehen, Zähne putzen, anziehen – und zwar was ich will.
„Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“Zitat Ende
Das Sittengesetz, oho – na zum Glück darf ich als Frau mittlerweile auch Hosen anziehen.
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“Zitat Ende
Ich darf als Frau alles, was Männer auch dürfen und schon ein bisschen länger durften: Wählen zum Beispiel oder ein eigenes Konto eröffnen.
Jetzt aber erstmal Frühstück, natürlich mit Radio.
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“Zitat Ende
Meinungsfreiheit und Pressefreiheit, Gott sei Dank. Ein Leben ohne könnte ich mir schwer vorstellen. Apropos Gott - oder Allah oder Jahwe oder woran auch immer man glaubt:
„Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“Zitat Ende
Freie Ausübung der Religion – auch wichtig. Aber zur Kirche breche ich jetzt nicht auf, ich muss nämlich los, zum Sender. Arbeiten.
„Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.“Zitat Ende
Auch wenn sich die Arbeit nicht immer so freiwillig anfühlt – richtig zwingen kann mich dazu niemand und selbst aussuchen durfte ich sie mir auch.
Oh, Nachricht aufs Handy während der Arbeit. Naja, ich guck mal schnell wer mir schreibt. Aber das sage ich Ihnen nicht, denn:
„Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.“Zitat Ende
SMS läuft unter Fernmeldegeheimnis, genau wie E-Mails – da darf auch niemand mitlesen. Auch geschützt durch das Grundgesetz.
Auf dem Heimweg komme ich an einer Demo vorbei, nichts ungewöhnliches in Frankfurt.
„Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.“Zitat Ende
Mir ist das zu voll, ich bin froh, wenn ich zu Hause bin. Endlich meine Ruhe.
„Die Wohnung ist unverletzlich.“Zitat Ende
Ohne Einladung kommt hier niemand rein – danke Grundgesetz. Und ich hab jetzt Feierabend.