Ein  Traktor wendet ein abgemähtes Weizenfeld in Bad Soden Salmünster

Landwirte in Hessen machen sich Sorgen um ihre Ernteerträge. Denn obwohl es derzeit häufig regnet, sind die Böden zu trocken. Wie die Bauern mit den veränderten Bedingungen umgehen und ob die Versorgung trotz allem gesichert ist: Unser Reporter hat nachgefragt.

Bedeckter Himmel, knapp über 20 Grad: Nach Rekordhitze-Sommer sieht es derzeit gerade nicht aus. Und doch fehlt es überall im Land an Wasser, sogar auf den guten nordhessischen Böden. Das beweist Landwirt Adolf Lux. Wir stehen auf einem seiner Äcker bei Borken im Schwalm-Eder-Kreis.

Lux scharrt es mit dem Fuß die oberste Schicht weg und zeigt mir den staubtrockenen Boden. "Unten wird es trockener. Nach 15 Zentimetern wird es schon trocken und dann ist es trocken bis 1,80 Meter."

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"Das Thema" als Podcast: Besorgte Bauern und leere Regale? Warum der Klimawandel uns alle angeht

Landwirt Bernd Bund hält die Ähre einer Braugerste-Pflanze in den Händen.
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Klimawandel beeinflusst Arbeit der Bauern

Der Klimawandel beeinflusst natürlich auch die Arbeit der hessischen Bauern, sagt Kreislandwirt Norbert Klapp. So beginnen er und seine Kollegen mit der Aussaat immer später und ernten immer früher. Wenn man Pflanzen wie etwa die Wintergerste zu früh säe, werde sie zu groß und bekomme im Winter bei Frost Schäden. Früher habe man um den 20. September ausgesät, heute sei man fast beim 1. Oktober.

Auch bei der Fruchtfolge experimentieren die Landwirte inzwischen mehr. Wasserintensive Pflanzen werden nicht mehr zwei Jahre hintereinander auf dem gleichen Acker angebaut. Norbert Klapp sagt, er baue zum Beispiel nicht mehr Weizen auf Weizen an, weil der die Frucht mit dem höchsten Wasserbedarf sei. Stattdessen sei er auf ein Weizen-Roggen-Gemisch übergegangen. "Und so bastelt jeder in seinem Betrieb für sich an seinen Strategien."

Experimente mit neuen Kulturen

Andere Landwirte nutzen inzwischen Pflanzen, die Hitze und Trockenheit besser vertragen - zum Beispiel Quinoa oder auch Soja, erklärt Stefan Strube vom Regionalbauernverband Kurhessen. "Die Sojapflanze wird vereinzelt sogar bei uns in der nordhessischen Region angebaut, ist aber noch ein Exot im Anbau."

Experimente, die Norbert Klapp ausdrücklich begrüßt. Denn probieren geht über studieren. "Da gibt es dann schon mal ein, zwei Jahre etwas, wo man sagt: Ach, das wäre was. Dann hast du aber bei neuen Kulturen meistens noch mal ein Jahr mit einem fast Totalausfall. Und dann muss man das Ganze beobachten."

Vorbehalte gegenüber genveränderten Saaten

Kritisch sehen Hessens Bauern den Einsatz genveränderter Saaten. Denn die hitzeresistenten Pflanzen kommen vor allem bei den Kunden nicht gut an, sagt Klapp. "Ich werde als Landwirten einen Teufel tun und unbedingt gentechnisch veränderte Pflanzen fordern. Wenn 90 Prozent der Verbraucher sagen, das wollen wir nicht, dann ist so und, dann lassen wir das."

Und so tendieren immer mehr Landwirte zu Ackerfrüchten, die mit den neuen klimatischen Gegebenheiten besser zurechtkommen. Und so ist derzeit trotz des Klimawandels auch die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln nicht gefährdet, sagt Kreislandwirt Norbert Klapp. Da spielten derzeit andere Faktoren eine viel wichtigere Rolle: "Wenn die Politik sich nicht noch weitere Beschränkungen des Anbaus einfallen lässt und uns Düngung und Pflanzenschutz noch mehr verbietet, dann sind wir durchaus nachhaltig in der Lage, die deutsche Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen", meint er.

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