Zwei Prostituierte bieten im Bahnhofsviertel von Frankfurt ihre Dienste an.

Sie engagiert sich seit sieben Jahren für Sexarbeiterinnen in Frankfurt: Laura Wuttke von der gemeinnützigen Gesellschaft PX Sozialwerk. An diesem Mittwoch erhält die Initiative die Walter Möller-Plakette der Stadt Frankfurt. Wir haben sie bei der Betreuungs-Arbeit begleitet.

Laura Wuttke arbeitet mitten im Rotlichtmilieu im Frankfurter Bahnhofsviertel. Da wo die Süchtigen grüppchenweise auf dem Gehweg Drogen konsumieren und benommen über die Straße torkeln. Und wo Spielhallen neben Laufhäusern und Bordellen liegen. "Dieses Straßenkreuz Elbestraße Taunusstraße, da sind die meisten Bordelle im Bahnhofsviertel. Abends ist das hier eine richtige Partymeile. Man sieht sehr viele Gruppen, einzelne Männer, junge Männer, alte Männer - ganz unterschiedlich."

Sehr klein, sehr schmutzig, sehr gefährlich

Mittendrin: Laura Wuttke von PX Sozialwerk. Eine Initiative, die seit sieben Jahren im Bahnhofsviertel unterwegs ist, Frauen und Männer in Prostitution unterstützt und begleitet. Vier Hauptamtliche und inzwischen gut 50 Ehrenamtliche. Ein Teil der Arbeit besteht darin, die Frauen in den Bordellen zu besuchen, mit ihnen zu sprechen, Vertrauen aufzubauen: "Ich war sehr überrascht, als ich hier in die Bordelle gegangen bin. Es ist nicht die rote Plüschwelt, die man aus dem Fernsehen kennt. Es ist einfach sehr klein, sehr schmutzig, sehr laut, sehr gefährlich."

Laura Wuttke war von Anfang an dabei. Und hat schon viel gesehen und erlebt. Drogen und Medikamente gehören dazu: "Der Großteil der Frauen nimmt zumindest irgendwas, um auch die Arbeitszeiten zu überstehen. Die Frauen arbeiten oft 16 Stunden am Tag. Und das ist natürlich was, was man jetzt nicht einfach so durchhält."

Würgemale und blaue Flecken

Schlimmer werde es oft, wenn die Frauen Traumatisches erleben. Denn auch Gewalt sei durchaus nicht selten, sagt Wuttke: "Wenn man jemanden trifft in den Häusern, eine, die man gut kennt und dann sieht, dass sie Würgemale hat oder blaue Flecken ... Und dann eben die Machtlosigkeit, dass man da nichts tun kann." Die Frauen wüssten auch, dass man nichts tun könne. Außer sie in den Arm zu nehmen und zu fragen, ob alles okay sei. "Und dann muss man auch tatsächlich schon wieder gehen. Das ist jedes Mal aufs Neue heftig."

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PX Sozialwerk preisgekrönt

Die gemeinnützige Gesellschaft PX Sozialwerk engagiert sich schon seit Jahren für die Sexarbeiterinnen im Bahnhofsviertel. Die christliche Initiative wurde mehrfach ausgezeichnet u.a. mit dem Hessischen Integrationspreis. Und an diesem Mittwoch (16.11.) gibt´s im Kaisersaal im Frankfurter Römer einen weiteren Preis: die Walter Möller Plakette der Stadt Frankfurt.

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Drop-In-Center als Anlaufstelle

Laura Wuttke und ihre Kolleginnen besuchen die Frauen in den Bordellen immer mittwochs abends, bieten Hilfe an, wenn die Frauen es wünschen. Vermitteln Hilfe, zum Beispiel durch die Caritas oder die Stadt Frankfurt. Unterstützen bei der Suche nach Arzt oder Kita. Und laden die Frauen in ihre liebevoll gestalteten Räume in der Niddastraße ein.

Das Drop-In-Center mitten im Bahnhofsviertel ist eine Anlaufstelle, die täglich ab 14 Uhr geöffnet ist. Wo die Frauen ein Stück Ruhe und Geborgenheit finden, Essen, Trinken und Kleidung bekommen und sich austauschen, sich öffnen können. Die Initiative selbst hat einige der Prostituierten gefragt, was sie schätzen an dem Angebot: "Essen, trinken, warm, Tee. Gefällt mir hier. Haben gute Leute, nett."

Frauen in Armutsprostitution

Mit einigen Frauen arbeitet das PX  Sozialwerk schon seit Jahren zusammen, erzählt Laura Wuttke: "Wir arbeiten hier mit einer ganz besonderen Klientel. Frauen, die in Armutsprostitution sind. Und die sind nicht deutsch. Das heißt, die vermissen ihre Familie, die vermissen ihre Kinder. Die leben hier in einem fremden Land, in einer fremden Kultur." Viele von ihnen würden nicht für einen klassischen Zuhälter arbeiten, dennoch stünde meist ein Mann im Hintergrund, oft der Lebenspartner, der die Kontakte ins Rotlichtmilieu vermittele und den Großteil des Geldes einstreiche.

Eine Sache aber motiviere die Frauen oft, trotzdem weiterzumachen, erzählt Laura Wuttke: "Was ganz Gängiges, was unsere Frauen hier erzählen und was sie auch antreibt: 'Ich wurde mit 14 schon verheiratet. Meine Tochter ist jetzt 16 und geht immer noch in die Schule...' Und darauf sind sie wahnsinnig stolz. Und das ist auch etwas, was sie jeden Tag neu aufstehen lässt. Dieser Gedanke, meine Tochter soll was Besseres bekommen, als ich das selber bekommen habe."

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