Symbolbild Rassismus

Wie geht es jungen Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind, bei uns? Wie oft müssen sie sich dumme Sprüche anhören oder werden sogar offen angefeindet – und was macht das mit ihnen? Schülerinnen und Schüler aus Eltville haben darüber mit jungen Migranten gesprochen und ein Ratgeber-Heft erarbeitet. Es hilft dabei, Rassismus im Alltag zu erkennen und dagegen aufzustehen.

Im Jugendzentrum in Eltville liefern sich Jungs aus verschiedenen Nationen ein Match am Tischkicker. Doch das Zusammenleben läuft nicht immer so entspannt wie hier. Der junge Syrer Laith etwa macht gerade eine Ausbildung zum Altenpfleger. Wie alle Jungs trägt er modische Sneaker. Das reicht schon aus, um gehässige Kommentare zu provozieren, denn das Geld könne er ja wohl nur mit Drogen verdient haben. Auch als Bombenleger wurde er schon beschimpft. "Das passiert am Bahnhof, auf der Straße, im Zug."

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ARD Themenwoche: Anti-Rassismus-Projekt am Gymnasium Eltville

hessenschau vom 07.11.2022
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Der 14-jährige Amanuel ist in Äthiopien geboren, wächst aber bei Adoptiveltern im Rheingau auf. Bemerkungen über seine Hautfarbe verfolgen ihn schon seit der Grundschule, "Du siehst aus wie Schokolade" ist noch bei Weitem die freundlichste. Was er dann am Gymnasium in Eltville erlebt hat, war trotzdem ein Schlag in die Magengrube: "Ich kam gerade von der Pause, dann waren da ein paar größere Schüler, und dann haben die zu mir das N-Wort gesagt und ich soll vergast werden. Ich fand das echt schlimm. Und ich hatte mit denen vorher auch gar nichts zu tun, also ich habe denen überhaupt nichts getan."

"Bereichernd und bedrückend"

Am Bahnhof, in der Schule, hier und jetzt passiert es, dass Menschen gedemütigt werden, weil sie eine andere Hautfarbe oder Religion haben. Amanuel hat sich mit Hilfe einer Vertrauenslehrerin und seiner Mutter dagegen gewehrt, hat Anzeige erstattet. Und redet darüber, wie er Rassismus im Alltag erlebt. "Was wisst Ihr über unser Leben?" heißt ein Ratgeber-Heft, das dabei entstanden ist.

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Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in Eltville haben vier Jugendliche mit Migrationshintergrund im Rahmen einer Anti-Rassismus-AG dazu befragt, was es für sie bedeutet, wenn sie ohne Grund beschimpft oder beleidigt werden, wenn sie Vorurteilen begegnen oder abschätzig behandelt werden. Simon Jäger gehört zur Redaktion des Heftes und hat bei der Arbeit daran viel gelernt: "Zum einen war es eine total bereichernde Erfahrung, all diese Gespräche zu führen. Und auf der anderen Seite war es aber zum Teil auch bedrückend, wenn man all diese wirklich furchtbaren Berichte gelesen hat. Das macht was mit einem."

Schon vergriffen

Die erste Auflage von 1.000 Stück ist schon vergriffen, 1.000 weitere Hefte wurden nachgedruckt. Sie enthalten nicht nur Erfahrungsberichte, sondern auch Tipps zum Umdenken, damit sich etwas verändert. Das Ratgeber-Heft wird jetzt bei Workshops an Schulen und mit Jugendgruppen eingesetzt. "Mission: wir alle" heißt dieses Bildungsprojekt im Rheingau-Taunus-Kreis.

Laith ist stolz, dass er mit seinem Erfahrungsbericht etwas beitragen konnte. Und Amanuel hofft, dass sich dadurch etwas bewegt, auch in den Köpfen derer, die ihn oder andere beleidigt haben und "dass sie einfach anhand dessen merken, dass so etwas eigentlich überhaupt nicht geht und das in Zukunft auch einfach lassen."

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