Itäkeskus Schwimmbad Helsinki

Schwimmbäder und Sportplätze, die gleichzeitig Bunker sind, und geheime Lager im ganzen Land: Finnland ist gut vorbereitet auf den Ernstfall. Warum das Land sich zum Meister-Prepper entwickelt hat und wie sich das auf den NATO-Beitritt auswirkt: ein Überblick.

Eine Schwimmhalle in Helsinki. Kinder planschen im Wasser, Erwachsene schwimmen ehrgeizig ihre Bahnen. Das Bad liegt unter der Erde, Fenster gibt es keine, die Wände Felsgestein. Es ist laut in der Halle. "Wir können den Pool innerhalb von ein bis zwei Tagen leeren und dann können in dem Pool 4.000 Menschen Leute schlafen", sagt Oleg Jauhonen. Er ist Manager des Bades, das gleichzeitig auch ein Bunker ist.

Betten, Belüftung, Toiletteneimer

Unter dem Becken, noch eine Etage tiefer, befinden sich zwei dicke Türen: Die erste schützt gegen Druckwellen von Bomben, die zweite vor einem Gasangriff – und dahinter versteckt sich ein verzweigtes Tunnelsystem. "Das ist doch ein schlaues Gebäude-Konzept", sagt Jauhonen. "Wir brauchen ohnehin ein Schwimmbad. Warum also nicht eines hier unten bauen und es auch als Bunker nutzen?" Es gebe viele Orte, die gleichzeitig Sportplätze und Bunker seien.

Hier stehen Betten, eine gigantische Belüftungsanlage und Toiletteneimer. Allein in Helsinki gibt es Platz in Bunkern und Schutzräumen für 650.000 Menschen, also für alle, die hier leben. Jari Markkanen arbeitet beim Zivilschutz in der finnischen Hauptstadt. "Die ersten Schutzräume haben wir in Finnland am Ende des Zweiten Weltkriegs in den Felsen gebaut, während des Kalten Krieges haben wir dann weitere Schutzräume gebaut", sagt er. Man fürchte Strahlenbelastungen und starke Erschütterungen. Und so sei immer weiter gebaut worden - bis heute.

Junger Staat mit kriegerischer Geschichte

Auch bei der eigenen Verteidigung hat Finnland kontinuierlich investiert. Im Gegensatz zu Schweden wurde hier die Wehrpflicht nie abgeschafft. Und obwohl in Finnland halb so viele Menschen leben wie in Schweden, verfügt das Land über eine Truppenstärke, die viermal so groß ist wie beim Nachbarn. Schweden wiederum hat die eigenen Militärausgaben über Jahrzehnte reduziert und vor wenigen Jahren nur ein Prozent des Bruttoinlandprodukts investiert. Nun will man diesen Wert verdoppeln, kündigte die Regierung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine an.

Robert Dalsjö, Wissenschaftler bei der schwedischen Verteidigungsagentur, erklärt sich diese Unterschiede zwischen beiden Ländern nicht nur damit, dass Finnland eine 1.300 Kilometer lange Grenze zu Russland hat. "Schweden hat eine idyllische Geschichte, in den letzten 200 Jahren haben wir keine Kriege mehr geführt", sagt er. "Finnland hingegen ist ein junger Staat und hat vier Kriege um seine Unabhängigkeit erlebt. Die Finnen haben ein anderes Bewusstsein dafür, dass etwas gefährlich sein kann und dass man schnell handeln muss."

Hohes Tempo bei NATO-Mitgliedschaft

Diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten zeigen sich auch jetzt in der Debatte um eine mögliche NATO-Mitgliedschaft: In Finnland sind mehr Menschen überzeugt davon, dass es richtig ist, sich dem Verteidigungsbündnis anzuschließen. Auch in Schweden gibt es hierfür inzwischen eine knappe Mehrheit in der Bevölkerung. Und die politische Meinungsfindung scheint in Finnland schneller zu gehen als in Schweden. Schon in der kommenden Woche könnte sich das Land entscheiden. Zumindest will sich am 12. Mai Präsident Niinistö äußern und dann – so mutmaßen finnische Medien - könnte es ganz schnell gehen.

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