Ein Banner mit der Aufschrift "Boycott Qatar"

Die Weltmeisterschaft in Katar gucken? Sicher nicht!, meint unser Autor. Schließlich werden dort Menschenrechte verletzt! Aber Deutschland gegen Spanien wäre sicher spannend ... Und was, wenn die Deutschen richtig weit kommen? Die WM stellt viele Fußballfans vor eine schwierige Entscheidung.

Eine gekaufte Weltmeisterschaft gucken? Kurz vor Weihnachten? In einem Land, in dem Menschenrechte verletzt und Gastarbeiter ausgebeutet werden? Nicht mit mir! Boykott! So.

Und jetzt? Als Erstes kaufe ich mir NICHT das "Offizielle DFB-Sammelalbum 2022" bei meinem Supermarkt an der Kasse. Also da, wo ich die Bilder bekomme, wenn ich genug einkaufe. Leon Goretzka hab ich schon und … äh, ja, also die lege ich einfach auf einen Stapel. Neben den Fernseher. Und den mach ich auch NICHT an am Sonntag für das Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador. Wen interessiert das denn, Katar gegen Ecuador? Um 17:00 Uhr, das lass ich ganz entspannt ausfallen.

Vielleicht nicht so richtig gucken ...?

Wann spielt eigentlich die deutsche Mannschaft? Am Mittwoch, gegen Japan. Hm. Japan dürfen wir nicht unterschätzen, das hat auch Manuel Neuer gesagt. Bei den Japanern spielt doch bestimmt auch der Kamada mit von der Eintracht. Spannend. Ähm. Aber das ist um 14:00 Uhr, da hab ich eh keine Zeit. Boykott!

Wie geht’s weiter? Am 27.11. gegen Spanien, am Sonntagabend. Deutschland gegen Spanien, was für ein Klassiker … nicht gucken? Oh Mann. Vielleicht nicht so richtig gucken? So eine Art Sofa-Boykott? Wohnzimmer ohne Deutschland–Deko und keine Bratwurst und Bierchen? Die traditionelle Grillparty fällt sowieso aus, wäre ja eh nur so halb-super bei zehn Grad und Nieselregen. Das ist so ähnlich wie Public-Viewing mit Bodenfrost. WM im Winter, was für eine blöde Idee.

Also das gibt’s alles schon mal nicht. Da ist das mit dem Boykott auch gar nicht so schwer. Aber: Deutschland-Spanien gar nicht gucken? Vielleicht wenn ich Brennnessel-Tee trinken statt Bier, und Möhren knabbern statt Chips? Das wär ja schon … also ein deutliches Zeichen … bei mir daheim im Wohnzimmer.

Nicht mehr meine Fußball-Welt

Ich könnte auch den Fernseher auslassen und Radio hören – obwohl, das macht schon wieder zu viel Spaß, das fühlt sich nicht nach Boykott an. Also gucken. Und sich NICHT mitreißen lassen. Popcorn ohne Zucker, Bier ohne Alkohol, ich ohne Trikot und die Kinder ohne Deutschland-Fähnchen.

Was für eine elende Veranstaltung. Jetzt ist es echt passiert. Jetzt habe ich keine Lust mehr. Die FIFA hat den Fußball verkauft, hat seine Seele verkauft, für viel Geld. Es geht allzu offensichtlich nur noch um die Kohle.  Was soll ich da? Das ist nicht mehr meine Fußball-Welt.

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Auf zur Kreisoberliga!

Vielleicht warte ich einfach ab, bis es rum ist. Und so lange könnte ich hier zu meinem Heimat-Verein auf den Sportplatz gehen. Die erste Mannschaft spielt am Sonntag zu Hause! In der Kreisoberliga! Draußen an der frischen Luft, ein leichter Bratwurst–Duft in der Nase, da lebt der Fußball. Nicht in einem klimatisierten Stadion in der Wüste. Alles klar!

Alles klar? Und was, wenn die Deutschen in Katar so richtig gut spielen und womöglich ins Endspiel kommen? Was dann? Dann vielleicht doch noch die Variante mit dem Tee ...   

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