Sind Meetings Zeitfresser?

Besprechung, Jour Fixe, Konferenz oder Meeting: Das Grauen hat viele Namen. Oft scheinen diese Termine vor allem Zeit zu fressen und von der eigentlichen Arbeit abzuhalten. hr-iNFO-Reakteur Stefan Bücheler kann ein Liedchen davon singen (im wahrsten Sinne des Wortes) ...

"Dümdüm-düdüm-dümdüm" …. Wenn ich mit dieser Melodie auf den Lippen nach der Arbeit nach Hause gehe, weiß ich: Heute ist was schiefgegangen! Die Anruf-Melodie unseres Kommunikations-Tools hat sich in mein Hirn gebrannt. Diese süße Melodie mit der Botschaft: "Stefan, unterbrich mal eben." Dann lasse ich den roten Faden meiner Story los und sehe, wie er sich langsam vom Tisch schlängelt. Weg isser. Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf das Gespräch oder das Meeting, das jetzt ansteht.

Seit Corona sind die meisten Meetings jetzt online. Und mein Verdacht ist: Weil das so schön einfach geht, gibt es auch mehr Meetings. Und wie hat das der Karriereberater Martin Wehrle  formuliert? "Es gibt drei Möglichkeiten, wie sie ihre Arbeitszeit verschwenden können: durch Meetings, durch Meetings und …. durch Meetings."

Zehn Gebote für "Durchdreh-Meetings"

Das ist jetzt vielleicht ein bisschen sehr negativ formuliert, aber ... es ist was dran. Gut, es gibt diese Treffen, die sehr nah dran sind am Tagesgeschäft, die funktionieren meistens, da ist Zeitdruck und es ist ein Team mit den gleichen Zielen. Aber es gibt auch die anderen Meetings, vor allem in größeren Unternehmen. Martin Wehrle nennt sie die "Durchdreh-Meetings" und er hat zehn Gebote formuliert für "Durchdreh-Meetings".

Weitere Informationen

Buchtipp

"Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch!: Was Mitarbeiter in den Wahnsinn treibt"
Von Martin Wehrle
Mosaik Verlag

Ende der weiteren Informationen

Gut gefällt mir Gebot Nummer1: "Lad zum Meeting alle ein, die zwei Voraussetzungen erfüllen: Sie verstehen nichts von der Sache - und haben eigentlich keine Zeit." Oder hier, Gebot Nummer 5: "Verzichte auf alles Überflüssige, zum Beispiel auf: Moderation, Einhalten der Tagesordnung und einander ausreden lassen." Das hier ist auch nicht schlecht, Gebot 9: "Stell sicher, dass eine kleine Klüngel-Runde längst ausgeheckt hat, was nun von großer Runde nach möglichst langem Scheingefecht abgenickt wird." Schön, wenn man bei sowas dabei sitzt und eine Stunde Arbeitszeit ins Land geht.

Online-Meetings noch ineffizienter

Die Unternehmensberatung "Boston Consulting Group" hat festgestellt, dass Meetings während der Corona-Krise noch ineffizienter geworden sind. Vor allem weil Online-Meetings zu viele Leute zusammenschalten und es dann zu viele Wortmeldungen gibt. Erinnert mich an des Gebot Nummer 1 von Wehrle.

Und noch was beobachten die Unternehmensberater: Es gibt Führungskräfte, die 80 bis 90 Prozent ihrer Arbeitszeit in Meetings verbringen. Wahnsinn. Das Leben ein Meeting. Früher bei den Konferenzen in einem Sitzungsraum gab es ja wenigstens noch einen Kaffee und vielleicht Kekse oder Schnittchen. Das war nett. Man hat echte Menschen getroffen. Dann hat das mit der Zeitverschwendung nicht so weh getan und man hat sich nebenbei noch zum Mittagessen verabredet.

Heute ist das eher trostlos, eben online. Und auch bei den wenigen Meetings im echten Konferenzraum gab es zuletzt keinen Kaffee und keine Kekse. Auch das ein guter Grund für weniger Meetings und *dümdüm-düdüm-dümdüm* .... Oh, Entschuldigung, Jour Fixe. Da muss ich jetzt mal rein!

Weitere Informationen

Wissenswert: Meetings

Meetings fördern die Abstimmung im Team, heißt es, stärken das Vertrauen untereinander und seien wesentliche Grundlage für den Erfolg von Unternehmen. Und doch sind sie bei vielen Mitarbeitern verhasst. Sie halten Meetings für Zeitverschwendung, die sie von ihrer eigentlichen Arbeit abhalten. Laut einer Umfrage von Doodle sehen 38 Prozent aller Mitarbeiter in Deutschland die Zeitverschwendung durch Meetings als den größten ungelösten Kostenfaktor in ihrem Unternehmen. Etwa 65 Milliarden Euro gingen der deutschen Wirtschaft pro Jahr durch 4,7 Milliarden Stunden vergeudete Zeit verloren, schätzt Doodle. Deshalb haben Unternehmen wie Meta, Uber oder SAP meetingfreie Tage eingeführt. Das kanadische Software-Unternehmen Shopify hat gar 10.000 Meetings gänzlich aus den Kalendern gelöscht.

Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen

Der Kommentar spiegelt die Meinung des Autors und nicht die der Redaktion wider.

Ende der weiteren Informationen