Spezieller Briefkasten für Post an den Heiligen Vasilis

In der Vorweihnachtszeit tauchen in ganz Griechenland plötzlich rote Briefkästen auf. Aufgestellt werden sie von der griechischen Post, damit die Kinder ihre Briefe direkt an den Weihnachtsmann schicken können. Die Briefe werden gesammelt, geöffnet und – natürlich im Auftrag des Weihnachtsmanns – beantwortet.

Danai, sieben Jahre alt, hat ihren Brief an den Weihnachtsmann noch nicht geschrieben. Ein bisschen Zeit hat sie auch noch. Denn in Griechenland bringt Agios Vasilis, der heilige Vasilis, die Geschenke – und der kommt traditionell erst an Neujahr. "Ich werde ihm schreiben. Ich wünsche mir was zum Anziehen und Gummistiefel", sagt Danai. Marina ist da schon einen Schritt weiter: "Ich habe ihm schon geschrieben. Ich wünsche mir ein Playmobil-Haus. Ich schreibe ihm jedes Jahr."

Spielsachen, Wirtschaftskrise und Krieg

Marinas Brief ist wahrscheinlich schon in der Poststelle des Weihnachtsmanns angekommen. Sie befindet sich mitten in Athen, im ersten Stock eines unauffälligen Bürogebäudes. Durch einen weihnachtlich geschmückten Gang geht es zu einem ganz besonderen Büro - es enthält die Wünsche und Träume hunderter Kinder in ganz Griechenland.

Dabei geht es häufig um Spielsachen, aber nicht nur: "Jedes Jahr erfahren wir in den Briefen der Kinder, was sie gerade beschäftigt", sagt Vicky Matziari von der griechischen Post. "Vor einigen Jahren war es die Wirtschaftskrise, es ging um das Geld, das überall gefehlt hat, die Arbeitslosigkeit ihrer Eltern. Dann kamen die Flüchtlinge mit den Booten und sie baten um ein Geschenk für die Kinder, die in den Booten waren. Dann war Corona und die Schulen wurden geschlossen und sie konnten ihre Freunde nicht sehen. Und dieses Jahr ist Krieg. In vielen Briefe wünschen sich die Kinder Frieden."

150.000 Briefe in 2021

Seit über 30 Jahren gibt es diese Aktion zur Weihnachtszeit mittlerweile. Überall im Land stellt die Post zum ersten Dezember rote Metallbriefkästen auf, extra für die Briefe und Wunschzettel der Kinder. Allein im vergangenen Jahr sind etwa 150.000 Briefe eingegangen. Besonders berührende, witzige oder schön gestaltete Briefe werden in einem bestimmten Büro gesammelt.

Vicky greift einen heraus und liest: "Lieber Weihnachtsmann. Mein Name ist Eftyhia und ich bin zwölf Jahre alt.  Ich wünsche mir dieses Jahr nichts Materielles, sondern Frieden in allen Ecken der Welt. Ich möchte allen Menschen meine besten Wünsche für das neue Jahr mit auf den Weg geben: Liebe, Frieden, Hoffnung, Freude, Gesundheit und etwas, das mir sehr wichtig ist: Kreativität. Ich hoffe, ihr könnt meine Wünsche wahr werden lassen und sie an alle Menschen weitergeben, denn ich glaube, dass jeder mindestens eine kleine Krippe in seinem Herzen hat und meine Wünsche dort bewahren wird."

Eine Marketingaktion, die Freude bringt

Der achtjährige Kostas hat vor allem Fragen an den Weihnachtsmann: "Mein lieber Weihnachtsmann. Gibt es Dich wirklich? Und gibt es Deine Helfer, die Elfen, wirklich? Oder sind sie wie Spielzeug? Geht es Dir gut in der Kälte, im Schnee? Und achten die Rentiere auch auf Dich? Oder machen sie Unfug und ärgern Dich? Wirst du auf dem Weg bis zu uns müde? Und ist es schön da oben im Himmel?“

In manchen Briefen seien ganz akkurate Wegbeschreibungen zu finden, damit der Weihnachtsmann auch ja das richtige Haus erwischt, erzählt Vicky. Andere hätten sehr spezifische Wünsche, was ihr Spielzeug angehe, und manche nutzten ihren Brief an den Weihnachtsmann, um ihr Herz auszuschütten. "Wir schicken ihnen eine Antwort, in der wir ihnen schreiben, dass wir die Helfer des Weihnachtsmannes von der griechischen Post sind, und wir legen ein kleines Geschenk bei, ein paar Briefmarken und eine schöne Kinderkarte mit einer netten, optimistischen Botschaft", erzählt Vicky.

Natürlich ist das alles eine große Marketingaktion der griechischen Post. Aber immerhin eine, die auch sehr viel Freude bringt – und zwar oft nicht nur den Kindern.