Hooligans (Symbolbild)

Eigentlich ist Hooligan (oder O'Hooligan) ein irischer Nachname. Inzwischen fällt der Begriff aber fast immer im Zusammenhang mit Gewalt und Fußball. Hooligans sind Gruppen von meist jungen Männern, die sich prügeln und randalieren. Wie die Szene entstanden ist, wie sie sich professionalisiert hat und welche Verbindungen es zu Neonazis gibt: ein Überblick.

Der Begriff Hooligans fällt fast immer in Zusammenhang mit Gewalt und Fußball. Robert Claus setzt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Hooligans auseinander, hat auch schon ein Buch darüber geschrieben. Für ihn ist eine Sache sehr wichtig: "Zuerst muss man sagen, dass Hooligans nicht die Fußballgewalt erfunden haben, sondern es sowohl in England als auch in Deutschland schon eine lange Geschichte der Fußballgewalt, insbesondere bei Stadtderbys, gab, bevor es Hooligans gab."

Der Hooliganismus hat seinen Ursprung sehr wahrscheinlich in England, erklärt Robert Claus. Insbesondere im englischen, proletarisch geprägten Fußball der 60er und 70er Jahre hätten Hooligans die Fußballgewalt in eine organisierte Szene überführt: Es wurden Hooligan-Gruppen gegründet, die sich fortan zu Kämpfen verabredet haben.

Verbindung zu Neonazi-Szene

Meistens sind es Männer und meistens auch eher jüngere Männer zwischen 15 und 35 Jahren. Sie definieren sich vor allem über Härte, Dominanz und Durchsetzung gegenüber anderen. Nach England formieren sich auch in Deutschland gewaltbereite Gruppen. "Nach Deutschland kam der Hooliganismus eigentlich erst Ende der 70er, Anfang der 80er", sagt Claus. Zunächst hätten sie sich gar nicht Hooligans nennen wollen, weil sie diesen britischen Begriff abgelehnt hätten. Doch am Ende wurde der Name dann eben doch übernommen.

Immer wieder werden Hooligans in Deutschland auch mit Neonazis in Verbindung gebracht. Dies hat auch seine Gründe, bestätigt Experte Robert Claus: "Es gibt eine sehr relevante Schnittmenge aus Hooliganismus und militantem Neonazismus, was vor allem im Gewalt-Interesse begründet ist. Rechtsextreme Ideologie ist grundlegend gewaltvoll. Und da ist man sehr nah dran am Hooliganismus, weshalb der Hooliganismus im Grunde auch das wichtigste Rekrutierungsfeld für militante Neonazis in Deutschland ist." Er sagt aber auch: Es gibt auch Hooligans-Gruppen, die sich nicht als rechtsextrem begreifen. Aber die führenden Gruppen seien in Deutschland immer rechtsextremen gewesen und haben die Szene auch vorangetrieben.

Professionalisierung der Gewalt

Ihre Kämpfe tragen sie nicht nur in Fußballstadien aus, immer wieder verabreden sie sich in Parks oder auch auf Plätzen in den Innenstädten. Acker-Matches nennen Sie diese Treffen. "Da treten meistens zwei gleich große Gruppen von Hooligans an, die zumindest rudimentär sich über Regeln geeinigt haben", erklärt Claus. Die Gruppe, die am Ende am Boden liege, habe verloren. Dafür gebe es auch ein eigenes System des Rankings innerhalb der Hooligan-Szene, durch das man sich Ruhm und Anerkennung in der Szene verdienen könne.

Solche Treffen finden allerdings nicht nur auf deutschem Boden statt. Auch in Brasilien, Argentinien und vor allem in Osteuropa ist Fußballgewalt Thema. Dies liegt vor allem daran, dass in Russland, Tschechien oder Polen der Kampfsport einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Gerade in Osteuropa hätten Hooligans eigene Kampfsportturniere aufgebaut, insbesondere im Boxen, Kickboxen und den Mixed Martial Arts, sagt Claus. Auch hätten sie größere Firmen für Kampfsport-Ausrüstung aufgebaut und sich damit finanziert. "Das heißt, ich spreche an der Stelle teilweise von einer Professionalisierung der eigenen Strukturen, auch von einer Professionalisierung der Gewalt. Und die hat insbesondere in Osteuropa stattgefunden, wo die deutsche Hooligan-Szene massiv hinguckt und auch sehr stark vernetzt ist mittlerweile."

"Eine sehr lebendige Szene"

Das zeigt sich auch ganz konkret: "Wir haben mittlerweile in Deutschland einige Kampfsportstudios, die auf hohem Niveau trainieren und von Hooligans gegründet wurden, um dort Gewalt zu üben", so Claus. Gewalt, die während der Kontaktbeschränkungen in der Corona-Zeit seltener sichtbar war. Doch konkrete Zahlen gibt es hierfür nicht, sagt Claus. Es gebe auch keine Statistik darüber, wie viele Hooligans es gebe. Ziemlich klar sei jedoch, dass der Hooliganismus nach den Pandemie-Beschränkungen in den Stadien wieder sehr, sehr sichtbar geworden sei, sagt Claus. Die Fälle auch im Europacup seien ja bekannt. "Ich kann nicht beantworten, ob es mehr oder weniger wurde. Ich kann eher sagen: Wir reden von einer sehr lebendigen Szene, die die Pandemie offensichtlich lebendig überdauert hat."

So sind die Auseinandersetzung zwischen Hooligans und Polizei in Neapel beim Auswärtsspiel von Eintracht Frankfurt in der Champions League nur ein Fall. Es ist anzunehmen, dass sich Hooligans weiter formieren und Möglichkeiten finden, ihre Gewalt auszuüben.

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