Ein Blick auf Wien bei Sonnenuntergang

Als unser Korrespondent nach 15 Jahren in Berlin nach Wien zog, erlebte er gleich mehrere Schocks. Ob Wohnungssuche, Behördengänge oder Kitaplätze: Alles scheint in der österreichischen Hauptstadt perfekt organisiert zu sein.

Ich wohne nun seit knapp einem Monat in Wien. Wien, das war für mich ein Kulturschock. Also als jemand, der davor 15 Jahre in Berlin gelebt hat. Das mit dem Kulturschock fing schon bei den Planungen an. Wir konnten uns nämlich erst sehr spät um den Kindergartenplatz für unseren Sohn kümmern, also erst einen Monat vor dem Umzug.

Vier von sechs Kindergärten hatten einen Platz frei

Dann habe ich also Anfang August sechs Kindergärten im dritten Wiener Bezirk in der Nähe unserer neuen Wohnung angemailt und sie gefragt, ob sie nicht vielleicht zufällig schon für Anfang September einen Platz für unseren Sohn hätten. Eigentlich war das eher so als rhetorische Anfrage gedacht. Als gelernter Berliner erwartete ich sechs freundliche Absagen und malte mir schon aus, wie am anderen Ende des Mailpostfachs laut gelacht wird. Aber weit gefehlt: Vier von sechs Kindergärten antworteten mir, sie hätten selbstverständlich noch einen Platz frei, und man freue sich darauf, uns kennenzulernen. Wir konnten uns also einen Kindergarten aussuchen.

Ein zweites Beispiel: Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich drei Wochen vor dem Umzug erfahren habe, dass man sich nach Ankunft innerhalb von drei Tagen bei der Stadt Wien in der Meldebehörde angemeldet haben muss. Ein Bürgeramtstermin - sofort. Sonst gibt es Ärger. Der blanke Horror, dachte ich mir als gelernter Berliner. Mit bangem Blick ging ich Anfang August auf die Seite unseres Magistrats im dritten Bezirk, so heißt das Amt hier in Wien, und klickte auf die aus meiner Sicht nicht vorhanden sein dürfenden Termine am 23. August.

Entspannt auf Wohnungssuche

Klick - und dann kam der Schock: Über ein Dutzend Termine standen zur Auswahl. 9 Uhr, 9:15 Uhr, 10 Uhr, 10:45 Uhr, 11 Uhr und so weiter, was hätten Sie denn gerne? Völlig baff wählte ich die entspannte Uhrzeit 14 Uhr. Als wir dann dort waren im Magistrat, natürlich als Einzige ohne Warteschlange, wurden wir sogar vom Mann am Eingang mit Namen begrüßt. "Ah, Sie sind die Familie Soos". Und dann dauerte das Ganze 15 Minuten und wir bekamen noch vor Ort unsere Anmeldungsurkunden. Und dann haben wir im Nachhinein noch erfahren, dass das Ganze auch komplett online gegangen wäre.

Nein, ich muss schon sagen: Wien ist irgendwie eine top-organisierte Stadt. Auch bei der Wohnungssuche war es nicht anders. Alle zehn Wohnungen, die wir besichtigt hatten, hätten wir haben können. Als Berliner ist das schon irgendwie ein Kulturschock.

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