Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)

Formal lief wohl alles korrekt, aber die Kritik reißt nicht ab: Die Unionsfraktion hat Verteidigungsministerin Lambrecht für den Mitflug ihres Sohnes in einem Regierungshubschrauber kritisiert. Berechtigt oder übertrieben? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!

PRO: Win-win für alle

Von Christopher Jähnert

Es wird ja immer viel diskutiert über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und diese Vereinbarkeit gilt natürlich auch für Ministerinnen. Was Christine Lambrecht gemacht hat, das ist rechtlich völlig in Ordnung nach allem, was wir jetzt wissen. Sie hat ihren Sohn auf Dienstreisen mitgenommen und für die Reise auch wie vorgesehen bezahlt. Der Platz war frei, also kann man ihn besetzen. Und das spart gleichzeitig auch noch Steuergeld, denn geflogen wäre die Luftwaffe sowieso - egal ob mit oder ohne zahlenden Extra-Gast.

Wo also ist das Problem? Ja, Lambrechts Sohn könnte natürlich ein bisschen feinfühliger sein und keine Selfies aus dem Flieger posten. Aber verboten ist das meines Wissens nicht. Und es wird ja auch kritisiert, dass Lambrecht zufällig an der Nordsee einen Truppenbesuch gemacht hat und dann weitergereist ist nach Sylt zum Osterurlaub - wohlgemerkt dann ohne Luftwaffe natürlich. Ja und? Das ist doch praktisch: Es spart Geld und es spart Zeit, die Christine Lambrecht mit ihrer Familie verbringen konnte. Eigentlich eine win-win-Situation für alle, oder?

CONTRA: Schlechter Stil

Von Evi Seibert

Der einzige Ort, wo es völlig normal ist, dass die Kinder im Job mit dabei sind, ist das Homeoffice. Nun ist die Frage, ob ein Bundeswehrhubschrauber ein Homeoffice ist. Finde ich eigentlich nicht. Natürlich müssen auch Ministerinnen in ihrem aufreibenden Job Zeit für Familie bekommen. Aber ob das bedeutet, dass man Kinder auf Dienstreisen mitnimmt, ist eine andere Frage, nämlich eine Stilfrage. Der erwachsene Sohn muss ja nicht mehr betreut werden, sondern darf offenbar immer mit, wenn es nette Ziele sind - Lissabon, Paris, Prag - und postet dazu Selfies als Privatperson aus dem Regierungsflieger.

Wenn Mama eine hochrangige Managerin in der Privatwirtschaft wäre, wäre mir das völlig egal. Aber Christine Lambrecht ist Bundesministerin. Sie muss darauf achten, dass nicht mal der Verdacht aufkommt, ihr Sohn könnte dadurch Vorteile haben - oder noch schlimmer: der Verdacht, sie würde ihre Dienstreisen so legen, dass sie möglichst nah am nächsten gemeinsamen Urlaubsort sind. Ja, es ist richtig, auch Ministern und Ministerinnen mehr Zeit für Familie zu geben. Ich finde aber nicht, dass das im Regierungsflieger sein muss.

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20 Kommentare

  • Zu was man heutzutage alles eine Meinung haben muss... tsss tsss tsss
    Währenddessen hat man dann keine Zeit mehr, um sich mit Fachbüchern zu bilden und den wichtigen Dingen auf den Grund zu gehen.
    Künftig würde ich jeweils gern wissen, welche Qualifikation die Journalisten oder Interviewgäste haben. Wie viele und welche Bücher haben sie zu dem Thema gelesen.
    Fangen wir doch hier an: welche Bücher haben Christopher Jähnert und Evi Seibert gelesen über Politik, Geschichte, Militär, Geheimdienste und Ökonomie (da man hier ja noch das Fass von "Vereinbarkeit von Job und Familie" aufmacht)?

  • Meine Meinung ist, man muss nicht zu jedem Furz eine Meinung haben.
    Bin eher gespannt, ob der hr die durchaus interessanten Leserkommentare vorlesen wird...

  • Interessanter wäre zu wissen, welche Vorteile sich die HR-Chefs holen.
    Luxeriöse Abendessen mit den Reichen und Mächtigen, bei denen man verspricht, keine unangenehmen Fragen zu stellen?
    Jahresgehalt von 300.000 für HR-Intendanten, während der (dabei noch schlecht informierte) Durchschnittshesse die höchsten Steuern der Welt zahlt?
    Umsetzung der eigenen Ideologie anstatt Debatte mit dem demokratischen Gegner?

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