Symbolbild Autismus

Was bedeutet es, mit Autismus zu leben? Maren aus Südhessen gibt einen Einblick - und beschreibt, was eine Diagnose im Erwachsenenalter verändern kann.

Gerne einmal ein Lächeln im Gesicht, mit Kapuzenpullis und geflochtenem Zopf unterwegs: Das ist Maren aus Südhessen. Maren hat vor zwei Jahren die Diagnose Autismus bekommen: "Am Abend vor der Diagnose lag ich im Bett und habe mich gefragt, was ich mir eigentlich erhoffe – was wäre mir lieber. Und war irgendwie auch unentschlossen. Als ich die Diagnose hatte, war ich dann erleichtert. Weil das viele Sachen erklären konnte und dadurch auch Vorteile hatte."

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„Als ich die Diagnose hatte, war ich dann erleichtert. Weil das viele Sachen erklären konnte und dadurch auch Vorteile hatte.“ Maren Maren
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Marens Vater Carl-Peter erzählt, wie er die ganze Kindheit über beobachtet, wie Maren in der Schulzeit niemanden an sich ranlässt und sich gerne mal abschottet. Er schiebt das darauf, dass Maren rund 15 Wochen zu früh geboren ist. Auch für ihn ist die Diagnose vor zwei Jahren deshalb eine Erleichterung: "Wenn Maren bei einer Stresssituation zumacht, war das für mich vorher eher schwierig, weil ich damit nicht klarkam. Das ist jetzt einfacher, weil ich halt weiß, das ist eine Reaktion, die kommt, weil sie Autistin ist und in dem Moment nicht mehr antworten kann." Eine Erfahrung, die Maren seitdem häufiger gemacht hat: "Als ich gesagt habe, dass ich Autist*in bin, ist auch ein Druck abgefallen, sich anpassen zu müssen. Oder nicht komisch aufzufallen. So ist es egal, wenn ich jetzt nicht unbedingt in die Augen gucke oder mich sonst irgendwie komisch verhalte."

Schreiben ist oft leichter als reden

Inzwischen studiert Maren sogar Kommunikation, genauer: Gebärdensprachendolmetschen. In einer WhatsApp-Gruppe vertraut Maren nach Studienbeginn die Diagnose Autismus Kommilitoninnen und Kommilitonen an. "Es waren zwei Nachrichten, in denen stand, dass sie es total mutig finden, wie offen ich bin. Total viele haben auf die Nachricht mit einem Herz reagiert. Das hat schon sehr bestätigt, das zu machen." Kommilitonin Marlena bestätigt das: "Ich habe gedacht, danke, dass du das mit mir teilst. Das hat aber nichts verändert, auch im Umgang nicht."

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„Ich kam lange Zeit selber mit mir nicht klar. Ich habe mich sehr viel in Parallelwelten zurückgezogen, um den Alltag zu durchstehen.“ Maren Maren
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Offen ist Maren auch im Internet. Mit über 11.000 Followern teilt Maren auf Instagram Gedanken, bespricht Bücher und gibt Einblicke in das Leben mit Autismus. "Es ist halt erheblich leichter, mit Menschen zu schreiben, als lautsprachlich und direkt zu kommunizieren. Vor allem beim Schriftlichen, da kann man die Nachricht noch einmal durchlesen. Man hat mehr Zeit, das hat man im direkten Kontakt nicht. Und es ist auch generell einfacher."

Früher war Maren häufig traurig: "Ich kam lange Zeit selber mit mir nicht klar. Ich habe mich sehr viel in Parallelwelten zurückgezogen, um den Alltag zu durchstehen." Inzwischen hat Maren Strategien für solche Momente gefunden. Wie zum Beispiel, Zeit mit Pflegepferd Lisa zu verbringen oder Musik zu machen. Offen mit der Diagnose umzugehen – das habe geholfen, so Maren. Und will damit sichtbar machen: Autismus steht für ein ganzes Spektrum: "Und das kann nur passieren, wenn verschiedene Lebensrealitäten von autistischen Menschen gezeigt werden." Die eigene Lebensrealität zu teilen ist dabei Marens Beitrag, ein bisschen mehr über Autismus zu erklären.

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Welt-Autismustag

Der Welt-Autismustag findet seit 2008 immer am 2. April statt. Er wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf Autismus aufmerksam zu machen und aufzuklären.

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