Grundschüler aus der Ukraine sitzen in einem Klassenzimmer.

Viele tausend Menschen aus der Ukraine haben im Jahr 2022 in Hessen vor dem russischen Bombenhagel Schutz gefunden. Doch wie ist es diesen Menschen seitdem hier ergangen? Und können sie sich vorstellen, länger hier zu bleiben?

Der vierjährige Vitalik rennt ausgelassen mit anderen Kindern durch die hellen Räume einer Spielgruppe in Bensheim – vorbei an selbstgemalten Kinderbildern, einer Garderobe mit bunten Haken und Bänken in Kindergröße. Er ist mit seiner Mutter Natalia Charidonowa im vergangenen März aus Kiew nach Bensheim geflohen. Die 38-jährige lächelt ihm kurz zu. "Ihm geht es gut. Er geht hier in eine Spielgruppe. Und ich gehe in einen Integrationskurs. Und wir versuchen auch die deutschen Traditionen in unserer Familie zu leben."

Die Übersetzung übernimmt Miriam Dovbenko, die in der Bensheimer Spielgruppe, in der inzwischen viele ukrainische Kinder betreut werden, arbeitet. Natalia und ihr Sohn leben inzwischen in einer kleinen eigenen Wohnung in Bensheim, die das Jobcenter zahlt. Und auch, wenn ein hartes Jahr hinter ihnen liegt und beide ihren Mann und Vater vermissen, der noch in Kiew ist: Natalia will nach vorne schauen. "Ich bin Musiklehrerin. Und meine nächsten Ziele sind, die deutsche Sprache schnell und gut zu lernen." Sie will gerne ihren Beruf anerkennen lassen und arbeiten. "Und ich wünsche mir auch für meinen Sohn, dass er die Sprache gut lernt und in die erste Klasse gehen kann. Und wir uns hier einfach gut einbringen und einleben können."

"Ein normales Leben"

Ortswechsel. Eine Gruppe von ukrainischen Kindern drängt sich für den Schulunterricht um eine Tafel. Unter ihnen ist auch die 14-jährige Alexandra. Sie ist mit ihren beiden Schwestern und ihren Eltern aus Saporischjia geflohen. Und lebt seitdem mit ihrer Familie im ehemaligen Luisenkrankenhaus in Lindenfels. Zusammen mit über 300 anderen ukrainischen Geflüchteten. Was die Familie zu sagen hat, übersetzt Elena Fech vom Deutschen Roten Kreuz. "Die Familie ist komplett zufrieden. Die meinen, es wurde alles gemacht, damit sich die Leute hier wohlfühlen."

Hinter der Familie am Eingang des Gebäudes hängen Fotopostkarten von den Städten, aus denen die Geflüchteten hier kommen – und ein selbstgemaltes Wappen der Ukraine. Ein bisschen würde sich das Luisenkrankenhaus anfühlen wie eine kleine Ukraine, scherzt Familienvater Sergej Sherbina. Zu ihren weiteren Plänen erzählen sie, "dass die Kinder Deutsch lernen, dass die größere Tochter zur Uni geht, was sie in der Ukraine schon angefangen hat." Und die deutsche Sprache zu lernen und zur Arbeit zu gehen, "damit es wirklich irgendwann ein normales Leben wird."

Zuhause - in Deutschland

Bald zurück in die Ukraine zu gehen? Daran traut sich die Familie in Lindenfels kaum zu denken. Ähnlich geht es auch Musiklehrerin Natalia in Bensheim. Sie erklärt: "Jeder Ukrainer möchte in seinem tiefsten Herzen zurück in die Ukraine. Aber heutzutage kann ich gar nicht sagen, dass ich zurück kann. Weil gerade so viele unerwartete Raketen einschlagen und das für mich und meinen Sohn zu gefährlich ist."

Sie erzählt, dass gerade heute am Tag unseres Interviews der Kindergarten von Vitalik in Kiew wieder einmal evakuiert werden musste. Die Kinder hätten den ganzen Vormittag in einer U-Bahn-Station verbracht. Vitalik kommt zu seiner Mutter zurück. Er will endlich heim. In die Wohnung in Bensheim.

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