Hessische Unternehmen sind sehr flexibel

Corona-Pandemie, Inflation und Energiekrise: Die Angst war groß, dass viele Firmen bankrottgehen und die Wirtschaft einbrechen könnte. Inzwischen schwindet die Sorge vor einer Rezession aber wieder - die Bundesregierung erwartet für dieses Jahr sogar ein leichtes Wirtschaftswachstum. Also alles halb so wild? Ein Blick in hessische Unternehmen.

Es klingt geradezu unglaublich, wenn der nordhessische Gastronom Rainer Holzhauer sagt: "Ich bin sehr zufrieden, wie wir durch die Krise gekommen sind - wir sind eigentlich gestärkt aus der Krise hervorgegangen." Holzhauer betreibt zusammen mit seinem Bruder ein Hotel-Restaurant und einen Landgasthof im Landkreis Kassel.

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Beide Betriebe haben zwar unter der Corona-Pandemie gelitten, aber für Holzhauer war das rückblickend auch eine Chance, um Neues auszuprobieren – zum Beispiel ein Sieben-Tage-Menü, etwa fürs Home-Office: "Sie können bei uns für eine Woche vakuumiertes Essen kaufen, was Sie nach Hause gebracht bekommen. Und das läuft immer noch gut und ist ein ganz neuer Zweig von uns geworden." Zeitweise hätten bis zu 1.000 Kunden zugegriffen. So konnte der 59-Jährige seine 130 Mitarbeiter weitgehend halten - auch dank staatlicher Hilfen wie Kurzarbeitergeld.

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„Ich bin sehr zufrieden, wie wir durch die Krise gekommen sind, wir sind eigentlich gestärkt aus der Krise hervorgegangen“ Rainer Holzhauer, Gastronom Rainer Holzhauer, Gastronom
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Beim Hessischen Industrie- und Handelskammertag heißt es, diese Hilfen hätten viele andere Unternehmen gar nicht in Anspruch genommen, weil ihnen das zu viel Bürokratie gewesen sei. Dabei seien die Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukten explodiert. Trotzdem sagt Verbandssprecherin Julia König: "Dass die Unternehmen bislang vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen sind, liegt auch an der sehr hohen Flexibilität der Unternehmen, mit der sie sich auf diese Gegebenheiten eingestellt haben."

Innovation wichtiger Motor des deutschen Mittelstands

Ein weiteres Beispiel aus dem mittelhessischen Haiger: Hier hat die Weiss Unternehmensgruppe ihren Sitz. Sie beliefert mit Klebstoffen, Reinigungsmittel und Bauteilen von Automobilherstellern bis zu Baufirmen unterschiedlichste Kunden auch im Ausland. Geschäftsführer Christian Dölle sagt: "Nehmen Sie das Beispiel Frankreich, Spanien, das entwickelt sich positiv. Deutschland schwächelt eher, aber so können wir das ausgleichen. Aber auch durch innovative Produkte, dafür steht der deutsche Mittelstand, da haben wir nie aufgehört zu investieren."

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„Was mir momentan am meisten Sorge bereitet, ist der wenig planbare Umsatz. Die Kunden bestellen auf Sichtweite.“ Christian Dölle, Geschäftsführer Weiss Unternehmensgruppe Christian Dölle, Geschäftsführer Weiss Unternehmensgruppe
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Gerade tüftelt die Firma an einem neuen Klebstoff, der bei Fertighäusern zum Einsatz kommen soll. Dazu stellt das Unternehmen den Strom mittlerweile weitgehend selbst her und hat das Werkgelände komplett mit Solaranlagen ausgestattet. Auch diese Strategie geht offenbar auf. Wie Geschäftsführer Christian Dölle betont, geht es dem Familienunternehmen und seinen rund 350 Mitarbeitern trotz der diversen Krisen gut. Aber: "Was mir momentan am meisten Sorge bereitet, ist der wenig planbare Umsatz. Die Kunden bestellen auf Sichtweite", sagt Dölle.

Und auch von den hessischen Industrie- und Handelskammern heißt es: Ein Ende des Ukrainekriegs und der Energiekrise sei nicht in Sicht, deshalb würden die Unternehmen weiter besorgt in die Zukunft blicken. Auch wenn einige bisher ganz gut durchkommen.

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