In Plastik verpackte Biogurken aus Spanien

Biogurken, "grüne" Putzmittel und ein Sparduschkopf - es gibt viele Mythen darüber, was nachhaltig ist. hr-iNFO-Umweltredakteurin Judith Kösters hat einige von ihnen gecheckt und sagt, was stimmt und was nicht.

Mythos 1: Das Eco-Programm bei der Spülmaschine ist besser für die Umwelt.

Ja, ist es - und zwar nicht obwohl, sondern weil es so lange läuft. Es wäscht so sparsamer, mit weniger Energie, weniger Wasser. Dafür mit simplen Tricks wie: einfach etwas länger einweichen lassen. Oder: mit nicht ganz so heißer Luft das Geschirr am Ende „trockenfönen“, sondern mehr so nach und nach. Das spart pro Waschgang locker rund 25 bis 30 Prozent Wasser und Strom ein.

Man kann sich das vorstellen wie einen Opa, der sich langsam und mit viel Geduld ums Spülen kümmert und dabei keinen Stress hat. Deshalb kann er dabei auch ganz sparsam und nachhaltig schrubben und polieren. Das Gleiche gilt übrigens auch für Waschmaschinen. Und laut Stiftung Warentest wird das Geschirr bei getesteten Eco-Spülprogrammen im Schnitt sogar sauberer als im Standard-Programm.

Weitere Informationen

Mehr Infos zum ECO-Programm von Spülmaschinen finden Sie hier [utopia.de] oder hier [ndr.de]. Mehr zu den Verbrauchswerten einzelner Spülmaschinen-Programme lesen Sie hier [bewusst-leben.de].

Ende der weiteren Informationen

Mythos 2: Bio-Gurken sind in jedem Fall besser als konventionell produzierte.

Nicht unbedingt - wenn die Bio-Gurke aus Spanien kommt und vielleicht noch in Plastik eingewickelt ist, ist eher die konventionell produzierte, aber regionale Gurke ohne Plastik nachhaltiger. So schätzt es das Umweltbundesamt ein. Die Gurken, die von weit her kommen, sind tendenziell in Plastik verpackt, weil sie das auch beim Transport schützt. Sie sind also - wegen des Plastiks und des Transports - doppelt umweltschädlich. Dann also lieber die aus der Region.

Gurkenkauf ist ein gutes Beispiel, wie man es mit der Nachhaltigkeits-Optimierung im Einzelfall auch übertreiben kann: Für die Umwelt ist es im Vergleich so viel wichtiger, wie das Haus gedämmt ist, ob man Flugreisen macht, ob man eher Bahn oder Auto fährt. Im Zweifelsfall also: Vergesst die Gurke!

Mythos 3: Ein Sparduschkopf ist sinnvoll.

Stimmt - dadurch, dass man nicht nur einmal Wasser, Energie und CO2-Emissionen spart, sondern jeden Tag (oder eben jedesmal, wenn man duscht). Die Sparduschköpfe senken den Verbrauch deutlich: statt 12 bis 15 Liter, wie beim normalen Duschkopf, laufen hier nur 6 bis 9 Liter pro Minute durch. Im besten Fall spart man also die Hälfte ein. Rechnet man das aus, kann man pro Tag im Jahr 180 kg CO2-Emissionen einsparen, was viel ist - und auch locker über 100 Euro bei der Gas- und Wasser-Rechnung.

Gerade wenn man lange Haare hat, merkt man beim Shampoo-Ausspülen zwar durchaus, dass aus dem Sparduschkopf etwas weniger rauskommt. Aber man braucht so nur etwa eine halbe Minute länger - und unterm Strich verbraucht man dennoch weniger als mit einem normalen Duschkopf.

Weitere Informationen

Mehr Infos zu Sparduschköpfen finden Sie hier [dieklimawette.de].

Ende der weiteren Informationen

Mythos 4: Man kann bei Flugreisen durch CO2-Kompensations-Zertifikate etwas ausgleichen.

Das bringt durchaus was und ist keinesfalls eine schlechte Sache. Aber es hext die Flug-Emissionen natürlich nicht einfach weg. Wenn man denkt, dass man damit seine Flug-Emissionen quasi auf Null setzen kann, macht man sich schon ein bisschen was vor.

Die Idee ist ja, dass man ausrechnet, was jeder Flugkilometer an Klimaschäden verursacht - und dann Projekte finanziert, meist in anderen Ländern, die das an anderer Stelle wieder rausholen - die also zum Beispiel Waldgebiete erhalten oder aufforsten. Global betrachtet muss man allerdings sagen: So viele Wald- und andere Projekte kann man gar nicht aufsetzen, um die gesamten schädlichen Emissionen der Industrieländer zu neutralisieren. Als Lösung im großen Stil ist das „Ausgleichen“ von Emissionen also ungeeignet. Wenn ein Weltkonzern erklärt, dass er leider nicht wirklich ökologischer produzieren kann, aber dafür milliardenfach CO2-Kompensations-Zertifikate kauft, ist das Greenwashing.

Für Einzelpersonen ist die Faustregel: Nicht Fliegen ist der beste Klimaschutz, aber wenn, dann besser kompensieren als nicht kompensieren. Ein bisschen was bringt’s schon - wenn man sich - und das ist wichtig - einen seriösen Anbieter sucht. Es gibt nämlich auch viele nicht-seriöse Kompensations-Zertifikate, die sich etwas zurechtmauscheln. Seriös ist etwa der Anbieter „atmosfair“ und einige andere. Stiftung Warentest hat das 2018 verglichen, dort findet man also weitere Anbieter.

Mythos 5: Biologisch abbaubare Tüten für den Biomüll sind sinnvoll.

Nein! "Biologisch abbaubar" klingt zwar gut, stimmt aber blöderweise einfach nicht. In den allermeisten Kompostierungsanlagen der Müllentsorger zerfallen diese Tüten nämlich gar nicht. Die Bioplastiktüten, die bisher auf dem Markt sind, sind nicht wirklich besser als die normalen Plastiktüten - und zwar weder "biobasiertes" Plastik, also Plastiktüten, die zum Beispiel aus Maisstärke oder ähnlichem hergestellt sind, noch sogenannte "biologisch abbaubare" Tüten. Wenn man sich alles anschaut, von Klimabilanz bis Bodenbelastung, dann sind Bio-Plastiktüten nicht viel besser als normale Erdöl-Plastiktüten.

Für den Kompost sollte man doch lieber Papier- statt Plastiktüten verwenden - am besten welche ohne schädliche, chemische Zusätze. Es gibt extra Papiermüllbeutel mit dem Blauer-Engel-Symbol. Und natürlich noch besser: Kompost einfach in einem Behälter sammeln, eventuell mit einem Stück Zeitung oder Küchenkrepp darunter, und dann direkt unverpackt in die Biotonne kippen. Das Stück Zeitung oder Küchenkrepp darf ruhig mit rein, sagen die Entsorger, das stört nicht.

Weitere Informationen

Mehr Infos zu "biologisch abbaubaren" Tüten finden Sie hier [quarks.de].

Ende der weiteren Informationen

Mythos 6: Man sollte lieber "grüne" Putzmittel verwenden als konventionelle.

"Bio" oder "nachhaltig" bei Putzmitteln heißt vor allem, dass sie das Abwasser möglichst wenig belasten. Das landet zwar in der Kläranlage, aber viele Stoffe kriegt die auch nicht raus - und die landen dann in Flüssen und Seen. Und da gibt es durchaus Unterschiede, ob und wie viele schädliche Stoffe da in den verschiedenen Mitteln drin sind.

Wenn irgendwo "Bio-Putzmittel" draufsteht, nützt das allerdings wenig. Bei Nahrungsmitteln ist das ja geschützt - die Hersteller müssen also bestimmte Bio-Kriterien erfüllen, damit sie ihre Waren als "Bio-Produkte" verkaufen dürfen. Das ist bei Reinigungsmitteln aber nicht so.

Man muss also nach bestimmten Umweltsiegeln schauen. Und dabei gilt: Siegel ist nicht gleich Siegel. Viele schön gestaltete Umweltlogos verpassen sich die Hersteller selbst, die bringen nichts. Merken kann man sich zum Beispiel den blauen Engel - das sind Produkte, die auf jeden Fall nachhaltiger sind. Es gibt aber noch einige andere, die seriös sind, zum Beispiel auf EU-Ebene das EU-Ecolabel.

Weitere Informationen

Mehr Infos zu "Bio-Putzmitteln" finden Sie auf dem Portal Siegelklarheit der Bundesregierung sowie hier [utopia.de].

Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen

Weiterführende Informationen und Quellen

Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen