Auch in diesem Jahr wird viel gespendet

Weihnachtszeit heißt Spendenzeit. Doch spenden die Hessinnen und Hessen in diesem Jahr genauso viel wie in den Vorjahren? Trotz Inflation und Energiekrise? Der Deutsche Spendenrat geht von einem guten Spendenjahr 2022 aus. Ein Projekt gegen Altersarmut in Wiesbaden zeigt, wie hoch die Spendenbereitschaft vieler Menschen selbst in Krisenzeiten ist.

Die 72-jährige Rentnerin Saga Pohl kann ihr Glück kaum fassen. Sie sitzt auf dem Sofa in ihrer kleinen Wohnung in Wiesbaden und hält einen Lebensmittelgutschein in den Händen. 50 Euro ist er wert. "Sowas Nettes gibt’s gar nicht. Ich bin so dankbar und ich muss wirklich auf jeden Euro achten und dann ist endlich der Tag da, wo man das hier kriegt!“

Die Spendenbereitschaft ist in der Bevölkerung immer noch sehr hoch

1.000 Gutscheine konnte der Verein Silberstreifen aus Wiesbaden in den letzten zwei Monaten bereits an Menschen verteilen, die von Altersarmut betroffen sind – so wie Saga Pohl. Möglich gemacht haben das Menschen, die Teile oder sogar die gesamte Summe ihrer Energiepauschale gespendet haben. Über 70.000 Euro seien durch die Spendenaktion des Vereins Silberstreifen zusammengekommen, sagt der Vorsitzende Johannes Weber: "Beeindruckt haben mich die Spendenhöhen. Und ich persönlich schließe daraus, dass die Bereitschaft zu teilen und die Solidarität in unserer Gesellschaft weitaus höher sind, als wir es annehmen.“

Eine Beobachtung, die in diesem Jahr auch Bernd Kreh vom Landesverband der Diakonie Hessen machen kann. Trotz Befürchtungen wegen der Energiekrise und den steigenden Lebenshaltungskosten seien die Spenden auch bei ihnen in diesem Jahr nicht zurückgegangen. Das erklärt er sich unter anderem so: "Wir haben natürlich auch ein sehr gutes Einzugsgebiet hier im Rhein-Main Bereich. Viele Menschen verdienen gut und sind auch bereit, davon was abzugeben.“

Schlecht besuchte Gottesdienste bedeuten auch weniger Spenden

Wer helfen kann, der tue das auch. Besonders der Krieg in der Ukraine sei für viele Menschen Anlass, um zu spenden, so Volker Rahn von der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau. Und trotzdem sei nach jetzigem Stand die Spendensumme in den evangelischen Kirchen in Hessen rückläufig. Für die Unterstützung von Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt sei bisher ein Viertel weniger zusammengekommen als in den Jahren zuvor. Statt 4,4 Millionen sind es in diesem Jahr bisher also nur rund 3,3 Millionen Euro. Das liege vor allem an den schlecht besuchten Gottesdiensten und der ausbleibenden Kollekte während der Pandemie.

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„Und ich persönlich schließe daraus, dass die Bereitschaft zu teilen und die Solidarität in unserer Gesellschaft weitaus höher sind, als wir es annehmen“
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Rahn beobachtet aber auch folgendes: "Wir haben tatsächlich Stimmen von Menschen, die sagen ja, ich möchte noch etwas mehr Spenden für die Menschen, die besonders unter der Energiekrise leiden. Wir haben aber auch Stimmen, die sagen: Bitte entschuldigt, dass wir dieses Jahr weniger spenden können, weil wir selber betroffen sind von der Energiekrise.“. Noch ist das Jahr nicht vorbei. An Weihnachten und den Feiertagen hofft er auf vollere Kirchen und somit auch vollere Klingelbeutel am Kirchenausgang, damit noch mehr Geld in soziale Projekte fließen kann.

Ein gutes Essen zu Weihnachten macht Freude

So wie zum Beispiel auch bei der Aktion "Energiepauschale gegen Altersarmut“ vom Wiesbadener Verein Silberstreifen. Johannes Weber ist noch immer überwältigt von der großen Hilfs- und Spendenbereitschaft der Menschen in Hessen. Durch sie könnten sich Bedürftige gerade jetzt endlich mal wieder etwas gönnen: "Es ist das Essen. Das Essen ist etwas ganz Existenzielles und in der Vorweihnachtszeit soll es aber möglich sein, mal ‘nen Braten auf den Tisch zu legen oder eine geliebte Süßigkeit, einen Christstollen.“

Die Aktion des Vereins geht deshalb weiter. In den nächsten Tagen sollen noch 400 weitere Essensgutscheine im Wert von insgesamt 20.000 Euro an Bedürftige in Wiesbaden verteilt werden.

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