Eltern gehen mit ihren beiden Kindern spazieren

Wegen der gestiegenen Preise müssen auch viele Menschen den Gürtel enger schnallen, die bislang keine finanziellen Probleme hatten. So auch Carina Sauer und Johannes Rolle aus Heppenheim. Im Gespräch mit unserer Reporterin erzählen sie, was sich in ihrem Alltag geändert hat.

Auf dem Boden eine Kiste mit Lego, auf dem Sofa Bilderbücher und an der Wand Naturfotografien von Urlauben aus Zeiten vor der Corona-Pandemie. In ihrem Eigenheim in Heppenheim wohnen Carina Sauer und Johannes Rolle seit vier Jahren. Mit dabei die beiden Söhne, sechs und ein Jahr alt, und zwei Katzen. Im Gegensatz zu draußen ist es hier drinnen angenehm warm. Carina Sauer seufzt: "Jetzt ist es ja heute zum ersten Mal richtig kalt und wir haben es bis mittags rausgezögert, die Heizung anzustellen. Aber dann haben wir sie doch angemacht mit den zwei kleinen Kindern - obwohl es wehtut."

Keine Rücklagen möglich

Carina Sauer und Johannes Rolle haben, als sie hier vor vier Jahren eingezogen sind, extra eine Gasheizung neu installieren lassen. Jetzt ist der monatliche Abschlag schon doppelt so hoch, erzählen die beiden. Und im Vergleich zu anderen hätten sie damit noch Glück. Die gestiegenen Preise merken die beiden aber auch beim wöchentlichen Familieneinkauf, so Johannes Rolle: "Da merkt man dann schon auch, dass die Lebensmittel teurer sind. Ich hab das an meinem Lieblingskäse gesehen, der hat gerade erst 79 Cent gekostet und ist jetzt bei 1,89 Euro. Und man merkt das an allen Lebensmitteln, dass die rund 20 bis 30 Prozent mehr haben."

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Nach Berechnung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) verbrauchten 60 Prozent der Haushalte für die laufenden Ausgaben ihre gesamten monatlichen Einkünfte und teils auch Ersparnisse.

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Johannes Rolle arbeitet zur Zeit als Physiotherapeut zu 70 Prozent. Carina Sauer ist Psychotherapeutin und noch bis Oktober in Elternzeit. Zusammen haben sie damit ein Netto-Haushaltseinkommen von rund 4000 Euro im Monat. Eigentlich nicht schlecht, finden die beiden. Aber: "In der aktuellen Situation, wo ich jetzt nur das Elterngeld bekomme, kann ich nichts zurücklegen. Wir haben auch immer wieder neue Kosten im Haus, die anfallen." Und der eigentliche Plan, nämlich den Kredit mit dem Ersparten am Ende des Jahres sonderzutilgen und damit günstiger zu machen, steht dieses Jahr zum ersten Mal auf der Kippe.

Fünf statt vier Tage pro Woche arbeiten?

Die beiden versuchen deshalb jetzt schon, verstärkt auf Angebote beim Einkauf zu achten, das Auto dann zu tanken, wenn es günstig ist und unnötige Fahrten zu reduzieren. Dennoch: Vor allem, wenn es darum gehe, neue Sachen für die Kinder zu kaufen, die ja notwendig seien, merke sie, dass es schwerer falle als sonst. Die letzte große Investition der beiden: ein Holzofen, der die Gasheizung unterstützen soll. Wegen Lieferschwierigkeiten sollen sie den aber erst im Januar bekommen.

Die aktuelle Situation macht den beiden Sorgen und beschäftigt sie viel. "Klar, wo das alles hinführt, darüber machen wir uns schon Gedanken und besprechen das auch. Aber momentan sind wir noch der glücklichen Situation, dass wir einen kleinen Puffer haben im Vergleich zu den anderen." Sie haben immerhin noch Spielräume, um die gestiegenen Preise auszugleichen, sagt Carina Sauer. Sie fange jetzt wieder an zu arbeiten. Eigentlich habe sie sich gewünscht, nur vier Tage zu arbeiten. Aber weil der kleine Sohn jetzt in die Kita kommt, fallen erhöhte Kinderbetreuungskosten an. "Da ist schon so der Gedanke, wenn es nicht reicht, dass ich dann doch fünf Tage die Woche arbeiten muss. Das ist jetzt in Anführungszeichen ein Luxusproblem. Aber wenn man sich das so ausgedacht hat, ist das schon frustrierend."

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