Ebay Kleinanzeigen App

Ob Omas alte Kommode, Kinderkleidung oder den verstaubten Hometrainer: Vieles, was wir selbst nicht mehr brauchen, findet über Ebay, Vinted & Co. schnell neue Besitzer. Seit diesem Jahr soll das Finanzamt von solchen Privatverkäufen erfahren. Das wirft bei Nutzern vor allem Fragen auf.

Die Finger von Manfred Blesing wandern über die Saiten seiner Gitarre. Er hat gleich mehrere Instrumente und ist immer wieder auf der Suche nach neuen Schätzen. "Es ist oft so: Man kauft sich ein Instrument, beschäftigt sich ein Jahr damit und merkt dann, es passt nicht zu einem", sagt er. "Und dann beschließt man, es wieder zu verkaufen und sich von dem Geld etwas Neues zu kaufen. Und dazu nutze ich Ebay-Kleinanzeigen." Und so kauft und verkauft der Heppenheimer auch mal mehrere Gitarren pro Jahr.

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Plattform-Steuertransparenzgesetz: Was Privatverkäufer jetzt wissen müssen

Internetplattformen wie Ebay müssen künftig auch Transaktionen von Privatleuten direkt an die Steuerbehörden übermitteln, wenn jemand über 30 Artikel im Jahr verkauft oder über 2.000 Euro dabei einnimmt. Dadurch soll mehr steuerliche Transparenz entstehen: Die EU geht davon aus, dass auf die Plattformen viel Geld verdient, aber nicht alles davon ordentlich versteuert wird. [mehr auf swr.de]

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Die Umsatzgrenze von gut 2.000 Euro erreicht Manfred Blesing dabei schnell – allein in diesem Jahr hat er schon eine Gitarre für rund 1.500 Euro verkauft. Wie das Finanzamt von Ebay-Kleinanzeigen davon erfahren soll, erklärt sich ihm allerdings nicht. Denn der Käufer hat am Ende persönlich mit Blesing über den Preis verhandelt: "Der Preis, der ausgeschrieben wird, ist oft nich der Preis, worüber etwas verkauft wird. Man trifft sich gern vor Ort, spricht dann über den Preis. Geht man dann nochmal ins Portal und trägt den Preis ein, für den es verkauft wurde? Muhaha. Also es sind für mich viele Fragezeichen."

Fragen über Fragen

Seit Manfred Blesing zufällig von dem Gesetz erfahren hat, stellen sich ihm immer neue Fragen: Muss er jetzt Buchhaltung führen? Und auf welcher Grundlage? Denn bisher dokumentiert er nicht, was er kauft und verkauft. "In dem Moment, wo ich mir eine Gitarre kaufe, weiß ich noch nicht: Will ich sie behalten? Ich wäre aber gezwungen, Buch zu führen. Weil in einem halben Jahr weiß ich nicht mehr, was ich dafür bezahlt habe."

Verwirrt von dem neuen Gesetz ist auch Laura Mösinger aus Bensheim. Sie nutzt Plattformen wie Ebay-Kleinanzeigen oder Vinted häufig: "Um zum Beispiel neue Möbel zu kaufen oder zu verkaufen, was ich nicht mehr brauche. Oder auch Kinderkleidung auszusortieren und zu kaufen oder zu verkaufen. In Corona gab es ja keine Flohmärkte." Um viel Geld geht es bei ihren Anzeigen zwar nie, erzählt Laura Mösinger. Die Anzahl von 30 Anzeigen pro Jahr, die die Plattform der Steuerbehörde melden muss, erreicht sie trotzdem schnell. Nur, was passiert dann?

Gewinne bis 600 Euro steuerfrei

Auch ein Freund von Laura Mösinger, der 31-jährige Marcus aus Heppenheim, stellt sich diese Frage: "Ich kann mir auch nicht so richtig vorstellen, dass das überhaupt funktioniert. Weil ich auch nicht mit meinem Klarnamen bei Ebay-Kleineinzeigen bin. Und ich wüsste auch nicht, wie ich da Steuern abführen soll."

Auch wenn Vieles noch unklar ist: Das neue Gesetz bringt sie trotzdem zum Nachdenken, sagt Laura Mösinger. "Ich glaube, ich überprüfe mehr, wie viele Anzeigen ich habe. Und ich finde es traurig, weil das eher dazu führt, dass man nochmal mehr überlegt, ob man etwas online stellt oder nicht. Und ich glaube, das sollte eigentlich nicht das Ziel sein, sondern mehr wiederzuverwenden." Auch Gitarren-Fan Manfred Blesing kann nur schwer nachvollziehen, wie das neue Gesetz sinnvoll funktionieren könnte. Was ihn in dieser Hinsicht beruhigt ist, dass erst Verkäufe mit einem Gewinn von 600 Euro für die Steuer tatsächlich relevant sein sollen. Denn er erzählt: Gewinne mache er ohnehin nicht. Und darum gehe es ihm auch nicht. Sondern um die Freude daran, immer wieder neue Gitarren ausprobieren zu können.

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