Ein Schild weist Spaziergänger nahe der Wasserkuppe auf die Kernzone des Biosphärenreservats der Rhön hin

Überall in Deutschland werden derzeit Fragen von Bürgerinnen und Bürgern an die Wissenschaft gesammelt. Das geht zurück auf eine Aktion des Bildungsministeriums. In Gersfeld-Hettenhausen in der Rhön waren deshalb vor kurzem Forscherinnen mit Bürgern in der Natur unterwegs, um gemeinsam über das Klima, die Umwelt und die Erde zu sprechen.

Vom Klimawandel bis zu Windkraft und Geothermie: Um über aktuelle Probleme der Erde zu diskutieren und wie man sie löst, ist kein Ort zu klein oder zu abgelegen. Geologin Theresa Frommen von der Freien Universität Berlin bringt diese Themen deshalb in Dörfer und kleine Orte in ganz Deutschland – wie kürzlich nach Gersfeld in der Rhön zum Bürgerdialog.

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„Wir haben festgestellt, dass viele unserer Forschungsarbeiten im ländlichen Raum stattfinden, das heißt dort findet praktische Arbeit statt, aber sehr wenig Kommunikation zu den Themen.“ Leona Faulstich, Geografin Leona Faulstich, Geografin
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"Wir gucken immer im Vorfeld, was für Themen in der Region relevant sind. Wasser ist tatsächlich oft dabei. Ich glaube, das ist, weil die Menschen gemerkt haben, da passiert was mit unserer Wasserressource“, erläutert die Wissenschaftlerin.“ Und deshalb stand das Thema Wasser auch in der Rhön im Zentrum der neusten „Geowissenschaftlichen Landpartie“.

Die Kombi aus Vortrag, Diskussion und Bürger-Think-Tank hat sich Frommen gemeinsam mit Geografin Leona Faulstich von der Berliner Humboldt-Uni ausgedacht. „Wir haben festgestellt, dass viele unserer Forschungsarbeiten im ländlichen Raum stattfinden, das heißt dort findet praktische Arbeit statt, aber sehr wenig Kommunikation zu den Themen,“ merkt Faulstich an. Soll heißen: Die Resultate der Studien, die dort auf dem Land gewonnen werden, kommen nicht bei den Bürgerinnen und Bürgern an.

Das Wasser wird knapp in der Rhön

Hier geht es zum Beispiel um Studien wie die von Laura Müller von der Uni Frankfurt. Sie erforscht mit mathematischen Modellen die künftige Grundwasser-Neubildung in der Rhön und hat dabei herausgefunden, "dass beispielsweise im Zeitraum 2021 bis 2050 70 Prozent der Modelle berechnet haben, dass in den Sommermonaten die Grundwasserneubildung abnimmt und dass die Grundwasserneubildung in den Wintermonaten zunimmt.“

Und so prognostizieren die mathematischen Modelle trockene Sommer und sehr viel Wasser im Winter, für das es dann etwa Rückhaltemöglichkeiten zu entwickeln gelte. Laura Müller werde deshalb immer wieder von den Bürgerinnen und Bürgern angesprochen, was jetzt genau in der Rhön passieren wird. Sie glaubt, dass die Leute gerne ganz konkrete Zahlen hätten. Sprich: Wie viel Prozent weniger Regen oder Grundwasserneubildung sei zu erwarten. 

Viele Fragen, viel Verständnis

Warum das nicht geht, was man aus den Modellen trotzdem lernen kann und was das für die Praxis bedeutet, darüber hat Laura Müller mit den Gersfelder im Rahmen der „Geowissenschaftliche Landpartie“ diskutiert. Und dieses Interesse und der Diskurs sind bei den Gersfeldern auf fruchtbaren Boden gefallen: „Ich musste erstmal feststellen, dass im Moment die Ebene die Modelle sind. Das, was ich auch mitgenommen habe und was ich positiv fand, dass es jetzt darum gehen muss, uns als Verbraucher, Bürger, Bürgerinnen auch noch Möglichkeiten an die Hand zu geben mit Vorschlägen“, erzählt eine Bürgerin.

Beispielsweise für die Gestaltung klimaangepasster Staudengärten, für den nachträglichen Einbau von Wasserrückhaltevorrichtungen oder für eine bessere Kommunikation zum Thema Klima. Diese Ideen und Wünsche haben die Bürgerinnen und Bürger aus Gersfeld gemeinsam im Diskurs mit den Wissenschaftlerinnen entwickelt - und die wollen die Bürger-Impulse nun in ihre weitere Forschungsarbeit aufnehmen. 

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Das Projekt "Geowissenschaftliche Landpartie" möchte im Rahmen des"Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt!" der Bundesregierung den Dialog zwischen Bevölkerung und Wissenschaft stärken.

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