Kiste mit Lebensmitteln

Nach Ladenschluss holt Natalie Prinz bei Supermärkten ab, was die nicht mehr verkaufen und auch nicht an die Tafeln weitergeben dürfen. Die Lebenmittel gibt die Krankenschwester aus Oberursel dann kostenlos weiter. Immer mehr Menschen nutzen das Angebot inzwischen. Prinz geht es dabei jedoch nicht nur ums Sparen.

Bei Natalie Prinz geben sich die Besucherinnen und Besucher die Klinke in die Hand. Und zwar immer dann, wenn sie zu Hause kistenweise Essbares gestapelt hat, das darauf wartet, mitgenommen zu werden. Die 37-Jährige aus Oberursel holt sich vom Handel, was der nicht mehr verkaufen kann oder darf, und gibt es weiter. Abnehmer für die Gratis-Nahrungsmittel finden sich immer: "Das können Bedürftige sein, das kann der Nachbar sein, Hauptsache, die Sachen werden verwendet."

Auch Matthias nutzt die Gelegenheit. Er fragt höflich nach, ob er neben dem Salat wirklich alle drei Packungen Ziegenkäse mitnehmen kann. Klar, antwortet Natalie Prinz. Kein Problem. Obst, Gemüse und Salat sind bei ihr fast immer zu haben. Ware, bei der die Mindesthaltbarkeit abgelaufen ist, gibt’s bei Prinz natürlich auch: "Das sind aber Sachen, die sind länger haltbar als draufsteht. Und so lange die Kühlkette eingehalten wird, können wir die noch problemlos verwenden und weitergeben. Außerdem kann ja jeder mit Geschmacksinn testen, ob die Lebensmittel noch genießbar sind oder nicht."

Nichts für Faulenzer

Der Einzelhandel geht rigoroser vor. Denn wer mit Lebensmitteln handelt, muss sich an strenge Regeln halten. Davon profitiert Natalie Prinz. Zum Beispiel bei einem Netz voller Orangen: "Wenn eine Orange schimmelig ist, dann wird das halt weggeschmissen, weil: Sie können es nicht verkaufen. Sie dürfen die Orangen nicht einzeln verkaufen. Da gehen wir hin, sortieren die verdorbenen Früchte aus, und die restlichen nehmen wir einfach mit."

Foodsharing zu organisieren, ist nichts für Faulenzer. Als Krankenschwester ist Prinz beruflich stark gefordert. Trotzdem investiert sie viel Zeit und Energie in den Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung. Davon profitieren auch Menschen, die nach dem russischen Überfall aus der Ukraine geflohen sind. Lilyana unterstützt mehrere Flüchtlingsfamilien. Was sie bei Natalie Prinz bekommt, hilft ihr dabei: "Nicht nur die alltäglich wichtigen Sachen, manchmal auch sehr exotische und leckere Sachen, die die Familien nie selber kaufen würden, weil ihnen diese Lebensmittel unbekannt sind oder weil sie so viel kosten." Für Lilyana steht fest: "Für mich sind  Natalie und andere Foodsharer richtige Helden."  

"Das gibt einem was zurück"

Natalie Prinz hat mit dem Foodsharing angefangen, als sie wegen Tierarztrechnungen jeden Cent zweimal umdrehen musste. Aber das Sparen stand bald nicht mehr im Vordergrund: "Ich helfe auch Menschen, die vielleicht nicht so viel Geld haben, die sich die Schokolade einfach mal nicht leisten können. Dann gibt man ihnen eine Tafel Schokolade und sie sind glücklich. Das gibt einem natürlich auch was zurück."

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Inflation und steigende Energiepreise sorgen dafür, dass immer mehr Menschen Foodsharing nutzen, um über die Runden zu kommen. Zu Natalie Prinz kommen aber auch viele, die einfach das Richtige tun wollen. So wie Lisa, die sagt: "Ich bin immer wieder überrascht, dass Lebensmittel mit unglaublich kleinen Mängeln in den Supermärkten nicht mehr verkauft werden können." Gut für Lisa. Nicht nur, weil die aussortierte Ware genauso gut schmeckt: "Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass die Lebensmittel sonst im Mülleimer gelandet wären."

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