Frau, die in einem Stadtwald zusammengekauert auf den Boden sitzt und vor sich hin starrt.

Einsamkeit ist nichts, worüber man gerne redet. Aber es gibt immer mehr Menschen, vor allem junge, die das Gefühl kennen. Trotz unzähliger Kontakte in den sozialen Medien. Was also ist Einsamkeit genau? Woher kommt sie? Und wie fühlt sie sich an?

"Keiner hat an meine Tür geklopft, seit 1.000 Jahren oder noch länger. Herzlich willkommen zu meiner One-Man-Show" ... Das singt Sting 1978 und fühlt sich "so lonely". Einsam. Aber: Was ist Einsamkeit? Vielleicht so: ein Gefühl, bei dem meine sozialen Beziehungen nicht dem entsprechen, was ich mir wünsche. Oder was ich brauche. Also zum Beispiel zu wenige enge, emotionale Bindungen. Oder auch einfach zu wenig Kontakt zu anderen Menschen.

Einsamkeit empfindet jede und jeder anders. Es ist aber sicher mehr als allein sein. Allein bin ich für ein paar Stunden, vielleicht bis die anderen abends heimkommen. Einsamkeit dauert länger, geht tiefer. Eine nicht-repräsentative Umfrage: "Du bist irgendwie in so einer Blubberblase, auf einmal fangen die Gedanken voll an, auf dich einzupassen. Du kommst da gar nicht raus, ich fange dann einfach an zu weinen." - "Es gibt seltenst jemanden, der nicht auf sein Smartphone guckt, irgendwelche Kopfhörer aufhat und sich von der Außenwelt abschirmt und in seinem eigenen oder ihrem eigenen kleinen Kosmos lebt." - "Einsam sein, halt alleine sein macht traurig, betroffen, auch depressiv."

Immer mehr junge Leute betroffen

In einer Blase gefangen, traurig, betroffen, depressiv: Einsamkeit macht krank. Und seit den Lockdowns während der Corona-Pandemie fühlen sich mehr Menschen einsam: In einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2021 gaben rund 42 Prozent der Befragten an, sich einsam zu fühlen. Einsamkeit ist ein gesellschaftliches Problem und Corona hat es verschärft. Aber wer fühlt sich einsam in unserer Gesellschaft? Studien sehen da vor allem Jugendliche, junge Erwachsene und Menschen im hohen Alter. Bei den alten Menschen sind Frauen mehr als doppelt so häufig von Einsamkeit betroffen als Männer.

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„Einsamkeit ist oft in der Gesellschaft noch sehr tabubehaftet, gerade bei jungen Leuten. Als müsste man der krasseste Mensch sein und ganz viele Freunde haben, als wäre das ein Ideal. Aber eigentlich ist es das ja nicht.“ Anika Anika
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Oma allein vor dem Fernseher: Dieses Bild hat lange unsere Vorstellung von Einsamkeit geprägt. Tatsächlich aber sind eben immer mehr junge Leute betroffen. So wie Anika Hähnlein, die in der Sendung "Engel fragt" von ihrer Einsamkeit erzählt: "Es ist ein sehr frustrierendes Gefühl. Wenn es zum Beispiel ein Event gibt, zu dem man hinmöchte, hat man auf der einen Seite dieses Brennen: 'Ich möchte dan unbedingt hin!' Und auf der anderen Seite dann so: 'Aber Du hast ja keinen.' Und dann ist man sehr schnell in so einem Loch, man ist frustriert, es tut weh." Denn die Frage: Warum hab ich keinen, der mit mir geht? ist keine angenehme und auch nichts, worüber gerne offen gesprochen wird.

Digitaler Teufelskreis?

"Einsamkeit ist oft in der Gesellschaft noch sehr tabubehaftet", sagt Anika, "gerade bei jungen Leuten. Als müsste man der krasseste Mensch sein und ganz viele Freunde haben, als wäre das ein Ideal. Aber eigentlich ist es das ja nicht." Anika ist 28 Jahre alt, als sie von ihrer Einsamkeit erzählt. Sie gehört zu einer Generation, die gefühlt 1.000 Kontakte und Freundinnen hat – aber eben nur in den Sozialen Netzwerken. "Wenn ich so einen Moment habe, wo ich mich einsam fühle, weiß ich einfach, dass das für mich ein Rückzugsort ist, weil ich da eben die Kontakte habe", sagt Anika. Dennoch schwebe dabei im Kopf herum, dass man lieber eine reale Person vor sich hätte, mit der man einen Kaffee trinken und sich austauschen könne. "Also es ist definitiv nicht das Gleiche, auch vom Gefühl her, aber es lindert so ein bisschen diese akute Einsamkeit."

Kann Social-Media gegen Einsamkeit helfen? Oder verfangen wir uns in einem digitalen Teufelskreis, wenn wir viel Zeit im Netz verbringen? Denn dort verlieren wir ja genau die Zeit, in der wir uns tatsächlich mit Menschen treffen könnten, fühlen uns dann möglicherweise wieder einsamer und versuchen das zu kompensieren, indem wir wieder online gehen. Und dann blieben wir eben doch wieder: einsam.

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