Ein Mann erhält eine Corona-Booster-Impfung. (dpa)

Man geht von rund 30.000 Verdachtsfällen aus, bei denen Menschen zum Teil schwerste Erkrankungen haben, seit sie sich gegen Corona impfen ließen. Betroffene berichten im ARD-Magazin FAKT davon, dass sie oft weder von Ärzten noch ihrer Umwelt ernst genommen werden.

Felicia Binger ist 29 Jahre alt, von Beruf ist sie Schauspielerin. Das Jahr 2021 fing für sie trotz Pandemie gut an. Sie hatte Aufträge und Rollen für TV und Kinofilme. Anfang Mai 2021 dann lässt sich Binger gegen Corona impfen. Die ersten Beschwerden beginnen am Tag darauf, sie hat Hautprobleme.

Ein Arzt diagnostiziert eine Nesselsucht, aber das ist längst nicht alles, erzählt Felicia Binger im ARD-Magazin Fakt: "Es ging dann weiter mit Missempfindungen im ganzen Körper, Schwellungen, Faszikulationen, also Muskelzuckungen, neurologische Probleme, Konzentrationsstörungen. Ich konnte Texte nicht mehr auswendig lernen. Ich konnte Gespräche nicht mehr richtig führen. Dann später hat sich herausgestellt, eine autoimmune Entzündungen meiner Schilddrüse, eine Hyperinflammation."

Mit dem Problem alleingelassen

Ihr Zustand wurde immer schlimmer. Im Herbst kann sie nicht mehr für sich selbst kochen, einkaufen gehen ist unmöglich. Sie ist komplett auf Hilfe angewiesen. Am schlimmsten aber sei gewesen, dass sie sich alleingelassen fühlte mit ihren Problemen, so Binger: "Die Erkenntnis danach, dass niemand mich ernst nimmt, dass niemand mir glaubt, weder Ärzte noch mein Umfeld noch sonst irgendjemand."

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Nur an einzelnen Tagen kann für Felicia Binger arbeiten und wenn, dann nur mit starken Medikamenten. Seit einem Jahr lebt sie vom Ersparten. Rechtsanwalt Joachim Cäsar-Preller vertritt Hunderte Mandanten, die Nebenwirkungen gegenüber den Impfherstellern einklagen wollen. Eine Anerkennung der Leiden als Impfschaden erfolge praktisch nie, so der Rechtsanwalt: "Von meinen Mandanten - das sind immerhin 400 Stück - hat nicht ein einziger eine Anerkennung durch das staatliche Versorgungsamt der Bundesländer bekommen. Nicht ein einziger Fall, das muss man sich schon mal auf der Zunge zergehen lassen. Also es läuft überhaupt nicht - lange Verfahrensdauern und am Ende doch eine Ablehnung, das ist schon mehr als enttäuschend."

Kein positiver Bescheid in Hessen

Das ARD-Magazin Fakt hat bundesweit Versorgungsämter angefragt. Ergebnis: Rund 4000 Anträge wurden in Deutschland bisher gestellt. In Niedersachsen zum Beispiel wurden bisher von 340 Anträgen 37 beschieden - 33 negativ, vier positiv. In Sachsen wurden gemäß der Anfrage 271 Anträge gestellt, abgelehnt wurden 108, es gibt 13 positive Bescheide, der Rest ist in Bearbeitung. Hessen, das Saarland und Bremen melden keinen einzigen positiven Bescheid. Nordrhein-Westfalen hat die Anfrage gar nicht beantwortet. Offenbar läuft die Bearbeitung sehr schleppend. Positive Bescheide sind die Ausnahme und die Bundesländer entscheiden sehr unterschiedlich.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht zwar nun, wie etwa im Juni, öffentlich über die Existenz des Postvac-Syndroms, ordnet es jedoch folgendermaßen ein: "Als Post-Vac bezeichnet man ein Syndrom, wo nach der Impfung die Menschen sich nicht so gut konzentrieren können wie vorher oder wo Nebenwirkungen vorkommen, so ähnlich wie bei Post-Covid. Allerdings seltener, viel seltener und auch weniger schwer."

Gesundheitliche und finanzielle Probleme - und Häme

Betroffene wie Felicia Binger macht das sprachlos und wütend: "Ich kann nicht in Worte fassen, was er mir und vielen anderen damit antut, weil nämlich wir nur dann Behandlung bekommen, wenn unser Gesundheitsminister sich mal hinstellt und sagt, dass das ein ernstes Problem ist und dann auch endlich Ärzte verstehen, dass sie das Problem ernst nehmen müssen."

Therapien, Medikamente - alles zahlt Felicia Binger aus eigener Tasche. Sie schätzt, 25.000 Euro seien so schon zusammengekommen. Am Ende stehen starke gesundheitliche Probleme, finanzielle Probleme und nicht zuletzt die Häme von Corona-Verschwörern wie Attila Hildmann sowie Hasskommentare im Netz. Felicia Binger ist da kein Einzelfall.

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