Treppenhaus in einem Neubau

400.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 Sozialwohnungen: Das war die Ansage der Bundesregierung, als die Zeiten noch rosig waren. Aktuell ist man davon jedoch weit entfernt, wie ein Blick nach Hessen zeigt. Die Bauherren haben allerdings Ideen, wie sich das ändern ließe.

Neue Sozialwohnungen in Fulda, auf dem mittelhessischen Land in Pohlheim, in Erlensee, in Kriftel. Dazu rund 1.000 Sozialwohnungen, die in Frankfurt im Bau sind. Es tut sich was in Hessen - so auch an der Sandelmühle, wo gerade Spatenstich ist.

Frankfurts größte Wohnungsbaugesellschaft ABG lässt hier im Norden Wohnungen bauen, fast zwei Drittel davon gefördert, erklärt Geschäftsführer Frank Junker: "Wir errichten hier insgesamt 160 Wohnungen und davon sind 103 Wohnungen öffentlich geförderte Wohnungen, das heißt, die klassische Sozialwohnung, aber eben auch bezahlbare, geförderte Wohnungen."

Pausetaste bei der ABG

2021 hatte Hessen mehr als 80.000 Sozialwohnungen gezählt – und damit zum ersten Mal seit fast 30 Jahren wieder einen Anstieg verzeichnet. Allerdings werden bis 2040 ungefähr 120.000 weitere benötigt, vor allem in den Ballungszentren Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt.

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir ist zuversichtlich, dass dieses Ziel trotz hoher Baukosten erreicht werden kann: "Natürlich sind wir in einer sehr schwierigen Situation momentan, weil die Preissituation so unkalkulierbar ist. Lieferketten, Preisexplosion, Zinsanstieg. Aber ich setze darauf, wenn alle gemeinsam weiter an dem großen Ziel arbeiten, dass wir das auch wieder in den Gang kriegen."

Obwohl die Landesregierung seit 2019 insgesamt 2,7 Milliarden Euro an Fördermitteln zur Verfügung stellt, sieht es beim Wohnungsbau wegen der gestiegenen Kosten schlecht aus, sagt auch ABG-Geschäftsführer Junker. Deswegen sei auch beim großen Programm der ABG zu einem nicht unerheblichen Teil die Pausetaste gedrückt worden. Bei 4.700 Wohnungen gebe es zwar die Grundstücke, die die ABG schon erworben habe. "Aber bei den wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen kann man das im Moment nicht machen. Da hoffen wir drauf, dass sich die Situation Anfang nächsten Jahres wieder normalisiert."

Mehr Geld, weniger Bürokratie, mehr Baugebiete

Bis nächstes Jahr warten ist für den Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft, der Genossenschaften in ganz Hessen vertritt, keine Option. Zwar werden bestehende Sozialwohnungen in der Bindung gehalten und Studentenwohnheime unterstützt, doch schon jetzt seien die Förderanträge für Neubauten um ein Drittel eingebrochen.

Vorstand Axel Tausendpfund fordert daher schlicht mehr Geld, das nicht zurückgezahlt werden muss, weniger Bürokratie und mehr Baugebiete: "Wir sehen, dass bei den Kommunen oft noch eine sehr, sehr große Zurückhaltung besteht, Baugebiete auszuweisen, weil sie Sorge haben, dass sie Folgekosten zu tragen haben - beispielsweise über Kindertagesstätten. Und hier wäre aus unserer Sicht wichtig, dass die Landesregierung diese Kommunen stärker als in der Vergangenheit unterstützt."

Wie die Politik nun helfen kann, wird derzeit diskutiert. Klar ist, zumindest aus Sicht der Bauherren: Ohne eine stärkere Förderung wird trotz großer Wohnungsnot in dieser Krisenzeit nicht so schnell weitergebaut.

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