Harrison Ford wurde im neuen Indiana Jones mit KI jünger gemacht

Ganz ohne OP und Botox ist Harrison Ford im neuen "Indiana Jones-Film” glatt 35 Jahre jünger gemacht worden – dank KI. Die Technik wird seit Jahren immer besser, schneller und günstiger. Doch es gibt im Zusammenhang damit auch immer wieder Diskussionen und Ängste. Zum Beispiel, dass KI echte Schauspieler ersetzen könnte.

Harrison Ford ist gerade das fünfte – und so sagt der Schauspieler– das letzte Mal im Kinoabenteuer um den Archäologen mit Hut und Peitsche als “Indiana Jones “ auf der Leinwand zu sehen. Der Film erzählt Indiana Jones Geschichte in verschiedenen Jahrzehnten. Deshalb sieht Ford in einigen Szenen deutlich jünger als jetzt aus. Um 35 Jahre wurde er verjüngt. Aber sein Gesicht sei nicht "gephotoshopped“ worden, also direkt digital bearbeitet, sagte Ford in einem Interview.

Zitat
„Wir haben Scans von Brad Pitts Gesicht und seinen Bewegungen gemacht und haben sie dann digital altern lassen“ Darren Hendler, Entwickler bei der Spezialeffekte-Firma "Digital Domain“ Darren Hendler, Entwickler bei der Spezialeffekte-Firma "Digital Domain“
Zitat Ende

Stattdessen habe eine KI-Software hunderte Stunden unbenutztes, altes Filmmaterial von Lucasfilm, der Produktionsfirma hinter Filmen wie Indiana Jones oder Star Wars, durchsucht. Die Software hat dann die passenden Ausschnitte gefunden, und sein Gesicht in die neuen Szenen eingesetzt. Richtig verstehe er das nicht, meint Ford und ein bisschen gruselig sei dies auch.

Vom alten Mann zum Baby

De-aging nennt man das in Hollywood, einen Darsteller oder eine Darstellerin jünger oder älter zu machen. Ein ebenfalls bekanntes Beispiel dafür ist der Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button“ aus dem Jahr 2008. In dem Film altert die Hauptfigur - gespielt von Brad Pitt - rückwärts – und wird vom alten Mann zum Baby. Für die Spezialeffekte-Firma "Digital Domain“ aus Los Angeles war es damals eine große Herausforderung, Brad Pitt älter und jünger werden zu lassen, erklärt Darren Hendler, der dort für die Entwicklung digitaler Menschen zuständig ist: "Wir haben Scans von Brad Pitts Gesicht und seinen Bewegungen gemacht und haben sie dann digital altern lassen. Es hat Jahre gedauert und war sehr schwierig.“ Belohnt wurde die harte Arbeit mit einem Oscar für die besten visuellen Effekte.

Zitat
„Wenn man mein Gesicht meinen Körper und Stimme nimmt und mich etwas sagen oder tun lässt und ich keine Wahl habe, dann ist das nicht gut“ Susan Sarandon, Schauspielerin Susan Sarandon, Schauspielerin
Zitat Ende

Seit dem Film sind nun 15 Jahre vergangen und die technischen Möglichkeiten haben sich enorm weiterentwickelt. Software mit Künstlicher Intelligenz kann die Gesichter mittlerweile schneller verjüngen, und noch mehr: “Man kann den Schauspieler mit einer Stuntperson kombinieren, so dass der Stuntman auf einem Zug ist und das Gesicht des Schauspielers mit dem Körper des Stuntmans kombiniert wird“, sagt Mike Seymour, KI-Spezialist im Radio Netzwerk NPR. Dafür müssen in der Regel die Körper und Gesichter der Darsteller komplett gescannt werden, um sie zu bearbeiten.

Befürchtung: Echte Schauspieler könnten durch digitale ersetzt werden

Genau diese digitalen Abbilder sind ein Grund, warum die Schauspieler in Hollywood streiken. Die Schauspielergewerkschaft SAG-Aftra ist der Meinung, die großen Hollywood Studios wollten zu viele Darsteller scannen lassen. Unklar sei hierbei, was mit den Daten passiere: “Die Studios haben angeboten, dass die Körper von Komparsen gescannt, für einen Tag Arbeit bezahlt werden und die Studios haben dann die Rechte an ihrem Äußeren für alle Ewigkeit" so Duncan Crabtree-Ireland einer der Hauptverhandlungsführer der Gewerkschaft.

Eine Befürchtung, die Nebendarsteller und Komparsen zudem äußern, ist, dass die Scans verwendet werden könnten, um echte Schauspieler - die keinen Text haben – Massenszenen im Hintergrund zu ersetzen. Mit diesen digitalen Darstellern könnten die Studios so Geld sparen, denn diese bekommen keine Überstunden bezahlt und werden nicht krank.

Gesichter von Schauspielern werden mit denen von Pornostars ausgetauscht

Schauspielerin Susan Sarandon, die beim Schauspieler-Streik vor den Türen der Studios derzeit dabei ist, hat ähnliche Bedenken: “Wenn man mein Gesicht meinen Körper und Stimme nimmt und mich etwas sagen oder tun lässt und ich keine Wahl habe, dann ist das nicht gut!” Sarandon sagt, das Ganze habe auch eine kriminelle Komponente: Bereits jetzt seien beispielsweise illegale Pornos im Umlauf, bei denen die Gesichter von Darsteller und Darstellerinnen mit denen Stars ausgetauscht würden - auch mit Hilfe von Programmen, die mit KI arbeiten.

“Es ist wichtig, dass die Schauspieler involviert sind und dass sie die Rechte an ihrem Bild nicht einfach so herausgeben -das ist generell eine schlechte Idee, ” sagt KI-Spezialist Mike Seymour. Doch genau hier liegt das Problem: In den USA gibt es grundsätzlich ein schwaches Datenschutzrecht im Vergleich etwa zu Europa; und bis vor wenigen Jahren war nicht vorstellbar, was KI mittlerweile leisten kann. Die Filmstudios wurden deswegen von der Schauspielergewerkschaft aufgefordert, klare Regeln für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz und den Daten der Darsteller zu formulieren. Bislang gibt es dazu aber keinen Kompromiss.

Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 26.07.2023, 12 bis 15 Uhr