Friedrich Merz bei einer Pressekonferenz. (picture alliance/dpa)

CDU-Chef Friedrich Merz greift gerne tief in die Brachial-Rhetorikkiste, wenn er über Migranten spricht. Neuestes Beispiel: kleine Paschas. Damit will er offensichtlich Wähler und Wählerinnen von der AfD zurück zur Union holen. Doch das wird nicht gelingen und keine Probleme lösen, sondern nur Rassismus schüren.

Seine Vornamen sind Joachim Friedrich Martin Josef - und damit ist der CDU-Chef Merz fein raus. Zumindest in den Augen seines Parteifreundes in Berlin, der den Tatverdächtigen aus der Silvesternacht mittels Vornamen-Check auf die Schliche kommen will. Her mit den kleinen Arabern! Wie billig, plump, und ja - rassistisch.

Kein Versehen, sondern Überzeugung

Aber damit will Friedrich Merz nichts zu tun haben. Er ist ja nicht blöd und hat längst gemerkt, dass das nicht gut ankommt, die Sache mit den Vornamen. Da bleibt er doch lieber sich selber treu und greift tief in die Rhetorik-Kiste. Sie stammt noch aus den Nullerjahren, da hatten Merz und andere mit dem Begriff Leitkultur auf sich aufmerksam gemacht. Zuletzt zog Merz den Sozialtourismus aus der Kiste und gewann immerhin den zweiten Platz beim Unwort des Jahres. Nur die CSU war noch besser.

Merz startet nun seinen nächsten Versuch: Kleine Paschas, so nennt Merz Grundschüler, deren Väter Lehrerinnen das Leben schwer machen, weil die ihre Söhne belehren wollen. Kleine Paschas - meine Güte! Merz hat damit tief in die Rhetorik-Box der AfD gegriffen. Und das nicht aus Versehen. So wie er das sagt, diese Sätze, mit denen er den kleinen Pascha beschreibt, mit vielen Pausen, jedes Wort extra betont - das flutscht so authentisch aus dem Mund des CDU-Chefs, das kann kein Versehen, nein, das muss Überzeugung sein.

Polemisieren auf AfD-Sympathisant komm raus

Eltern, die in die Schule kommen und Lehrerinnen angehen, die durchgreifen, erziehen also kleine Paschas. Gilt das auch für Helikoptereltern in Prenzlauer Berg oder Düsseldorf-Oberkassel, die Lehrern das Leben schwer machen können? Merz meint Kinder arabischer Abstammung, die sind für ihn die Gewalttäter der Zukunft. Es wird pauschalisiert und polemisiert auf AfD-Sympathisant komm raus, aber der kommt nicht raus. Frag nach bei Markus Söder. Der hat den auch schonmal gelockt und sich damit eine blutige Nase geholt.

Doch Merz fragt nicht nach bei Söder. Das passt nicht zu seinem Selbstverständnis. Merz lernt nicht von anderen, er kann es selbst: Klischees bedienen, Leute gegen sich aufbringen und spalten. Probleme werden so aber nicht gelöst. Und Probleme gibt es ohne Zweifel. Man muss sie auch aussprechen und angehen. Nur mit Ressentiments der Merzschen Art löst man sie nicht. So schürt man Rassismus. Das müsste sogar Joachim Friedrich Martin Josef wissen.

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Der Kommentar spiegelt die Meinung der Autorin und nicht die der Redaktion wider.

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