Die „größte Adventskerze der Welt“ leuchtet über der Altstadt von Schlitz. Traditionell wird dazu ein 35 Meter hoher Turm zur Adventszeit rot verhüllt.

Die Weihnachtszeit ist traditionell auch die Zeit der Lichter. Neu in diesem Jahr ist die Diskussion darum: Brauchen wir so viel Beleuchtung, obwohl wir doch eigentlich Energie sparen sollten? Welche Bedeutung das Licht für Menschen weltweit hat und wo es vielleicht nicht unbedingt nötig ist, erklärt die Religionswissenschaftlerin Edith Franke.

Es gibt in den verschiedenen Kulturkreisen jede Menge Lichterfeste: das christliche Weihnachten, das jüdische Chanukka oder das hinduistische Diwali. Diese Feste haben eine Jahrhunderte alte Tradition. Schon im alten Rom wurde um diese Zeit die Wintersonnenwende gefeiert. Mittlerweile gibt es aber auch andere, weniger traditionelle Lichtfeste beziehungsweise Installationen.

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„Es ist eine ganz elementare Erfahrung, dass Licht Wärme spendet.“
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Den Christmas Garden im Frankfurter Stadion zum Beispiel oder einfach nur Häuser, die sämtliche Farben des Lichtspektrums in ihrem vollen Glanz präsentieren und eben genau das tun, worum es im Kern aber eigentlich bei allen diesen Festen geht - Licht ins Dunkle zu bringen: "Das lässt sich eigentlich wirklich ganz universal für verschiedene Religionen, aber auch säkulare Systeme durchaus erläutern, dass die Licht-Symbolik eben universal und weltweit verbreitet ist", erklärt Edith Franke, Professorin für vergleichende Religionswissenschaften an der Uni Marburg. Schließlich würden wir mit dem Unterschied von hell und dunkel, also Tag und Nacht leben. Und es sei eine ganz elementare Erfahrung, dass Licht Wärme spende: "Wenn nach kalten Zeiten die Sonne scheint, dehnen sich alle Sinne aus und wir sehnen uns nach Licht und Wärme."

Licht folgt auf das Dunkle

Franke bestätigt, dass Licht in vielen Religionen eine zentrale Rolle spiele und Traditionen präge. Licht könne aber auch Teil einer säkularen, also nicht-religiösen Symbolik sein, die alle Menschen gleichermaßen anspräche. "Jeder kennt das doch nach einer schlaflosen Nacht oder schwierigen Erfahrungen, wenn man dann die Nacht überstanden hat und das Tageslicht so was wie Hoffnung bringt. Diese Symbolik ist wirklich ganz tief verwurzelt, ist eine emotionale Erfahrung und das hat ja auch etwas mit Feiern zu tun. Lichter sind auch Ausdruck von Feiern, also dass man diese Helligkeit oder die Erkenntnis oder die Überwindung des Dunklen feiert“, erläutert sie.

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„Jeder kennt das doch nach einer schlaflosen Nacht oder schwierigen Erfahrungen, wenn man dann die Nacht überstanden hat und das Tageslicht so was wie Hoffnung bringt.“
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Licht ist also ein tief emotionales Thema. Daher sei es kein Wunder, wenn zum Beispiel über das Licht auf Weihnachtsmärkten viel diskutiert werde, sagt Edith Franke. Genau diese Diskussion brauche es jetzt sogar, um darauf zu schauen, welche Lichter wir in unserem Leben eigentlich wirklich benötigen. Sie sei überzeugt, dass uns die Fülle, die es heute gebe - zum Beispiel zusätzliche Lichter in einem ohnehin schon hell erleuchteten Kaufhaus - nicht emotional berühre. Gleichzeitig glaube sie, dass es in diesen dunkler werdenden Tagen "einen Ort gibt, der hell ist und wo Menschen sich treffen, und der ein Ort der Begegnung und der Freude ist." Sie finde es sogar ganz gut, dass durch die Energiekrise jetzt die Frage gestellt werde, ob so viel Licht sein müsse.

Wenn wir darüber reden, welches Licht wir brauchen, lohnt sich also auch der Blick auf die Frage, warum diese Lichter überhaupt erstrahlen.

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