Eine Kundin nimmt in einem Supermarkt Waren vom Band an der Kasse. (dpa)

Rekordinflation im Jahr 2022: Die Preise sind schnell gestiegen - in allen Bereichen. Ob bei Lebensmitteln, Kleidung, Elektrogeräten, Autos, Dienstleistungen. Fachleute sagen, das sei nicht nur mit Kostensteigerungen zu erklären. Sondern auch mit Gewinnstreben.

Eine ältere Dame ist auf dem Weg zum Markt in Frankfurt-Bockenheim. Sie geht dort regelmäßig Einkaufen. Deshalb kennt sie die Preise genau: "Bei dem Markt ist mir aufgefallen, dass Eier extrem teuer geworden sind. Ich glaube, im letzten Jahr haben sie dreimal erhöht, was ich schon bombastisch finde. Und Kartoffeln sind auch teurer geworden." Solche Erfahrungen machen viele Menschen beim Einkaufen, auch eine andere Frau sagt: "Lebensmittel, Kleidung - ich finde, überall ist es teurer geworden. Und Öl kann man bald mit Gold aufwiegen."

Preissteigerungen, bei denen man ins Zweifeln kommt

Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen kann die Teuerungen genauer benennen. Innerhalb eines Jahres seien zum Beispiel Lebensmittel um fast 21 Prozent teurer geworden, sagt sie. Und die Preise für Rinderhackfleisch, Milchprodukte, Getreideerzeugnisse oder Speisefette und Öle seien noch deutlicher gestiegen. Butter beispielsweise sei innerhalb eines Jahres im Schnitt um 40 Prozent teurer geworden: "Wir haben sehr viele Verbraucherbeschwerden, also gerade zu Aufstrichfetten, weil da Butter teilweise für 4,65 Euro angeboten wird. Ein Päckchen zu 250 Gramm wohlgemerkt. Da kommen manche wirklich in Schwierigkeiten."

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„Wenn zum Beispiel Tomatenpreise zwischen 1,11 Euro und 22,17 Euro am gleichen Tag angeboten werden fürs Kilo, dann erklärt sich das nicht durch Angebot und Nachfrage oder unterschiedliche Kosten.“ Wiebke Franz, Verbraucherzentrale Hessen Wiebke Franz, Verbraucherzentrale Hessen
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Es sei von außen kaum möglich zu überprüfen, wie die Preise im Supermarkt zustande kämen und welche Preiserhöhungen wirklich mit gestiegenen Kosten, etwa für Rohstoffe, Energie bei der Produktion oder durch Transport zu rechtfertigen seien. Es gebe durchaus Fälle, wo man ins Zweifeln komme, sagt Verbraucherschützerin Wiebke Franz. Als Beispiel nennt sie die Tomatenpreise, die sich ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr einen Tag lang angeschaut hätten: "Wenn zum Beispiel Tomatenpreise zwischen 1,11 Euro und 22,17 Euro am gleichen Tag angeboten werden fürs Kilo, dann erklärt sich das nicht durch Angebot und Nachfrage oder unterschiedliche Kosten."

Nicht nur Kostensteigerungen, sondern auch Gewinninflation

Die Verbraucherzentralen fordern das Bundeskartellamt auf, sich die Preise genauer anzuschauen. Getan hat das bereits Joachim Ragnitz vom ifo-Institut. Er hat verschiedene Branchen unter die Lupe genommen und untersucht, ob bei Produkten mehr als die tatsächlichen Kostensteigerungen obendrauf geschlagen wurden: "Ganz kurz gefasst ist es so, dass die hohen Preissteigerungsraten, die wir im vergangenen Jahr gehabt haben, nicht allein auf Kostensteigerungen zurückzuführen sind, sondern auch darauf, dass einige Unternehmen die Situation dazu verwandt haben, ihre Gewinne zu erhöhen. Es war also auch eine Art von Gewinninflation dabei."

Professor Emanuel Münch von der Frankfurt School of Finance and Management sagt aber auch, dass die Kunden Einfluss haben auf die Preise: "Wenn Verbraucher sich die besten Angebote raussuchen, dann übt das Druck auf die Händler aus, die Preise nicht zu stark zu erhöhen." Viele Kunden fühlen sich beim Einkauf allerdings eher hilflos, wie eine junge Frankfurterin "Das ist unfair, wie die aus der Tasche ziehen. Das ist nicht mehr menschlich." Wie die Preise sich in diesem Jahr entwickeln werden, ist noch offen. Erste Forscher gehen davon aus, dass die extremen Sprünge der letzten Monate vorbei sein dürften

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