King Charles III. und Camilla sind vom 29. bis 31. März in Deutschland zu Besuch.

Lange galten sie als verschollen, jetzt sind sie wieder da: Zwei Vorfahren von King Charles hängen wieder im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel - als Porträts. Sie erlauben einen Blick zurück auf die Geschichte der Royal Family und ihre Verbindung nach Hessen.

Schottland im Jahr 1746: Bei Culloden kommt es zur Entscheidungsschlacht. Schottland will unabhängig sein, die Truppen der Clans rücken vor, gegen das Heer der Engländer unter dem Kommando des Herzogs von Cumberland. Der ist ein waschechter Prinz, Sohn des britischen Königs George II. Die Engländer sind in der Überzahl. Wilhelm August kommt, sieht und siegt. Und er kennt keine Gnade: Die schottischen Rebellen werden regelrecht abgeschlachtet. Noch heute trägt der Prinz den Beinamen "Schlächter von Culloden".

Royale Eheprobleme im 18. Jahrhundert

Justus Lange von der Museumslandschaft Hessen Kassel kennt diese Geschichte: "Kriege sind immer grausam, das wird ja gerne vergessen. Insofern waren das sicherlich keine schönen Zeiten." Prinz Wilhelm August von Cumberland kehrte nach London zurück, zu seiner Familie. Und jetzt kommt Hessen ins Spiel. Er hatte nämlich mehrere Geschwister, unter ihnen Prinzessin Marie. Die war mit Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel verheiratet. Doch der wurde heimlich katholisch. "Shocking" für die streng protestantische Königstochter. Marie trennte sich von ihrem Mann und zog von Kassel nach Hanau. Eheprobleme gab es schon damals in der Royal Family.

In Hanau wollte Marie unbedingt ein Bild ihres Bruders Wilhelm August haben, des Herzogs von Cumberland. "Vielleicht war das auch so eine Art familiärer Beistand. Sie lebte in Hanau und dann wollte man da vielleicht zumindest visuell die Familie um sich herum haben", meint Justus Lange. Und Marie gab dem berühmtesten Promi-Maler Großbritanniens den offiziellen Auftrag, Porträts ihrer Geschwister zu malen: Sir Joshua Reynolds. "Letztendlich hat der das 'Who is who' der britischen Society im 18. Jahrhundert porträtiert", so Lange.

Detektivische Suche nach verschollenen Kunstwerken

Reynolds malte Wilhelm August in voller Lebensgröße und schickte das Bild nach Hessen zu Marie. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es vergessen und schlummerte im Depot in Kassel. Bis Justus Lange nach Porträts britischer Royals suchte. Denn dieses Jahr ist der 300. Geburtstag von Prinzessin Marie und von Joshua Reynolds. Da muss sich doch auch ein Bild von Bruder Cumberland finden, dachte sich der Kunsthistoriker.

Dann sei die Suche losgegangen. "Da gibt man erst mal in die Datenbank Duke of Cumberland ein, da kam jetzt nichts. Dann muss man so ein bisschen findig sein und gibt irgendwas anderes ein. Schließlich traf ich auf ein Porträt, was unter Georg III. lief." Georg III., König von England. Aber: Der war dünn. Auf dem Gemälde im Kasseler Depot ist aber ein beleibter Mann mit vollem Gesicht dargestellt. In Justus Lange erwachte der Detektiv. Er sah sich mehrere königliche Porträts an. "Wilhelm August [von Cumberland], von dem gibt es eben auch eine ganze Reihe von Versionen, da war es etwas einfacher. Wie sieht der bei Reynolds aus? Und bingo, der sah genauso aus."

Urururururgroßtante und -onkel von King Charles

Und gleich noch ein Porträt konnte Justus Lange entdecken: das von Prinzessin Amalia, der Schwester von Marie und Wilhelm August. Und so hängen jetzt die Urururururgroßtante und der Urururururgroßonkel von König Charles in Kassels Schloss Wilhelmshöhe. Werke von Joshua Reynolds. Der Leiter der Museumslandschaft Hessen Kassel, Martin Eberle, ist sichtlich stolz: "Vielleicht geben wir ein Werk bei einem zeitgenössischen englischen Künstler in Auftrag mit Charles und Camilla, um diese Linie fortzusetzen."

Eberle lacht. Es ist nur ein Witz. Aber: Die Verbindung der Royals nach Hessen war vor 250 Jahren sehr eng.

Weitere Informationen

Die Kabinettausstellung "aufgeklärt: joshua reynolds" ist vom 3. März bis 6. August im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel zu sehen. Mehr Informationen finden Sie hier [museum-kassel.de].

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