Jugendliche mit Smartphone im Bus

Der Mangel an Fachkräften nimmt zu - und kann gar unseren Wohlstand gefährden. Umso wichtiger ist es, heute die Fachkräfte von morgen auszubilden. Weil die nur noch selten über Tageszeitungen zu erreichen sind, finden immer mehr hessische Unternehmen jetzt neue Wege. Mit Erfolg.

Wenn es darum geht neue Lehrlinge zu finden, macht es der Gesundheitskonzern Fresenius in Bad Homburg vor. Der Konzern nutzt dafür die sozialen Plattformen TikTok und Snapchat. Denn viele Jugendliche sind hier tagtäglich unterwegs und genau die möchte man ja erreichen. Und da klingt das so: "Hi, ich bin Jonas und ich studiere Personal-Dual-Management hier bei Fresenius. Das heißt: Ich bin im kaufmännischen Bereich aktiv. Das bedeutet vor allem organisieren, man muss auch ein bisschen mit Zahlen umgehen können. Aber am meisten muss man kommunizieren mit anderen Menschen. Wenn dich das interessiert und wenn Du vielleicht auch gut in den Bereichen bist, dann schaue gerne auf unserer Karriereseite vorbei."

Handy statt Tageszeitung

Das Prinzip ist eigentlich einfach: Die Azubis von Fresenius stellen selbst ihre Ausbildungsberufe vor. Der Trick dabei: Die Videos sind kurz und knackig – maximal eine Minute lang, meist sogar noch kürzer. Seit Mitte September läuft nun schon die Kampagne bei Fresenius, sagt Ausbildungsleiter Jürgen Muthig. Und tatsächlich: Es tut sich was bei den Bewerberzahlen. "Die sind wieder leicht gestiegen, wobei sie immer noch unter dem Niveau des Vorjahres liegen", sagt Muthig. Den Rückgang an eingehenden Bewerbungen habe man aber auf jeden Fall stoppen können. Nun hoffe man auf noch eine Trendwende im Frühjahr.

Das wünschen sich auch viele andere Unternehmen. Denn in den letzten Jahren bleiben immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt. Auch beim Unternehmen JUMO in Fulda haben sich die Zeiten geändert. Das Unternehmen stellt Mess- und Sensor-Technik her. Jahrelang hatte man hier so gut wie keine Probleme, neue Lehrlinge zu finden, sagt Ausbildungsleiter Frank Blasinger. Doch das ist längst vorbei: "Dass Klassische in den Printmedien über eine Zeitungsanzeige, das ist eher so von Oma und Opa, die das dann lesen und sagen: 'Hier, Du suchst doch was, guck mal, das wäre doch was.'" Aber da seien die jungen Leute selbst eben nicht unterwegs. "Die datteln im Internet rum auf ihrem Handy den ganzen Tag. Und da müssen wir sehen, dass wir sie da abholen und die Einflugschneise zur Bewerbung so einfach wie möglich halten. Dass man mit ein paar Swipes am Handy von einem U-Bahnhof zum anderen vielleicht eine Bewerbung losjagt."

"Unternehmen müssen nach jedem Strohhalm greifen"

Doch sind TikTok und Snapchat wirklich die Zukunft? Michael Konow, der Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda sagt: "Momentan müssen die Unternehmen in Osthessen letztlich nach jedem Strohhalm greifen. Wir haben nun mal eine Situation des demografischen Wandels und gleichzeitig einer immer noch stetig wachsenden Wirtschaft. Das heißt: Die Schere von Angebot und Nachfrage geht auseinander, der Wettbewerb wird schärfer." Man sei also gezwungen, solche Wege zu gehen und da mache es extrem viel Sinn, dort zu sein, wo auch die jungen Menschen sind. "Und das ist TikTok, das ist Insta, aber auch noch andere Kanäle."

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