Leerer Bürostuhl vor einem Schreibtisch im Büro

Viele hessische Unternehmen haben Probleme, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Bleibt die Suche erfolglos, steht die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel. Um das zu vermeiden, gibt es bei der Nachfolger-Suche inzwischen Unterstützung.

Hilfe gibt es immer. Sie kommt nur leider manchmal zu spät. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg schätzt, dass etwa 50 Prozent der Unternehmen, die in Mittelhessen einen Nachfolger suchen, am Ende jemanden finden werden. Die andere Hälfte, gerade Firmen im ländlichen Raum oder in Branchen wie dem Einzelhandel oder dem Handwerk, steht demnach vor dem Aus.

Die IHK versucht, Unternehmen und potenzielle Nachfolger zusammenzubringen. In Limburg zum Beispiel gibt es am 26. April einen offenen Sprechtag, wo sich Unternehmen Tipps abholen können. Michael Hahn von der IHK erklärt: "Eigentlich müsste dieser Sprechtag völlig überlaufen sein, wenn wir uns die Zahlen anschauen. Aber tatsächlich scheuen sich einige Unternehmen davor, überhaupt sich mit der Frage nach der Nachfolge zu beschäftigen." Mit dem Termin wolle man Orientierung geben, was gebraucht werde. "Wir bieten Senior-Unternehmer als Gesprächspartner an und das richtet sich sowohl an die Übergeber-Seite als auch an die Nachfolger-Seite."

Weitere Informationen

Immer mehr mittelständische Unternehmen haben Probleme, einen Nachfolger für den Chef- oder Chefinnensessel zu finden - zum Beispiel im Handwerk, in der Gastronomie oder bei Autozulieferern. Rund 70.000 Unternehmen droht laut einer KfW-Umfrage das Aus, weil nicht klar ist, ob ein Nachfolger gefunden werden kann.

Ende der weiteren Informationen

300 Beraterfirmen, die sich auf Nachfolgersuche spezialisiert haben

Die IHK bietet auch eine Unternehmensbörse im Internet an. Auf der Plattform NexxtChange können Unternehmer ihre Firma zum Verkauf anbieten – oder angeben, was für ein Nachfolger gesucht wird. Darüber hinaus gibt es in Deutschland auch rund 300 Beraterfirmen, die sich auf ebendiese Suche spezialisiert haben. In Hessen ist zum Beispiel die Nachfolgekontor GmbH aus Wetzlar aktiv. Deren Geschäftsführer Julian Will sagt: "Der Nachfolger hat wirklich Angst, diese Herausforderung anzugehen. Man kann ja nur scheitern und scheitern in Deutschland darf ja nicht sein. Und dann noch die externen Faktoren, was Finanzierung angeht, was Krisen angeht. Das gibt einfach so eine schöne Gemengelage an Unsicherheit, weshalb eine der Parteien oft zurückzieht und es nicht zu einer Nachfolge kommt."

Er sagt weiter: Den einen perfekten Nachfolger wird es in der Regel nicht geben. Es komme aber darauf an, dass man sich früh genug mit einer möglichen Übergabe beschäftigt. Am besten einige Jahre im Voraus. Etwa, indem man die Führungsebene breit aufstellt und Aufgaben frühzeitig auf mehrere Schultern verteilt. Im Idealfall zieht man so in den eigenen Reihen einen Nachfolger heran – oder müsse nur noch einen Teil der Geschäftsführung ersetzen. Das empfiehlt auch Michael Hahn von der IHK Limburg: "Weil so ein Nachfolge-Prozess, das ist nicht in ein paar Wochen oder Monaten erledigt, da reden wir eigentlich von mindestens zwei, auch bis zu fünf Jahren oder länger."

Junge Menschen für Unternehmertum begeistern

Einige Probleme bleiben aber auch mit mehr Anlaufzeit bestehen. Der demografische Wandel etwa. Also, dass die geburtenstarken Jahrgänge kurz vor der Rente sind und weniger junge Menschen nachrücken. Eine mögliche Lösung: Schüler, Auszubildende und Studierende könnten frühzeitig für das Unternehmertun begeistert werden. Wie genau das gehen soll, das weiß Jens Ihle. Er ist Geschäftsführer vom Regionalmanagement Mittelhessen: "Ein Schulfest kann ja auch mal wie eine unternehmerische Aktivität geplant werden. Lasst doch die Kinder den Kuchenverkauf planen und umsetzen - und lasst sie dann von den Gewinnen eine Anschaffung zusammen tätigen, so dass sie sehen, Arbeit und Anstrengung und Planung lohnen sich nachher auch für die Schulgemeinde."

Ihle weiß: Gerade in Mittelhessen nehmen die mittelständischen Unternehmer eine zentrale Rolle ein. Einige Automobilzulieferer zum Beispiel gehören zu den Weltmarktführern. Andere Unternehmer haben in Hessen ihre ganz eigene Idee weiterentwickelt und damit Erfolg gehabt. Ihle hofft, dass sich junge Menschen davon  inspirieren lassen. "Ich nehme mal ein Beispiel ganz konkret: Der Dirk Rudolph hat vor vielen Jahren Sofort-Überweisung gegründet und hat es dann an Klarna verkauft. Das ist so ein Modell für andere, wo man sagen kann: 'Mensch, den Weg, den er gegangen ist, da höre ich mal zu, was er so zu erzählen hat, das könnte was für mich sein.' Und ich glaube, da haben wir einen ganzen Sack voll guten Leuten, die wir da auf die Bühne bringen können."

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen