Überall in Hessen werden noch Azubis gesucht

Die ersten Auszubildenden sind schon in ihre Ausbildungsberufe gestartet, aber es sind derzeit auch noch mehrere Tausend Azubis auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Und noch mehr Unternehmen suchen noch nach Lehrlingen. Wie angespannt ist also die Situation auf dem Ausbildungsmarkt in Hessen – und was sind die Probleme?

Eine lange Werkbank steht in einem eigenen Raum. Daran finden sich acht Arbeitsplätze, extra geschaffen für Auszubildende. Doch jetzt sitzt nur noch der 19-jährige Janik Neureuther an diesem Tisch im Unternehmen ITG Induktionsanlagen GmbH in Hirschhorn am Neckar. Der kaufmännische Leiter Andreas Simon beschreibt die Situation: „Wir haben mehrere Auszubildende verloren, die dann während der Ausbildung ausgestiegen sind. Der Herr Neureuther ist unser letzter Azubi, der Ende des Jahres die Ausbildung beenden wird. Dann haben wir keinen mehr.“

Dabei mangelt es Andreas Simon nicht an Interessenten an einer Ausbildung zum Mechatroniker. Der Haken ist nur: Seine Auszubildenden am äußersten Rand des Kreises Bergstraße müssen zur Berufsschule nach Bensheim. Für Danik Neurather heißt das an Berufsschultagen viel Stress und hohe Kosten. „Ich fahre morgens um 5 Uhr los und komme abends erst wieder an. Und das sind dann drei Autostunden täglich, die ich mit dem Auto fahre“, erklärt der Azubi.

Weniger Auszubildene bedeuten auch weniger Berufsschulen

Die Vorgänger von Danik Neurather konnten noch auf eine Berufsschule in Baden-Württemberg gehen, rund 20 Minuten entfernt. Dass das nicht mehr möglich ist, liegt kurioserweise auch daran, dass es insgesamt zu wenige Auszubildende gibt. Und dass deshalb die Klassen in Hessen gefüllt werden müssen, so Hessens Wirtschaftsminister Tarek al Wazir: „Wir werden versuchen, alle Berufsschulstandorte zu erhalten. Aber es ist klar, es wird nicht mehr alles an einem Standort geben.“

Das Ausbildungsjahr in Hessen hat gerade erst begonnen. Doch noch seien fast 15 000 Stellen unbesetzt. Im Gegensatz dazu suchten aber nur noch etwas mehr als 10 000 junge Menschen eine Ausbildungsstelle, sagt Brigitte Schäuerle von der Industrie und Handelskammer in Frankfurt. Es fehlten also junge Menschen. „Das zieht sich über alle Branchen, über alle Berufe hinweg. Wir haben jetzt noch Angebote bei interessanten Stellen im Kaufmännischen Bereich – auch im technischen Bereich. Deshalb sind Unternehmen alle noch auf der Suche. Auch bei großen Unternehmen, die zu Markenarbeitgebern gehören, sind noch nicht alle Plätze besetzt.“

Immer mehr junge Menschen wollen lieber studieren

Noch vor zehn Jahren war das Bild ein anderes, sagt auch Wirtschaftsminister Tarek-al Wazir. Seine Erklärung: Der demographische Wandel und noch eine andere Begebenheit: „Immer mehr junge Leute wollen studieren und entscheiden sich nicht für die berufliche Ausbildung. Es gibt viel mehr Ausbildungsplätze als am Ende junge Menschen, die sich dafür entscheiden. Also werden wir in den nächsten Wochen kräftig dafür kämpfen, die unversorgten zu versorgen und den Weg in Richtung berufliche Ausbildung zu gehen.“

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„Es gibt viel mehr Ausbildungsplätze als am Ende junge Menschen, die sich dafür entscheiden.“
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Andreas Simon in Hirschhorn könnte weitere Auszubildende dringend brauchen. Gerade in einem so spezialisierten Feld wie der Induktionstechnik hätten eigene Auszubildende entscheidende Vorteile, findet er: „Die sind tiefer im Thema. Die Einarbeitungsphase, wenn sie richtig ins Berufsleben einsteigen, entfällt. Weil sie 3,5 Jahre schon voll im Betrieb dabei waren, alle Bereiche gesehen haben und sich im Bereich der Induktionstechnik auch schon sehr gut auskennen.“

Im Betrieb zu bleiben, dafür hat sich auch Danik Neureuther entschieden: Wenn die Prüfungen geschafft sind, will er zumindest erst einmal in seinem Ausbildungsbetrieb in Hirschhorn weiter arbeiten.

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