Eine deutsche Panzerhaubitze 2000 bei einer multinationalen Artillerie-Feuerübung

Gut ein Jahr dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine nun schon. Das Land wird vom Westen mit Waffen unterstützt und vor allem die angrenzenden Staaten rüsten auf. Auch Deutschland mit einem 100 Milliarden-Euro Sondervermögen für die Bundeswehr. Die Rüstungsindustrie ist der vermeintliche Profiteur. Auch in Hessen.

Krauss Maffay Wegmann oder Rheinmetall: große Namen in der deutschen Rüstungsindustrie. Unternehmen, die auch in Hessen vertreten sind, genauer gesagt in Kassel. Mehrere tausend Menschen arbeiten hier an den Standorten. Gepanzerte Fahrzeuge werden gebaut oder instandgesetzt, teilweise wird von hier die Vermarktung koordiniert. Dabei arbeiten die Unternehmen auch zusammen - etwa bei der Panzerhaubitze 2000.

Das Artilleriegeschütz wurde im vergangenen Jahr auch aus Bundeswehrbeständen in die Ukraine geliefert, 100 Aufträge für neue Panzerhaubitzen hat Krauss Maffei Wegmann erhalten. Auch andere Waffensysteme sind gefragt: Leopard 2 oder der Puma. Und so erklärt sich wohl auch, dass Krauss Maffei Wegmann gleich eine ganze Werkshalle zusätzlich in Kassel errichtet und Rheinmetall zumindest zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht.

Investitionen in Millionenhöhe

Aber es geht nicht immer nur um Waffen und Panzer. Auch Ausrüstung ist offenbar derzeit ein gutes Geschäft. In Fulda etwa produziert die Firma Mehler Vario System unter anderem Schutzwesten und Helme. Hier gab es zuletzt einen Großauftrag der Bundeswehr: 300.000 Schutzwesten soll das Unternehmen liefern.

Die hohe Nachfrage macht es nötig, die Produktion auszubauen. Ein zweites Werk entsteht seit Ende des vergangenen Jahres. In einer Pressmitteilung heißt es: "Für das neue 26.000 Quadratmeter große, zweite Werk am Standort Fulda und die Anschaffung der Produktionsanlagen und Maschinen wurden Investitionen in einem zweistelligen Millionenbetrag getätigt." Und damit wächst auch die Zahl der Beschäftigten in Fulda. 200 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden gesucht. Ein weiteres Beispiel: Auch der Rüstungskonzern Hensoldt konnte im vergangenen Jahr seinen Umsatz deutlich steigern. Ein Tochterunternehmen baut in Wetzlar Zielfernrohre und Nachtsichtgeräte.

Dabei haben viele der Aufträge offenbar noch nichts mit dem 100 Milliarden Euro Sondervermögen der Bundeswehr zu tun. Das sagt zumindest Hans Christoph Atzpodien, Geschäftsführer des Branchenverbands BDSV. Er rechnet erst in den kommenden Monaten damit.

"Ganz normale Margen"

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk von Mitte Februar wehrt er sich aber gegen die Darstellung, die Rüstungsindustrie sei ein Profiteur des Kriegs in der Ukraine: "Es ist ja kein Kleinkram, wenn man massiv in Investitionen gehen muss. Und das muss sich ja alles erst mal amortisieren." Es würden dabei auch nur ganz normale Margen verdient. Allein schon deshalb, weil es in Deutschland für Rüstungsmaterial ein öffentliches Preisrecht gebe. "Das heißt, die Kalkulationen, die wir machen können, unterliegen einer öffentlichen Kontrolle und werden nicht ins Kraut schießen."

Die Nachfrage steigt und dementsprechend müssen die Kapazitäten ausgebaut werden. Und das passiert auch in Hessen. In Fulda etwa oder in Kassel.

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