Ein letzte Nachricht an einem Baum in einem sogenannten Friedwald

Lange Zeit war klar: Wer zu einer Beerdigung geht, trifft sich am Friedhof. Doch immer mehr Menschen wollen nicht mehr in einem Erdgrab beigesetzt werden. Warum ist das so und was ist stattdessen gefragt?

Der Frankfurter Hauptfriedhof hat eine lange Tradition. Seit fast 200 Jahren gibt es hier Bestattungen. Auch heute noch, denn viele schätzen hier den alten Baumbestand. Das macht den Friedhof zu einem Ruhepol in der Stadt. Aber auch wenn der Ort noch gefragt ist, die klassische Erdbestattung ist es im Gegensatz nicht mehr, berichtet Heike Appel, sie leitet das Frankfurter Grünflächenamt, das auch für die Frankfurter Friedhöfe zuständig ist: „Wir haben insgesamt im Jahr 2021 in Frankfurt 5100 Bestattungen gehabt und davon waren 3700 Urnenbestattungen gewesen. Um die Jahre 2000 war das noch relativ ausgeglichen, da gab es auch immer noch mehr Sargbestattungen und das hat sich jetzt in den letzten 20 Jahren in die andere Richtung entwickelt.“

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„Es gibt Flugbestattungen, es gibt Diamantpressungen, das sind alles Sachen, bei denen man vor 20 Jahren komisch angeguckt wurde und heutzutage gehört es irgendwie dazu.“
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Diese Veränderung macht sich auf den Frankfurter Friedhöfen bemerkbar. Die Urnenbeisetzungen überwiegen. Mittlerweile immer öfter unter Feldern, die von Friedhofsgärtnern zum Beispiel mit Stauden bepflanzt werden. Diesen Wandel merkt auch Heike Rath. Sie ist Geschäftsführerin des Bestattungsinstituts Schwind. Für Beisetzungen gibt es heute mehr Möglichkeiten als das klassische Grab, berichtet sie. Aber all diesen Formen geht eine Feuerbestattung vorweg: „Da haben wir zum Beispiel schon seit langem die Seebestattung, dann haben wir Waldbestattungen, das wird immer mehr zum Thema, aber auch Mensch-Tier-Bestattungen. Es gibt Flugbestattungen, es gibt Diamantpressungen, das sind alles Sachen, bei denen man vor 20 Jahren komisch angeguckt wurde und heutzutage gehört es irgendwie dazu.“

Der Frankfurter Stadtwald als letzte Ruhestätte

Besonders die Nachfrage nach naturnahen Beisetzungsformen auf Friedhofsgärten oder Waldfriedhöfen in verschiedenen Formen steigt. In Frankfurt-Oberrad gibt es seit 2018 einen Trauerwald. 150 freie Plätze gibt es hier aktuell noch. Im Gegensatz zu den Friedhöfen, die schon lange nicht mehr erweitert werden, wird hier nach neuen Flächen geguckt. Das der Wald so gefragt ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen muss sich hier niemand um eine Grabfläche kümmern und dazu kommt auch eine Nähe zur Natur und zum Wald, erklärt Heike Appel: „Es gibt viele Menschen gerade im südlichen Stadtteil, die ja auch sehr verbunden sind mit dem Frankfurter Stadtwald und die suchen diesen dann auch für ihre letzte Ruhestätte und deswegen sind Waldfriedhöfe mit Trauerwäldern sehr nachgefragt.“

In Deutschlands Nachbarländern sind die Gesetze wesentlich weniger strikt

Möglich wäre indessen weitaus mehr als in Deutschland erlaubt ist: In Bremen zum Beispiel gibt es keinen Bestattungszwang mehr, das heißt Urnen mit der Asche von Verstorbenen können mit nach Hause genommen werden. Es gibt außerdem Start-Ups die die Zersetzung der Verstorbenen zu Erde möglich machen möchten, ohne Verbrennung. Doch das ist in Deutschland nicht erlaubt.

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„Wenn Sie in der Schweiz am Bodensee sterben und möchten eine Feuerbestattung haben, dann ist es erlaubt, auf der Schweizer Seite vom Bodensee die Asche beizusetzen. Auf der deutschen Seite ist es nicht erlaubt. “
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Die hiesigen Gesetze sind strikt, erzählt Bestatterin Heike Rath: „Unsere Nachbarländer sind da deutlich liberaler. Nur mal als Beispiel: Wenn Sie in der Schweiz am Bodensee sterben und möchten eine Feuerbestattung haben, dann ist es erlaubt, auf der Schweizer Seite vom Bodensee die Asche beizusetzen. Auf der deutschen Seite ist es nicht erlaubt. Wir merken, die deutschen sind da sehr viel konservativer. Und Holländer, Schweizer, auch die nordischen Länder, die sind da sehr viel einfallsreicher und genehmigen auch viel mehr.“

Dass sich die deutschen Vorschriften zeitnah ändern, ist nicht abzusehen. So leben hier viele ihre Individualität auch in der Trauerfeier aus: Blumen mit Fußballschuhen, Fotos, Lieblingsmusik, all das gehört mittlerweile ganz normal dazu.

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