geschlossenes Restaurant

Nicht nur am Flughafen, auch in der Gastronomie sind die Folgen der Corona-Pandemie deutlich zu spüren. Weil vieles lahmgelegt war, hat sich das Personal anderweitig umgeschaut - und kam nicht wieder zurück. Restaurant- und Hotelbetreiber wie Jutta Müller aus dem Odenwald stellt das vor große Herausforderungen.

Jutta Müller sitzt auf der Terasse ihres Hotels und frühstückt. Zwischendurch bringt sie den Gästen noch etwas frischen Kaffee, 18 Zimmer hat das Hotel. Jutta Müller ist jeden Tag dort und arbeitet. Sie habe nur eine Frau, die die Zimmer reinigt, ansonsten mache sie das komplette Hotel alleine - ab morgens um 5 Uhr. "Ich suche noch eine Frau, die die Zimmer macht und auch an der Rezeption ist, aber wir finden niemanden", sagt sie.

Mehr Ruhetage und verkürzte Öffnungszeiten

Zum Hotel gehört auch noch ein Restaurant mit über 200 Sitzplätzen – die Waldschenke Fuhr auf der Juhöhe bei Heppenheim. Hier genießen die Gäste den Blick über die Berge und Wälder des Odenwaldes. Chefin Jutta Müller erzählt, dass es schon seit einigen Jahren schwierig sei, Personal zu finden. Mit Corona habe sich das aber noch mal verschärft. Die Konsequenz: Montag und Dienstag bleibt das Restaurant schon länger zu. Doch das reicht nicht: "Wir haben das jetzt umstrukturiert", sagt Müller. Von 11:30 Uhr sei durchgängig geöffnet, aber um 20 Uhr mache die Küche zu, das Haus eine Stunde später. "Wegen Personalmangel ist das halt so."

Drei Vollzeitbeschäftigte für den Service, die Küche und das Hotel könnte sie sofort einstellen. Ähnlich sehe es in vielen Hotels und Restaurants in der Gegend aus, sagt Jutta Müller. Andere hätten noch mehr Ruhetage und würden teilweise sogar das Hotel an zwei bis drei Tagen in der Woche schließen. In der Regel, weil es nicht genügend Personal gibt – auch, weil sich etliche Mitarbeiter in der Corona-Pandemie einen neuen Job gesucht haben.

Wechsel vom Restaurant zu Edeka

Gilles Duflot etwa hat ursprünglich in einem Sternerestaurant gearbeitet. Jetzt berät der gelernte Weinsommelier Kunden im Edeka im südhessischen Bensheim. Der Unterschied sei gar nicht so groß, sagt er zufrieden: "Nach wie vor bleibt das eine Bühne, der Vorhang geht auf, die Show geht los, das macht es spannend - ein Theaterstück wie Willy Millowitsch."

Gilles Duflot genießt die geregelten Arbeitszeiten und dass er weniger Stess und Druck verspürt als im Sternerestaurant. Er hat Corona, die Kurzarbeit, die Unsicherheit, wie es weitergeht, genutzt, um sich nach etwas Neuem, Familienfreundlicherem umzuschauen. Die Vorteile von seiner neuen Arbeit liegen für ihn auf der Hand: Struktur, geregelte Arbeitszeiten, kein Hin und Her mehr. Wenn Sie keine Famlinie haben, ist das kein Problem; sobald Familie da ist, sieht die Welt aber ganz anders aus. Dann sollte man eine Entscheidung treffen." Seine Entscheidung sei auch eine für seine Familie gewesen. Im neuen Job stimme die "Work-Life-Balance".

"Wenn ich mal krank bin, wird's schlecht"

Duflot kann sich im Moment nicht vorstellen, wieder zurück in die Gastronomie zu gehen. Für Hotels und Restaurants wie die Waldschenke Fuhr auf der Juhöhe ist das ein Problem. Und so muss Chefin Jutta Müller trotz zwei Ruhetagen und kürzerer Öffnungszeiten bis auf Weiteres jeden Tag arbeiten: "Ich bin's gewohnt", sagt sie. "Ich halte es gut durch bis jetzt, aber ich mach mir auch schon meine Gedanken, was ist, wenn ich mal krank bin. Dann wird’s schlecht."

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Fachkräftemangel Hessen- und Deutschlandweit

Bundesweit waren 2022 im ersten Quartal 1,7 Millionen offene Stellen gemeldet – laut Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung IAB ein Rekord. Auch in Hessen gab es zuletzt 55.000 Stellen – ein Plus von 24% im Vergleich zum Vorjahr.
Gastronomie und Hotellerie
Rund 60% aller Hotels und Gaststätten in Deutschland suchen laut einer aktuellen Umfrage Personal. Und die Personalknappheit hat schon erste Konsequenzen – der Europapark Rust lässt derzeit täglich nur 30.000 statt 50.000 Besucher ein. Unter anderem weil viele Restaurants ganz oder teilweise geschlossen bleiben müssen. Der Hotel-und Gastronomiebverband DEHOGA Hessen geht davon aus, dass die Branche in Hessen rund 20.000 Menschen sofort einstellen könnte.
Luftfahrt und Flughäfen
Auch in der Luftfahrt ist die Lage sehr angespannt: Nach Berechnung fehlen derzeit bis zu 7000 Beschäftigte an den Flughäfen in Deutschland. Die Personalnot in der Branche ist so groß, dass rund 3500 Flugzeugabfertiger und Abfertigerinnen kurzfristig zum 1 Juli bis zu 14% mehr Geld bekommen – so sollen auch neue Fachkräfte angelockt werden.
Einzelhandel und Schwimmbäder
Der aktuelle Personalmangel lässt sich nicht auf einzelne Branchen eingrenzen: In der Frankfurter Innenstadt hängen an fast allen Geschäften Zettel, dass Personal gesucht wird. Und auch die hessischen Schwimmbäder suchen händeringend nach Personal.

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