Training im Sportverein

Deutschland bewegt sich zu wenig, sagt unter anderem das Robert-Koch-Institut. Und auch zwei Sportvereine in Hessen merken: Viele sind nach der Corona-Pandemie nicht zurückgekommen. Wegen der steigenden Kosten fürchten sie weitere Austritte. Aber sie haben eine Idee, wie sich das ändern ließe.

Hallentraining beim Turn- und Sportverein (TuSpo) in Borken im Schwalm-Eder-Kreis. Rund ein Dutzend Sportlerinnen und Sportler tummeln sich in der Halle. Auch wenn die Duschen kalt bleiben und die Halle nur auf 19 Grad geheizt ist - das alles stört die Aktiven nicht, sagt Trainerin Kerstin Gerber. Sie hätten sich durch Corona daran gewöhnt, bereits in Sportklamotten zum Training zu kommen, weil man damals ja nicht in die Umkleidekabinen durfte. Und schließlich bewege man sich beim Sport ja und werde dann schon von alleine warm.

Entwöhnt und kein Zurück

Überhaupt sind die hohen Strom- und Energiekosten beim TuSpo derzeit noch kein akutes Thema. Das hat damit zu tun, dass der Verein keine eigenen Sportstätten hat, sondern überall nur Mieter ist, sagt der Vereinsvorsitzende Ingo Kirmes. Die Abrechnung der gestiegenen Kosten komme frühestens nächstes Jahr. Wie es sich konkret auswirken werde, bleibe abzuwarten. "Das ist dieser Mix: Wie viele Mitglieder werden wir verlieren und wie hoch werden die Kosten steigen?"

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Bewegungsgipfel in Berlin

An diesem Dienstag (13.12.) findet der erste Bewegungsgipfel statt. Er ist eine gemeinsame Anstrengung von Bundesministerien und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Ziel dieser Initiative ist, dem weitverbreiteten Bewegungs- und Sportmangel bei Jung und Alt in Deutschland entgegenzuwirken. [mehr auf sportschau.de]

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Genau das ist das Problem. Die Kosten werden steigen und die Mitgliederzahlen werden sinken, weil während der Corona-Pandemie zwei Jahre lang gar kein oder nur ein eingeschränktes Vereinsleben stattfinden konnte. "Aus unserer Sicht haben die Leute sich vom Sport entwöhnt und finden den Weg auch nicht wieder zurück", sagt Kirmes. "Sie haben sich an einen Alltag ohne Sport in gewisser Weise gewöhnt."

"Haben einen Auftrag in der Gesellschaft"

Und so kämpfen derzeit viele Vereine um jedes Mitglied. Das ist auch bei der TSV Eintracht Gudensberg so. Über 600 Mitglieder tun hier eigentlich regelmäßig etwas für sich und ihre Gesundheit. Doch Corona hat vieles verändert, sagt Inge Opitz. "Tischtennis war kompliziert, weil Tischtennis in der Halle stattfindet. Da wurde dann auch komplett der Trainingsbetrieb eingestellt."

Inzwischen hat sich das Vereinsleben zwar wieder normalisiert. Und doch sorgt sich Vorstandsmitglied Gerd Fröhlich vor allem um den Nachwuchs im Verein. "Wir haben einen Auftrag in der Gesellschaft, Kinder sozial zu integrieren, Sozialkompetenz zu erlernen im Teamsport, Kinder fit zu machen für das spätere Berufsleben."

Kostenübernahme durch den Staat?

Zurück zum TuSpo nach Borken. Auch dort schaut man mit Sorge in die Zukunft. Vor allem das nächste Jahr wird schwer, sagt Ingo Kirmes. Denn er befürchtet einen massiven Mitgliederschwund. "Wir wissen ja, dass es Menschen geben wird, die Probleme haben werden, ihre Gasrechnung bezahlen zu können. Und wir haben natürlich konkrete Befürchtungen, dass der Sportverein hier einer der Punkte ist, die man am leichtesten kürzen kann."

Da sieht Kirmes auch und vor allem die Politik in der Pflicht: Die müsse Sportvereine nun finanziell entlasten und den Vereinssport fördern, fordert er. "Dass Kosten von Sportvereinen übernommen werden, das würde sicherlich jeden Verein freuen."

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