Kerze wird angezündet

Ein flächendeckender Stromausfall, ein sogenannter Blackout, ist laut Experten sehr unwahrscheinlich, aber möglich. Deshalb braucht es für den Fall des Falles Notfallpläne. Aber wir gut sind Hessens Landkreise tatsächlich vorbereitet?

Axel Unbehend ist schon seit 25 Jahren Patient im Nierenzentrum Wiesbaden. Dreimal pro Woche muss der 60-Jährige zur Dialyse, denn er hat keine Niere mehr. Das Dialysezentrum, in das Axel Unbehend geht, ist wie andere auch auf eine funktionierende Stromversorgung angewiesen. Und sein Leben hängt an der regelmäßigen Blutwäsche. Er blickt deshalb durchaus mit Sorge auf die kommenden Monate: "Ich hoffe, dass es uns nicht trifft. Es ist ganz einfach - ich sage immer, wenn das kommt, dann sind wir die ersten, die darunter leiden müssen."

"Da geht es dann ums Improvisieren"

Unbehends behandelnder Arzt Stefan Haag weiß, dass viele Patienten ähnliche Sorgen haben. Immer häufiger stellen sie Fragen, wie das Dialysezentrum mit einem Blackout umgehen würde. Auch er selbst geht ein Stromausfall-Szenario durch und bangt um die Versorgung seiner Patienten. "Wir haben keine Notstromaggregate", sagt er. "Wir können kurzfristig die Dialyse laufen lassen, für noch ungefähr eine Stunde. Das reicht dann ungefähr aus, dass man die Dialyse noch planvoll beenden kann. Für die nächsten Patienten, die danach kommen, haben wir dann keinen Platz, da geht es dann ums Improvisieren."

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Improvisieren muss das Landesinnenministerium laut eigenen Angaben nicht. Das Land besitzt 27 große Notstromaggregate. Geräte seien also ausreichend vorhanden, um die Bevölkerung zu versorgen, wenn der Ernstfall eintritt. Bereits vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine hat man sich auf einen möglichen Blackout vorbereitet. Katastrophenschutz-Experte Tobias Bräunlein aus dem Innenministerium versichert dazu: "Katastrophenschutz ist keine Geschichte, die sie in der Katastrophe selbst anfangen, sondern da brauchen sie entsprechende Konzepte. Sie müssen die Helfer bereit haben, Sie müssen die Helfer mitnehmen. Auf der Basis, glaube ich, sind wir in Hessen sehr gut vorbereitet."

Landkreise: Präzise Einsatzkonzepte liegen vor

In Sachen Katastrophenschutz fungiert das Land vor allem als Koordinator und gibt Empfehlungen an die Landkreise. Konkrete Maßnahmen umsetzen müssen diese aber selbst. Der Rheingau-Taunus-Kreis zum Beispiel hat letztes Jahr eine Studie zu den möglichen Folgen eines Blackouts für die Bevölkerung in Auftrag gegeben. Die Studie warnt gar vor Hunderten Todesfällen in den ersten Tagen eines Blackouts.

Kreisbrandinspektor Christian Rossel hält einen flächendeckenden, langanhaltenden Blackout zwar nach wie vor für unwahrscheinlich. Dennoch ist der Landkreis auf so etwas vorbereitet und baut die Kapazitäten weiter aus, sagt er: "Wir können jetzt beispielhaft hier an dem Feuerwehrgerätehaus zeigen, dass wir in der Lage sind, wenn der Strom nicht mehr vorhanden ist, mit mobilen Aggregaten diese Gebäude mit Strom einzuspeisen - dass wir quasi in einem Schadensszenario, das ein Blackout wäre, wie ein Leuchtturm für die Bevölkerung als Anlaufstelle dienen."

Auf hr-Anfrage versicherten mehrere Landkreise, dass präzise Einsatzkonzepte für einen flächendeckenden, langanhaltenden Blackout vorliegen. Das Beste für alle jedoch wäre, wenn diese Pläne erst gar nicht umgesetzt werden müssten.

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