Ein dick eingepackter Mann liegt auf einer Bank, auf einer zweiten Bank sitzen zwei Männer.

Die steigenden Preise haben vor allem Auswirkungen auf Menschen, die ohnehin am Existenzminimum leben. Die Gefahr, das eigene Zuhause zu verlieren, wächst. Das stellt Solzialarbeiterinnen und Politiker gerade jetzt in der kalten Jahreszeit vor besondere Herausforderungen, wie das Beispiel Darmstadt zeigt.

In einem Zelt vor der Teestube der Diakonie in Darmstadt sitzen Menschen zusammen, trinken etwas Warmes und sprechen über Fußball, während der Regen auf das Dach des Zeltes prasselt. Der eine schnorrt beim anderen eine Zigarette, zum Dank gibt es ein breites Lächeln. Anlaufstellen wie die Teestube sind momentan extrem wichtig für Menschen, die keine Wohnung haben. Hier finden sie in Zeiten der Krise Gemeinschaft, Zusammenhalt und ein breites Angebot an Beratung.

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Keine Obdachlosigkeit mehr bis 2030?

Mann mit Hund und Einkaufstrolley sitzt auf dem Boden neben einem Baum.
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50 Prozent mehr Menschen als im vergangenen Jahr

Nicole Fröhlich aus dem Bereich Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie hat den Eindruck, dass mehr und mehr Menschen in die Teestube kommen - teilweise bis zu 100 an nur einem Tag. "Die Teestube ist eine ganz offene Einrichtung für Menschen, die keine Wohnung haben, aber auch für Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Aufwärmen, Duschen, Kaffee trinken, Tee trinken, Wäsche waschen, Beratung in Anspruch nehmen. Und da geht es schon auch um viele Fragestellungen rund um Existenzsicherung und da unterstützen die Sozialarbeiterinnen."

Auch die Unterkünfte, in denen wohnungslose Menschen unterkommen, sind momentan gut gefüllt. Rund 300 Schlafplätze gibt es, aber die reichen momentan nicht aus, sagt Darmstadts Bürgermeister Barbara Akdeniz: "Wir haben im Verhältnis zum letzten Jahr 50 Prozent mehr Menschen, die wir unterbringen - und das ist natürlich eine Entwicklung, die wir auch mit Sorge betrachten." Wenn die Einrichtungen nicht ausreichend Platz zur Verfügung stellen könnten, dann würden auch Pensionen oder Hotelzimmer angemietet, damit die obdachlosen Menschen ordentlich und gut untergebracht werden könnten, sagt Akdeniz. 

Mangel an Fachpersonal

In Darmstadt muss kein Mensch auf der Straße übernachten: Das ist das erklärte Ziel der Stadt - und auch ein Grundrecht. Genauso wichtig wie die Bereitstellung eines Schlafplatzes ist aber auch die Prävention, damit die Menschen gar nicht erst ihr Zuhause verlieren. Barbara Akdeniz legt großen Wert auf ein Beratungsangebot: "Dass sie gerade in den unterschiedlichen Bereichen, sei es Stromrechnung, Gasrechnung, sei es die Mieterhöhung, auch Ansprechpersonen finden, um ihre Dinge zu regulieren und sich die entsprechenden finanziellen Unterstützungen zu holen. Dass sie genau wissen, es ist in der Situation, in der sie sind, ein Rechtsanspruch und deswegen ist es wichtig und legitim. Aber sie müssen den Schritt gehen, damit sie auch zu den Unterstützungen kommen."

Die Bürgermeisterin und auch Nicole Fröhlich schauen mit Sorge auf die kommenden Monate. Sie sind sich einig, dass es Sozialarbeit und Anlaufstellen braucht, an die sich die Menschen in Not wenden können. Aber da mangele es momentan an Fachpersonal: "Wir haben nur das Personal, das wir haben. Und da wäre es gut, wenn wir entsprechend eine finanzielle Ausstattung bekämen, um Personal aufstocken zu können. Damit nicht irgendwann das Team der Teestube vorm Kollaps steht, weil so eine hohe Nachfrage ist, die nicht mehr bedient werden kann", so Fröhlich. 

Appell an Bürgerinnen und Bürger

Da es trotz aller Angebote immer wieder Menschen gibt, die trotzdem auf der Straße übernachten, appelliert die Bürgermeisterin an die Darmstädterinnen und Darmstädter, die Augen offen zu halten. In besonders kalten Nächten nach Menschen zu sehen, denen es offensichtlich nicht gut geht und im Notfall die Polizei zu rufen. Die sei geschult und wisse, wie man den wohnungslosen Menschen schnell und unkompliziert helfen könne. 

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