Über den Getränkedosen in einem Supermarkt hängt ein Schild, das die Kunden auf das neue Pfand auf Einwegverpackungen aufmerksam macht

Eine Limo hat Pfand, ein Saft nicht. Bier ja, aber nur acht Cent, sofern es aus der Glasflasche kommt. Vor 20 Jahren wurde das Einwegpfand eingeführt. Anfangs noch wurden an den Supermarktkassen die Plastikflaschen und Dosen händisch in gigantischen Müllsäcken gesammelt, doch das ist schon lange vorbei. Der Ärger um das Pfand aber nicht.

Christel Königstein muss puzzeln: In ihrem Getränkeladen in Runkel bei Limburg stapeln sich meterhoch die Kästen voller Flaschen. Zwischenrein mogeln sich auch immer wieder PET-Plastikflaschen – denn eigentlich gibt’s hier nur Mehrweg, auch 20 Jahre nach Einführung des Einwegpfands: "Also eigentlich hat es nicht viel gebracht. Die Leute sind immer noch verwirrt. Sie wissen nicht, was rein muss."

Optimistischer sieht das Martina Feldmayer, umweltpolitische Sprecherin der Grünenfraktion im Landtag. Sie erinnert sich an den Start des Dosenpfands 2003: "Das war eine Riesenaufregung damals. Dass das alles nicht ginge. Das ist ja bei jeder Veränderung so. Und jetzt ist es seit langem bewährt und es funktioniert.“

Discounter wollen bessere Ökobilanz

Aber funktioniert es wirklich? Der Mehrweganteil sollte durch das Dosenpfand hochgehalten werden, über 70 Prozent. Doch er dümpelt um die 43 Prozent herum. Knapp die Hälfte aller Getränke werden in Einweg-PET-Flaschen gefüllt.

Das liegt auch an den Discountern: Sie haben gar kein Mehrweg im Sortiment. Aldi will seine Flaschen aus 30 Prozent recyceltem Material herstellen. Der Discounter will daher in seiner Ökobilanz besser bewertet werden. "Nein", sagt Janine Korduan vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, "man kann sich nicht aus der Krise rausrecyceln. Wir haben keine geschlossenen Kreisläufe, das ist Greenwashing.“

Die Discounter dürften sich nicht rausreden, sie hätten weder Platz noch Personal, um Mehrwegflaschen zu sortieren. "Die Discounter müssten einfach Strafen zahlen. Und wenn die Mehrwegquote nicht steigt, müssten sie in die Pflicht genommen werden.“

Bald auch Pfand auf Milchgetränke

Das Mehrwegziel von über 70 Prozent, es ist eine Wunschvorstellung – keine Pflicht. Daher bremst die Grüne Martina Feldmayer Forderungen nach Sanktionen aus: "Das ist leider nicht so machbar. Die Discounter haben das Recht, auch nur PET anzubieten." Immerhin lichtet sich der Dschungel der Pfand-Ausnahmen: Bald gibt’s auch auf Milchgetränke in Plastikflaschen 25 Cent Pfand. "Schritt für Schritt wird mehr bepfandet. Und dann wird Mehrweg attraktiver", sagt Feldmayer.

Daran glaubt Getränkehändlerin Christel Königstein nicht. In ihrem Laden in Runkel beobachtet sie eine ganz andere Entwicklung, die es Discountern noch unattraktiver macht, ins Mehrweggeschäft einzusteigen: Brauereien und Mineralbrunnen setzen immer häufiger auf eigene, unverwechselbare Flaschen: "Eine Bierflasche macht so einen durchschnittlichen Weg von 450 Kilometer durch Deutschland. Da wäre es ökologischer, wenn sie eine Einheitsflasche hätten." Und so geht die Diskussion weiter um Mehrweg oder Einweg – auch nach 20 Jahren Dosenpfand.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen