Symbolbild: Ein junges Mädchen führt ihren Inhalator an den Mund

Die Corona-Pandemie hat nicht nur dafür gesorgt, dass andere Krankheiten aus dem Fokus verschwunden sind. Sie kann auch deren Entstehung begünstigen. Asthma zum Beispiel.

Für Professorin Petra Ina Pfefferle, Biologin und Asthma-Forscherin von der Universität Marburg, ist Corona auch ein Thema. Genauso wie bei Corona ist nämlich auch bei Asthma das menschliche Immunsystem der ausschlaggebende Faktor.

Das Immunsystem hat sich verändert

"Also bei uns muss sich im Immunsystem etwas verändert haben, was dazu führt, dass wir eben viel stärker zu entzündlichen Prozessen neigen und sich diese Prozesse dann auch chronifizieren, das heißt einem das ganze Leben lang treu bleiben", sagte Pfefferle. So wie es bei chronischem Asthma der Fall ist.

Aber was hat in den vergangenen Jahrzehnten in unserer Gesellschaft dazu geführt? Es ist nicht, wie man noch in den 1980er-Jahren dachte, die Umweltverschmutzung.

Zu wenig draußen, vorkonfekrioniertes Essen

Es ist auch nicht allein die genetische Veranlagung, sagt Pfefferle, die die Biodatenbank an der Universität verantwortet. "Es ist eine zivilisatorische Erkrankung, es ist eine Erkrankung, die mit unserem Lebensstil zusammenhängt. Wir haben uns komplett verändert. Unsere Kinder spielen weniger draußen, sie essen vorkonfektionierte Kost."

Das führt dazu, dass dem Darm, einem unserer wichtigsten Immunorgane, die Keime ausgehen. Es gibt zu wenig Ballaststoffe im Darm, von denen sich die Keime ernähren. Keime, die wir aber brauchen, um das Immunsystem zu stimulieren. Die sogenannten Bauernhofstudien, an denen Marburger Forscherinnen maßgeblich mitgewirkt haben, haben gezeigt, wie wichtig neben der Ernährung auch der Kontakt zur Natur ist: das ständige Umgeben sein von Tierhaaren, Pollen und anderen Allergenen.

Je mehr Natur, desto besser

"Diese Illusion, sein Kind einfach auch ab und zu mal im Dreck spielen zu lassen, reicht nicht aus", so Pfefferle. "Es ist viel sinnvoller zu überlegen, ob ich mein Kind nicht möglichst viel draußen spielen lasse, ob ich mir ein Haustier anschaffe, ob ich einfach ein Stück Natur zu mir, und zwar wirklich konsequent und immer wieder, hinein hole."

Je näher wir an der Natur dran sind, desto besser. Je mehr Stimuli, desto besser. Das gilt bei Kindern auch für den Kontakt zu Gleichaltrigen.

Durch zwei Jahre Corona-Pandemie, durch das Maske-Tragen, durch geschlossene Einrichtungen gab es wenig Stimulanz für das kindliche Immunsystem. Mittelfristig - in einer möglichst gut geimpften Population - muss sich das wieder ändern. "Wir brauchen diesen Kontakt unter den Kindern, wir brauchen einfach diesen Austausch, damit unser Immunsystem und unsere Darmflora nicht weiter verarmen. Das heißt, wir müssen zumindest zu diesem normalen Leben wieder zurückkehren, denn alles andere ist noch artifizieller, noch weiter weg vom dem, wo wir herkommen, und wird diese Erkrankung definitiv unterstützen", sagt Pfefferle.

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