Blutspende

Wer Blut spendet, tut das meist, um anderen Menschen zu helfen. An die finanziellen Hintergründe denkt dabei vermutlich kaum jemand. Dabei werden mit Blut heute alleine in Deutschland jährlich mehrere hundert Millionen Euro Umsatz gemacht.

Kathrin Schluckebier aus Gießen hat es beim vergangenen Blutspendetag in Gießen getan: Etwa einen halben Liter hat sie beim Roten Kreuz gespendet. "Ich hatte so die Vorstellung, wenn meine Familie oder Verwandte mal ins Krankenhaus müssten und dann kein Blut da wäre, fände ich das ganz fürchterlich. Und deshalb finde ich es wichtig, dass das jeder macht."

120 Euro pro Blutspende

Bis zu 15.000 Blutspenden werden in Deutschland jeden Tag gebraucht. Dass es dabei auch um sehr viel Geld geht, fällt erst mal nicht so sehr auf, weil es ja vor allem um die Gesundheit geht. Aber jede Blutspende hat einen genau berechneten Preis, sagt Eberhard Weck vom DRK-Blutspendedienst Hessen und Baden-Württemberg: "Wir erzielen ungefähr 120 Euro für eine Blutspende, wenn wir jedes Produkt an den Patienten bringen." Und die Produkte, das sind die roten Blutkörperchen für Transfusionen; das  Blutplasma, das unter anderem von den Pharmafirmen für die Medizinherstellung gebraucht wird; und die Blutplättchen oder Thrombozyten für Krebspatienten.

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Neues Transfusionsgesetz ab 1. April

Bisher durften homosexuelle Männer nur Blut spenden, wenn sie vier Monate keinen Geschlechtsverkehr mit einem neuen oder mehreren Sexualpartnern hatten. Das wird sich ab 1. April ändern: Die sexuelle Orientierung soll künftig nicht mehr als Ausschlusskriterium bei der Blutspende gelten. Der Bundestag verabschiedete eine entsprechende Änderung des Transfusionsgesetzes. [mehr]

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Mit jedem Produkt macht das DRK Geld, obwohl man - im Gegensatz zu privaten Firmen - den Spendern keine Entschädigung zahlt. "Weil wir diesen Aufwand haben, dass wir übers Land ziehen", erklärt Weck vom DRK. "Ich nenne es immer den größten Wanderzirkus Europas. Wir machen jede Woche allein in Baden-Württemberg und Hessen 100 Gastspiele in verschiedenen Städten. Wir fahren dorthin, wir haben einen hohen Aufwand. Und das ist ungefähr das, was sich kommunale Blutbanken sparen, indem die Spender dort ins Haus kommen."

Rücklagen werden reinvestiert

Als gemeinnützige Gesellschaft darf die DRK-Blutspende auch gar keine Gewinne erzielen. Trotzdem liegen alleine in Hessen und Baden-Württemberg mehr als 100 Millionen Euro Rücklagen auf dem Konto. Die werden aber reinvestiert, sagt Eberhard Weck: "Natürlich haben wir Überschüsse, und die gehen bei uns aufs Bankkonto. Und wenn wir etwas Geld brauchen, müssen wir natürlich auf die Kriegskasse zurückgreifen. Und da geht das Geld rein."

Etwas anders sieht es bei privaten Blutspendediensten aus. Die CSL-Plasma GmbH ist, wie der Name schon sagt, vor allem am Blutplasma interessiert. Um Medikamente zu entwickeln und herzustellen. Als Teil der CSL-Behring Gruppe hat man 350 Spenderzentren weltweit: in den USA, Ungarn China und Deutschland. Hierzulande gibt es bis zu 25 Euro für die Blutplasmaspende, sagt Deutschland-Chef Thomas Schneider: "Wir sammeln das Plasma in den Plasmaspendern und bringen es dann in unserer Logistikzentrum. Dort wird es dann gepoolt und geht an die Fraktionierer in Marburg und in Bern. Und dort werden dann aus dem Plasma die darin enthaltenen Proteine gewonnen, um die Medikamente herzustellen."

Markt wird größer

Vor allem für Menschen mit angeborenen Immundefekten. Für die ist das Plasma oft lebenswichtig und damit unbezahlbar. Aber auch für die CSL-Plasma GmbH lohnt sich das Geschäft. Die Lebenserwartung der Patienten steigt und es gibt immer neue Medikamente auf Plasmabasis. "Deswegen expandieren wir auch in Deutschland, machen da neue Standorte auf, wo es Sinn macht. Und ja, das Ziel ist, dass wir von Jahr zu Jahr wachsen und mehr Plasma sammeln."

Der Markt für Blutspenden wird also eher größer als kleiner. Da ist es schon seltsam, dass man seine Blutspende noch nicht - wie andere Spenden - von der Steuer absetzen kann. Laut Finanzamt könne der Wert von Blut nämlich nicht beziffert werden. Das scheint zumindest fragwürdig.

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