Frau hält ein Smartphone, auf dem die Doctolib-App geöffnet ist

Wer telefonisch einen Arzttermin vereinbaren will, braucht oft Geduld. Über die Online-Plattform Doctolib geht das schneller und bequemer. Und so nutzen bundesweit inzwischen etwa 14 Millionen Menschen das System zur Online-Terminvergabe - und hinterlassen ihre Daten. Ein Problem?

Die Frankfurterin Sybille hat mit Doctolib gute Erfahrungen gemacht. Vor ein paar Jahren hat sie dieses Online-Portal zum ersten Mal benutzt: "Ich bin während der Corona-Zeit umgezogen und hatte noch keinen festen, neuen Allgemeinarzt gefunden und war auf der Suche." Über Doctolib fand sie sofort einen Arzt in ihrer Nähe und konnte online direkt einen Termin vereinbaren.

Ein Service, den auch viele Ärzte zu schätzen wissen. Der Hausarzt Viorel Bucur aus Hanau erzählt zum Beispiel, es entlaste seine Mitarbeiter deutlich, wenn das Telefon nicht mehr ständig klingle und weniger Patienten wegen Terminen anrufen würden: "Immer mehr machen das über Doctolib, vor allem die jüngeren Patienten, das nimmt deutlich zu von Monat zu Monat - die sogenannte Facebook-Generation." Und die wolle sich um Termine auch mal abends oder am Wochenende kümmern, erzählt der Hausarzt. Mit Doctolib kann er ihnen das alles bieten. Das lässt er sich im Monat rund 130 Euro kosten.

Arztbesuche der letzten Jahre werden gespeichert

Ein Knackpunkt ist allerdings: Wollen Patienten den Online-Service zur Terminvereinbarung nutzen, müssen sie dort ein neues Nutzerkonto anlegen. Sie werden nach ihrer E-Mail-Adresse und Telefonnummer gefragt, außerdem nach ihrem Namen, Vornamen und Geburtsdatum. In dem Konto werden die Arztbesuche der letzten Jahre gespeichert, selbst medizinische Dokumente können darüber verwaltet werden.

Der hessische Datenschutzbeauftragte Alexander Roßnagel stellt klar, diese Daten dürften nur für die Online-Terminvergabe genutzt werden: "Bei Doctolib als Auftragnehmer ist es so, dass sie die Daten nicht für andere Zwecke verarbeiten dürfen." Doch genau das soll Medienberichten zufolge passiert sein. Doctolib soll Daten zum Beispiel an Facebook weitergegeben haben. Das hat auch viele Ärzte, die das System nutzen, nervös gemacht. Etwa die Zahnärztin Susanne Pucher aus der Nähe von Gießen: "Das hat mich am Anfang natürlich beunruhigt, das macht auch nachdenklich."

Datenschutzbeauftragter rät Ärzten zu vorsichtigem Umgang

Doctolib selbst bestreitet die Vorwürfe: Man verkaufe keine Daten an Dritte. Allerdings habe es einen Hackerangriff gegeben, diese Sicherheitslücke habe man mittlerweile behoben. Der hessische Datenschutzbeauftragte Roßnagel sagt, Ärzte könnten die Online-Plattform zwar gerne nutzen, aber sie sollten damit vorsichtig umgehen: "Für Ärzte ist das insofern interessant, weil sie das System verwenden können für die Terminverwaltung und Terminerinnerung, aber sie verlieren dadurch nicht ihre Verantwortung."

Er gibt ein weiteres Beispiel: Es sei schon vorgekommen, dass Doctolib Patienten per SMS oder E-Mail an Termine erinnert habe, ohne dass sie dazu ihre Erlaubnis gegeben hätten. Die müssten die Ärzte einholen und vorher informieren, sonst seien am Ende auch sie mit verantwortlich. Da sieht auch Doctolib die Ärzte in der Pflicht. Man biete aber Formulare und Schulungen zu dem Thema an.

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