Ein Schild mit der Aufschrift Hamam

hr-iNFO-Redakteurin Anne Baier war kürzlich als Verstärkung im ARD-Studio Rabat. Nach Feierabend nutzt sie die Gelegenheit und besuchte einen echten Hamam - und erlebte einige Überraschungen.

Ja, zugegeben, ich war ein bisschen aufgeregt vor meinem ersten Besuch in einem marokkanischen Hamam. Denn ich war vorgewarnt worden: Es gebe hier keine Berührungsängste. Was das wohl heißen mag? Von außen hat es erst mal so gar nicht meinen europäischen Vorstellungen von einem orientalischen Dampfbad mit schönen bunten Kacheln und geschwungenen Eingangstoren entsprochen. Allein der Name: Ninas Touch! Aber typisch Europäerin: Es ist eben nicht alles im Folklore-Style.

Beauty-Salon Ninas Touch

Nein, es ist ein hochmoderner Schönheitssalon. Eher mit viel Kitsch und freundlichen Mitarbeiterinnen in braunen Arbeitsklamotten, mit vielen bunten Plastikblumen, die von der Decke hängen, mit Wänden in Rosa, Gold und einem ganz großen Porträt von Frida Kahlo, Schönheitsprodukten aller Art in den Regalen, vielen Waschbecken und Spiegeln und natürlich einem riesigen Bildschirm. Ein Schönheitssalon, indem sich Marokkanerinnen die Haare und Nägel machen lassen und in dem auch sonst alles angeboten wird: Enthaarung, Hautlifting, Massage oder eben Hamam.

Wie ein Schleuderwaschgang bei 40 Grad

Ich bekomme einen frischen Minztee und dann geht es auch schon los und ich werde in den hinteren Teil des Ladens geführt. Hinter der Tür öffnet sich der Hamam und Fatiha empfängt mich freundlich im Badeanzug. Ich ziehe mich aus und dann geht es rein in den kleinen, vollkommen in rosafarbenen Marmor ausgekleideten Raum nebst einer Marmorliege: Rosa, warm, dampfig und dazu säuselt leicht esoterische Gitarrenmusik aus unsichtbaren Lautsprechern. Was ich dann erlebe, lässt sich wohl am besten mit einem Schleuderwaschgang bei 40 Grad beschreiben, nebst mehrmaliger Vor- und Nachwäsche.

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„Alles wird super“ Fatiha, Hamam-Mitarbeiterin Fatiha, Hamam-Mitarbeiterin
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Fatiha schrubbt meine Haut mit einem harten Waschlappen oder Schwamm so feste, bis sie sich abpellt und dann werde ich abgespült von Kopf bis Fuß. So muss es sich als Kind angefühlt haben, wenn einem die Mutter die Nase zugehalten hat und man dem warmen Wasserstrahl absolut ausgeliefert war. Dann klatscht Fatiha eine braune Packung auf meinen Rücken. Vielleicht Henna oder Lehm? Zumindest ist sie braun. Egal!  Ich bekomme eine Wasserdusche und schon ist alles weg.

Wie neugeboren

Dann kommt schon der nächste Tiegel. Dieses Mal schmeckt es nach Salz und auf einmal fängt die Haut anzubitzeln. Muss das so sein, frage ich mich. "Ja, alles kein Problem", beruhigt Fatiha mich und sagt immer wieder: "Alles wird super!" Danach würde ich mich rundum wohlfühlen und meine Haut würde strahlen. Doch dann bekomme ich schon wieder kaum mehr Luft: Eine dicke Cremeschicht hat meine Nasenlöcher verstopft. Letztendlich bin ich so ölig, dass ich wie ein Stück Seife auf der Marmonliege hin und her flutsche. Hoffentlich falle ich nicht runter. Dann noch Haare waschen. Wieder mit einer Spülung. Oder war das Öl? Ich weiß es nicht. Einfach abspülen und fertig.  

Als ich nach einer halben Stunde - oder war es länger? Ich habe da jedes Zeitgefühl verloren - in einen weißen Bademantel gepackt und mit einem Handtuchturban auf dem Kopf aus dem Waschraum stolpere und auf die Ruheliege sinke, da verstehe ich, was Fatiha gemeint hat: Ja, jetzt kommt die Erholung und eine wohlige Welle von Entspannung macht sich breit. Beim Verlassen des Hamams sehe ich mein Gesicht im Spiegel. Es ist vor allem eines: rosig. Ich fühle mich auf eine angenehme Art erledigt und auch ein bisschen wie neu geboren.

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