„Mobile grüne Zimmer“ heissen bepflanzte Container, in denen Passanten auf dem Großmarkt in der Innenstadt von Frankfurt einen Schattenplatz finden.

Ganz Hessen stöhnt unter der Hitze. Aber besonders schlimm ist es in den zentralen Lagen der größeren Städte. Und in naher Zukunft sollen die Temperaturen dort noch viel häufiger in bedenkliche Höhen klettern. Damit Hessens Großstädte lebenswert bleiben, rüsten sie sich für eine heiße Zukunft.

Im Hochsommer ist das Dern‘sche Gelände in Wiesbaden nicht unbedingt ein empfehlenswertes Pflaster. Marion Hemfler, die Leiterin des hessischen Fachzentrums Klimawandel, führt das bei ihren Spaziergängen zum Stadtklima gern vor. Hier, genau in der Stadtmitte, wird die 30-Grad-Marke besonders häufig geknackt. Das zählt für Hemfler als Hitzetag: „Im hessischen Durchschnitt gibt es langjährig ungefähr sechs heiße Tage. In diesem Bereich von Wiesbaden sind es 18. Das liegt daran, dass wir uns hier in einem Bereich befinden, der dicht bebaut ist, der komplett versiegelt ist und in dem fast kein Stadtgrün steht.

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„Das heißt, wer in der Innenstadt wohnt, wohnt in der Regel in einer Hitzeinsel.“
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Diese Zutaten sind in den dicht bebauten Zentren fast immer gegeben. Und sie sorgen dafür, dass sich die Städte im Sommer extrem aufheizen, sagt die Leiterin: „Man sieht, dass das Umland sehr viel kühler ist, dass wir zum Teil Temperaturunterschiede von sechs oder sieben Grad haben. Das heißt, wer in der Innenstadt wohnt, wohnt in der Regel in einer Hitzeinsel.

Hinter einer dunklen Fassade oder unter einem dunklen Dach ist es am schlimmsten. Denn je dunkler ein Gebäude sei, desto mehr Wärme speichere es und das führe dazu, gerade in einer nicht-isolierten Dachwohnung, dass die Menschen massiv leiden.

An neuen Konzepten zum Hitzeschutz wird gearbeitet

Die Verantwortlichen in den hessischen Großstädten sind sich des drängenden Problems der so genannten Hitzeinseln bewusst. Überall werden Konzepte entwickelt, die dabei helfen sollen, dass das Leben dort auch in Zukunft lebenswert bleibt. Die Offenbacher Umweltdezernentin Sabine Groß formuliert es bei einer Klimasprechstunde mit Bürgerinnen und Bürgern so: „Wo wir hinmüssen, ist, dass wir mehr Grün in die Stadt bekommen, dass wir mehr Flächen entsiegeln, dass wir einfach mehr Natur in die Stadt wieder zurückholen.“

Dafür werden zum Beispiel die Dächer öffentlicher Gebäude begrünt. Und wer zugunsten von neuem Grün einen Parkplatz auflöst, kann dafür eine Prämie beantragen. Wie andere hessische Städte auch will Offenbach Schwammstadt werden – also ein Ort, an dem Regenwasser nicht einfach nutzlos wegfließt.

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„Wo wir hinmüssen, ist, dass wir mehr Grün in die Stadt bekommen, dass wir mehr Flächen entsiegeln, dass wir einfach mehr Natur in die Stadt wieder zurückholen“
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Die Idee wurde bereits in eine Satzung gegossen, sagt die Umweltdezernentin: Wer neu baut oder größer, muss dafür sorgen, dass das Regenwasser nicht einfach in der Kanalisation landet, sondern vor Ort versickert, gespeichert wird und damit fürs Grundwasser für die Bäume wieder zur Verfügung steht. Das wird dem Grün in der Stadt und damit auch dem Mikroklima helfen - irgendwann.

Bauvorhaben müssen an den Klimawandel angepasst werden

Das heiße Großstadtpflaster merklich abkühlen werden solche Maßnahmen aber kaum. Die Hitzeinseln seien keine Befindlichkeit, sondern Realität, sagt die Offenbacher Umweltaktivistin Barbara Levi-Wach: „Die Luft ist einfach unangenehmer zum Atmen.“ Es sei nachweislich heißer und nicht nur ein Gefühl.

Und es würde schlimmer. Laut Marion Hemfler vom Fachzentrum Klimawandel dürften sich die Hitzetage im Herzen von Wiesbaden in den kommenden Jahrzehnten verdoppeln. Bauvorhaben müssen entsprechend angepasst werden. Bei einem Projekt in Wiesbaden wurde das umgesetzt. Vorbildlich, wie Hemfler findet: „In diesem Neubauquartier hat man zum Beispiel helle Fassadenfarben genommen, hellen Belag und es gibt außenliegende Verschattung von den Wohnungen. Oben ist eine extensive Dachbegrünung, es gibt beschattete Innenhöfe und das Ganze steht auf dem Dach einer Tiefgarage.“

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„Alles, was den Organismus noch zusätzlich belastet zu der aktuellen Hitze sein lassen, verschieben auf Tage, in denen die Temperaturen angenehm sind“
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Damit die Menschen auch mit extremer Hitze fertigwerden können, werden sich Hessens Großstädte verändern müssen - aber das ist die Zukunft. Jetzt zählt für die meisten dann doch eher das, was hr-Wetterexperte Wolfgang Rossi bei Bullenhitze rät: „Alles, was den Organismus noch zusätzlich belastet zu der aktuellen Hitze sein lassen, verschieben auf Tage, in denen die Temperaturen angenehm sind.“

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