Kundin in einem Supermarkt in Magdeburg (picture alliance / dpa)

Ab November sollen zahlreiche Filialen von Aldi Nord kürzere Öffnungszeiten haben, um Energie zu sparen. Auch in Hessen setzen einzelne Händler bereits darauf - und machen durchaus positive Erfahrungen. Doch nicht alle sind überzeugt von dem Konzept.

Die Lichter dunkel, die Rolltreppe still, die Tür zu: Seit Anfang Oktober bleibt das Möbelhaus Schaumann in Kassel immer montags geschlossen. Beratungen gibt es dann nur noch online. Denn das Möbelhaus will einen Beitrag dazu leisten, dass in diesem Winter weniger Energie verbraucht wird, erklärt Geschäftsführerin Lena Schaumann. „Natürlich drosseln wir die Heizung, natürlich tun wir nebenbei auch noch ganz, ganz viele Dinge. Aber als diese Idee aufkam, war uns einfach klar, diesen großen Hebel haben wir nur mit so einem Tag, weil das einfach auf einen Schlag 17 Prozent Strom spart.“

Große Ketten wollen bislang nichts ändern

Energiesparen durch eingeschränkte Öffnungszeiten - das machen bisher nur wenige Geschäfte in Hessen etwa. Der Edeka-Markt in Fürth im Odenwald schließt seit etwa zwei Wochen statt um 21 Uhr schon um 20 Uhr. Auch ein Edeka-Markt in Reichelsheim. Doch große Ketten wie Rewe oder Alnatura wollen bislang nichts an den Öffnungszeiten ändern.

Auch Tatjana Steinbrenner will in ihrem Kaufhaus Ganz in Bensheim weder früher schließen noch einen Tag komplett streichen: „Weil wir hoffen, dass wir dieses Jahr vielleicht doch ein bisschen Weihnachtsgeschäft haben nach zwei wirklich sehr, sehr schwierigen Jahren. Insofern werden wir auf alle Fälle unsere Öffnungszeiten beibehalten vor Weihnachten. Das neue Jahr - mal schauen.“

Appell für freie Entscheidung

Auch Tatjana Steinbrenner weiß, dass die Klimageräte, die Rolltreppe und auch die Heizung viel Energie verbrauchen. Aber sie sieht ihr Kaufhaus auch als wichtigen Nahversorger und Anziehungspunkt in der Bensheimer Innenstadt. Daher sagt Tatjana Steinbrenner auch in ihrer Rolle als Vizepräsidentin der IHK Darmstadt: „Ich appelliere an alle - keine Regulierung der Öffnungszeit. Wir sind alle Unternehmer,  lassen Sie uns frei entscheiden, wann wir unsere Läden öffnen und schließen.“

Allgemein kürzere Öffnungszeiten hatte im September der Geschäftsführer der Fuldaer Supermarktkette Tegut gefordert. Vor einer so generellen Regel warnt aber auch Patrick Peckmann vom Handelsverband Nordhessen. Denn ob das etwas bringt, komme auf viele Faktoren an. „Was hab ich überhaupt schon in der Vergangenheit gemacht, um gegebenenfalls Energiekosten zu reduzieren? Aber natürlich, es kommt auch aufs Sortiment an. Wann generiere ich meinen Umsatz? Und nur so kann ich am Schluss wirklich wirtschaftlich entscheiden, was ergibt für mich Sinn, damit ich eben nicht noch Umsätze verliere, die ich sonst generieren könnte.“

Keine negativen Auswirkungen auf Umsatz

Von Unternehmensseite gibt es also noch Zurückhaltung. Einige Kasselerinnen und Kasseler dagegen wären sogar für kürzere Öffnungszeiten: „Ich finde das positiv, wenn die versuchen, dadurch sozusagen die Energiekosten zu senken.“ - „Früher ging das auch, dass ich bis dreizehn Uhr meine Einkäufe erledigt hatte.“ – „Ich hätte Verständnis, weil die höheren Energiekosten sind ja nun mal da. Und die andere Variante wäre ja, man würde das auf die Preise niederschlagen. Und dann hätte ich auch einen Nachteil.“

Auch die Kundinnen und Kunden von Lena Schaumann in ihrem Möbelhaus haben Verständnis für den sogenannten Green Monday, an dem das Möbelhaus dunkel bleibt. Und so zieht die Geschäftsführerin nach den ersten Wochen auch ein positives Fazit: „Es wirkt so, als würden die Leute, die vorher montags gekommen sind, Dienstag und Mittwoch kommen. Im Wochenumsatz haben wir absolut keine negative Auswirkungen - im Gegenteil.“ Und so kann sich Lena Schaumann inzwischen sogar vorstellen, dass das Kasseler Möbelhaus dauerhaft montags geschlossen bleibt.

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